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Dirty

Dirty

Titel: Dirty Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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Spaß.“
    Ich wollte nicht streiten, aber andererseits konnte ich mir auch beim besten Willen nicht vorstellen, ihm meine Eltern vorzustellen. „Es ist sehr kompliziert, Dan.“
    „Elle, offenbar ist das meiste in deinem Leben sehr kompliziert.“
    Dann legte er auf, und ich starrte einen Moment lang das Telefon an. Dieses Mal rief ich ihn nicht wieder an.
    Meine Mutter saß ganz allein am Tisch. „Daddy konnte nicht kommen.“
    „Wieso nicht?“
    „Er hat zu tun, Ella. Ist doch auch egal.“ Sie verrührte Süßstoff in ihrem Tee.
    „Es ist nicht egal, du hattest gesagt, dass er kommen würde. Ich hätte ihn gerne gesehen.“
    Sie schniefte. „Wieso? Bin ich nicht gut genug?“
    „Darum geht es nicht.“
    Sie schürzte die Lippen. „Wenn du dir solche Sorgen machst, hättest du uns auch zu Hause besuchen können.“
    Wortlos blickten wir uns an, bis der Ober kam. Sie bestellte für uns beide, ein Gericht, das ich nicht mochte, und doch war ich dankbar, dass ich nicht über eine Bestellung nachdenken musste. Danach sprach sie ununterbrochen über die Hochzeit meiner Cousine, ich war bei dieser Feier nicht dabei gewesen. Und nichts hätte mich weniger interessieren können, aber zumindest füllten ihre Erzählungen den Raum zwischen uns, und wir mussten nicht wirklich miteinander sprechen.
    Diesmal zahlte sie. Wir verließen das Restaurant, und ich begleitete sie zum Parkplatz, als mir bewusst wurde, dass ich sie gar nicht gefragt hatte, wie sie überhaupt hierhergekommen war.
    „Ich bin gefahre?“, verkündete sie und wühlte in der Handtasche. Dann zündete sie sich eine Zigarette mit der Selbstverständlichkeit einer seit Jahrzehnten Süchtigen an. „Ich werde mich jetzt wohl langsam wieder daran gewöhnen müssen.“
    Für die Zukunft, wenn mein Vater nicht mehr da war. Das sagte sie zwar nicht, aber ich hörte es trotzdem. Diese einfachen Worte enthüllten mehr über die Krankheit meines Vaters als alles andere, und doch war ich nicht in der Lage, mit mehr als einem Murmeln zu reagieren.
    „Wirst du uns jemals besuchen kommen, Ella?“
    Ich sah ins Auto, in dasselbe Auto, das sie seit fünfzehn Jahren hatten. „Nein, Mutter. Ich glaube nicht.“
    „Du bist so ein egoistisches Ding. Ich verstehe dich einfach nicht. Dein Vater ist krank …“
    „Das ist nicht meine Schuld.“
    „Weißt du was?“, zischte sie. „Ich glaube, es ist an der Zeit, dass du endlich darüber hinwegkommst. Wie wäre das, Ella? Werde einfach damit fertig. Es ist schon zehn Jahre her. Ich kann nicht ständig auf den Knien vor dir herumrutschen und dich um Verzeihung bitten für das, was in der Vergangenheit geschehen ist.“
    „Mutter, es geht nicht um dich, okay?“
    „Worum dann? Sag es mir bitte, ich würde es nur zu gerne wissen.“ Ihr Ton strafte ihre Worte Lügen. „Ich würde nämlich wirklich gerne hören, dass es nicht um mich geht. Ich habe kapiert, dass du mich hasst, aber du könntest wenigstens deinen Vater besuchen. Es geht ihm nicht gut.“
    „Das ist nicht meine Schuld“, wiederholte ich, diesmal mit festerer Stimme. „Und du hast recht, vielleicht sollte ich einfach darüber hinwegkommen. Aber ich kann nicht.“
    Darauf wusste sie offenbar nichts zu entgegnen. „Wenn du dich so an die Vergangenheit klammerst, hast du keine Zukunft. Glaub mir.“
    „Guter Tip?“, sagte ich milde. „Wenn man bedenkt, von wem er kommt.“
    Sie starrte mich an. „Warum mache ich mir überhaupt die Mühe? Warum? Wenn ich doch nichts als Ärger mit dir habe? Vielleicht sollte ich es einfach lassen, Ella, sollte dich deinen eigenen Weg gehen lassen. Und jede Art von Beziehung zu dir einfach vergessen. Es ist unmöglich, mit dir zu reden. Denn du hörst niemandem zu, außer dir selbst.“
    Vermutlich stimmte das, auch wenn ich es nicht zugeben wollte. „Dann solltest du mich wirklich lassen. So wie Chad.“
    Tiefe Falten gruben sich in ihr Gesicht. „Erwähne ihn mir gegenüber nicht.“
    „Aber vielleicht sollten wir über Chad sprechen.“ Ich nannte seinen Namen mit Absicht, wollte sie zwingen, ihn zu hören. „Und ich denke, wir müssen auch über Andrew sprechen. Darüber, was geschehen ist. Wir haben nie ein Wort darüber verloren …“
    „Weil es darüber nichts zu sagen gibt.“ Ihr Gesicht glättete sich wieder wie durch Zauberhand. Sie blies den Rauch durch die Nase aus.
    Ich hatte viele Jahre lang versucht, zu vergessen. Hatte versucht, nicht darüber zu sprechen. Und jetzt, hier auf diesem Parkplatz,

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