Disturbance (Beachrats: Teil 10) (German Edition)
damit er Trey abholte. Es war sein Wunsch gewesen, eingeäschert zu werden und es sollte auch keine Trauerfeier geben. Ich fühlte mich wie betäubt, als wir uns ins Wohnzimmer setzten. Andy weinte nicht einmal, er saß einfach nur da und starrte ins Leere.
»Was können wir tun, Andy?«, fragte Kevin leise.
»Mein Gott, ihr habt bereits so viel getan«, sagte er. »Das werde ich nie wiedergutmachen können.«
»Denk nicht einmal daran«, sagte ich.
»Er hat nun seinen Frieden gefunden«, fuhr Andy fort. »Und mir geht es ähnlich. Ich hatte ein paar Monate lang Zeit, mich damit abzufinden, was passieren würde. Jetzt muss ich mich darum kümmern, mein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Wir haben acht Jahre lang zusammengelebt. Trey und ich hatten niemals eine Hochzeit oder etwas Ähnliches, aber er war für mich das, was Kevin für dich ist, Rick. Wir waren Seelenverwandte, genauso wie ihr beiden es seid.«
»Wie lange war er schon krank?«, fragte ich.
»Er wurde mit neunzehn HIV-positiv getestet. Die Medikamente wirkten anfangs ziemlich gut, aber vor etwa sechs Monaten ist die Erkrankung voll ausgebrochen.«
»Neunzehn?«, fragte ich und sah Alex und Justin an.
»Ja. Sein erster Freund hat ihn infiziert. Er war damals erst ein Sophomore im College . Die Ärzte sind sich nicht sicher, warum die Krankheit so plötzlich ausgebrochen ist, aber scheinbar ist es manchmal so.«
Wir schwiegen eine Weile und Alex stand auf, um in die Küche zu gehen und Kaffee für uns alle zu kochen. Es dauerte aber nicht lange, bis er zurück war.
»Der Kaffee ist in ein paar Minuten fertig«, sagte er leise.
Ich wusste, dass er gerne irgendetwas tun wollte, aber es gab nichts, was man tun konnte. Wir konnten nur auf die Leute des Bestattungsunternehmens warten. Ich warf einen Blick auf meine Uhr und stellte fest, dass es schon 17 Uhr war.
»Vielen Dank für alles, was ihr getan habt«, sagte Andy unvermittelt. »Gebt mir bitte noch einen Tag oder so, dann bin ich hier verschwunden. Ist das okay?«
»Nein, ich befürchte, das ist nicht okay«, sagte Kevin. »Du wirst solange hierbleiben, bis du wieder auf die Beine kommst. Wo willst du überhaupt hin?«
»Ich weiß es nicht, aber ich kann mich nicht noch mehr aufdrängen, als ich es ohnehin schon getan habe.«
»Andy, hör mir zu«, sagte ich. »Sei bitte realistisch. In diesem Haus wohnen bereits zehn Personen. Meinst du wirklich, dass ein Elfter einen so großen Unterschied machen würde?«
»Was ist mit euren Möbeln?«, fragte Kevin. »Die sind sicher noch in eurem alten Apartment, oder?«
»Wir haben zuletzt in einem möblierten Apartment gewohnt. Unsere eigenen Möbel haben wir schon vor Monaten verkauft. All unsere Klamotten und unsere persönlichen Sachen haben wir mitgebracht. Das meiste davon ist noch in meinem Wagen.«
»Nun, dann solltest du die Sachen besser reinholen, denn du gehst nirgendwo hin, außer in das freie Zimmer im dritten Stock. In diesem Haus betrachten wir alle schwulen Typen als unsere Brüder. Ganz besonders die Leute, die hier wohnen. Damit bist du unser neuester Bruder. Wie alt bist du eigentlich?«
»Ich werde in einem Monat einunddreißig.«
»Er ist zu alt, um dein kleiner Bruder zu sein«, warf Justin ein. »Du und Kevin seid nicht mehr die einzigen Erwachsenen in diesem Haus.«
»Hat Trey Familie, die du benachrichtigen solltest?«, fragte Kevin und ignorierte Justins Stichelei.
»Seitdem ich ihn kenne, hatte er keinen Kontakt mehr zu seiner Familie. Er hat einen Cousin, der ebenfalls schwul ist und Trey hat mich darum gebeten, ihn anzurufen, wenn es soweit ist. Ich habe diesen Mann nie kennengelernt. Ich werde ihn später anrufen, wenn ihr nichts dagegen habt. Ich sollte auch meine Eltern anrufen.«
»Fühl dich einfach wie zuhause«, sagte ich. »Du bist nicht alleine und ich hoffe, dass du das niemals vergisst. Du gehörst jetzt zur Familie.«
Er stellte seine Kaffeetasse auf dem Tisch ab und sah uns an. Seit dem Tag, an dem er eine Woche zuvor in mein Büro gekommen war, sahen wir ihn zum ersten Mal weinen.
»Ich habe das Gefühl, dass wir irgendetwas tun sollten«, sagte Alex. »Aber ich weiß nicht, was.«
»Alex, warum helfen ein paar von euch Andy nicht mit seinen Sachen? Die Bestatter sollten jeden Augenblick hier sein.«
»Okay«, sagte Alex. »Gibst du mir bitte deine Wagenschlüssel, Andy?«
Er weinte noch immer, aber er zog sie aus seiner Hosentasche und reichte sie Alex.
»Spielt es eine Rolle, in welchem
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