Disziplinmanagement in der Schulklasse
schwierig.
Aktuelle Entwicklungskrisen (Pubertät)
Besonders negativ auf das schulische Disziplinverhalten kann sich die Pubertät auswirken. Der seelisch-biologische Wandel, Misserfolge in der Schule, Schwierigkeiten bei der Akzeptanz in der Gleichaltrigengruppe und bei der Sinn- und Identitätsfindung führen zu Stimmungsproblemen und seelischen Spannungen, die sich aggressiv und depressiv ausdrücken können. Ebenso nimmt die Abneigung gegen Fremdbestimmung und Appelle zu ( = Appellallergie). Eine weitere Folge der Pubertät ist der Rückgang der Leistungsbereitschaft. Viele Jugendliche möchten jetzt das tun, was ihnen Spaß macht. Schließlich wird der Moral- und Normkodex der Erwachsenen kritisch hinterfragt. Manche überschreiten ganz bewusst die gesetzten Grenzen. Solche Grenzüberschreitungen verschärfen sich dort, wo Jugendliche unter den Konformitätsdruck und die Einflussmacht von Cliquen, Banden, Sub- und Gegenkulturen geraten und unter Zwang Fehlverhalten produzieren.
Neurobiologische Störungen
Hirnfunktionelle Beeinträchtigungen können die Verhaltenssteuerung in starkem Maße erschweren. Die häufigste neurobiologisch verursachte Verhaltensstörung ist das Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom ADS. Es handelt sich um eine genetisch bedingte Störung der Aufmerksamkeit, die Krankheitswert besitzt. Sie basiert auf einer biochemischen Funktionsstörung im Bereich der Informationsverarbeitung zwischen den einzelnen Gehirnabschnitten. Man nimmt an, dass die für den Signaltransport im Gehirn verantwortlichen Neurotransmitter (Überträgerstoffe) nicht optimal wirken. Die Funktionsstörung tritt vor allem in Gehirnregionen auf, die für die Aufnahme und Verarbeitung von Sinneseindrücken, für die Aufmerksamkeitsund Konzentrationssteuerung sowie für die Handlungsplanung zuständig sind, und zwar im Frontalhirn und in den Stammganglien.
Das Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom tritt in verschiedenen Formen in Erscheinung. Nach dem Statistischen Manual der Amerikanischen Psychiatrischen Vereinigung DSM-IV sind zu unterscheiden:
Aufmerksamkeitsstörung mit Hyperaktivität/Impulsivität (ADHS)
Aufmerksamkeitsstörung ohne Hyperaktivität
Hyperaktivität/Impulsivität ohne Aufmerksamkeitsstörung
Man geht davon aus, dass etwa 3 bis 6 % der Schülerinnen und Schüler an ADS leiden. Jungen sind davon deutlich häufiger betroffen als Mädchen. Die Diagnose wird gestellt durch eine gründliche Anamnese, eine körperliche und neurologische Untersuchung, Fragebögen und neuropsychologische Tests.
Aktuelle Familienprobleme
Etwa 35 bis 40 % der Ehen werden über kurz oder lang von Krisen erfasst. Dies löst bei Kindern, die naturgemäß ein starkes Harmoniebedürfnis aufweisen, schwere psychische Spannungen aus, die in Form von Fehlverhalten zum Ausdruck gebracht werden. Darüber hinaus produzieren Kinder aus Problemfamilien bewusst oder unbewusst Verhaltensstörungen, um auseinanderstrebende Eltern zusammenzuhalten. Ist die Familie endgültig zerbro-chen, kann sich die Alleinerziehersituation entwicklungsstörend auswirken. Entwicklungsstudien zeigen signifikante Beziehungen zwischen dem Fehlen des Vaters bzw. der Überforderung der Mutter und der Zunahme von schulischen Verhaltensproblemen.
Familiäre Erziehungsfehler
Auch in Familien, die strukturell in Ordnung sind und momentan keine gravierende systemische Störung aufweisen, können kindliche Verhaltensstörungen entstehen, und zwar aufgrund von Erziehungsfehlern:
Verwöhnend-permissive Erziehung: Die Eltern erlauben zuviel, setzen keine Grenzen und legen keinen Wert auf das Gleichgewicht von Leistung und Gegenleistung.
Inkonsistente Erziehung: Der elterliche Erziehungsstil pendelt zwischen Härte und Verwöhnung, die Kinder wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen.
Inkonsequente Erziehung: Für den Fall, dass ein Fehlverhalten erneut auftritt, wird eine Konsequenz angedroht. Überschreitet das Kind dann doch die Grenze, bleibt die Konsequenz aus. Es wird allerhöchstens geschimpft.
Vernachlässigende Erziehung: Die Kinder wachsen sich selbst überlassen auf. Die materiellen Bedürfnisse werden zwar meist befriedigt, die Kinder bleiben jedoch seelisch unterernährt.
Strafend-unterdrückende Erziehung: Die Eltern setzen zu enge Grenzen, sie sind kaltherzig und lieblos und wenden harte körperliche und seelische Strafen an.
Schulische Fehler
Der häufigste schulische Störungsbeitrag ist der Mangel an Normverdeutlichung, Grenzziehung und systematischer
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