Disziplinmanagement in der Schulklasse
Ruhe bitten und gleichzeitig das Problemverhalten eines einzelnen Schülers mit dem Blick und der Mimik regulieren.
Guter Unterricht
Eine gute Didaktik ist hilfreich und unerlässlich für Disziplin.
Jürg Rüedi
Der Unterricht ist der Kernprozess der pädagogischen Arbeit. Ziel des Unterrichts ist es zum einen, Schülerinnen und Schülern Wissen und Werte zu vermitteln. Zum anderen soll er sie zur Selbstständigkeit befähigen.
Es gibt zwei Betrachtungsweisen der Unterrichtsqualität. Die erste ist ein normativer Zugang, der auf Erwartungen beruht, die von Experten ohne empirische Grundlage formuliert worden sind. Beispielsweise kann eine Norm lauten, dass die Lehrperson sich an einem Stufenmodell orientieren muss. Oder man orientiert sich am Leitsatz, dass die Unterrichtsmethode immer wieder gewechselt werden muss. Auch die Forderung, so viel Schülerzentrierung wie möglich zu verwirklichen, ist ein weiteres Beispiel.
Die zweite Betrachtungsweise orientiert sich an der empirischen Unterrichtsforschung. Diese erfasst den Unterricht durch systematische Erkenntnisgewinnung mit dem Ziel, die Frage zu beantworten, welche Unterrichtsmerkmale Schülerinnen und Schülern zum Lernerfolg verhelfen. Aufbauend auf den empirischen Ergebnissen und unterrichtspraktischen Erfahrungen sind in vielen Ländern Qualitätsindikatoren gebildet worden, die bei der unterrichtlichen Qualitätsanalyse verwendet werden.
Die empirische Unterrichtsforschung hat Merkmale zu Tage gefördert, die bei optimaler Ausprägung Unterrichtserfolg wahrscheinlich machen (Brophy 2000, Helmke 2003). Ob sie in der Unterrichtspraxis tatsächlich auch den Lernerfolg der einzelnen Schülerinnen und Schüler zustande bringen, hängt letztlich von der Kompetenz der Lehrpersonen ab. Sie kann sich an folgenden Kriterien und Indikatoren orientieren:
Positives Unterrichtsklima
Das Unterrichtsklima hat einen erheblichen Einfluss auf die Lernmotivation und den Lernerfolg. Erstens wird ein gutes Klima erzeugt durch eine schülerzentrierte Grundhaltung, die gekennzeichnet ist durch Respekt und Interesse. Zweitens sind Aufwärmübungen und Rituale am Stundenbeginn lernförderlich. Drittens erleben es die Schülerinnen und Schüler als angenehm, wenn man sie in schwierigen Lernphasen ermutigt und für Erreichtes lobt. Und viertens ist es gut, wenn man ihnen Gelegenheit zum Unterrichtsfeed-back gibt (siehe unten).
Zielorientierung
Am Stundenbeginn wollen Schüler über die Lernziele informiert werden. Sie möchten wissen, was auf sie zukommt. Deshalb muss die Lehrperson Transparenz herstellen. Lässt sie die Klasse im Unklaren, entsteht keine Zugkraft. Die notwendige Klarheit kann man durch einen informierenden Unterrichtseinstieg schaffen. In Form eines Tafelanschriebs oder einer Folie wird kurz und bündig dargestellt, was wie warum gelernt werden soll.
Sinnorientierung
Schülerinnen und Schüler lernen lieber und aufmerksamer, wenn sie den Unterrichtsinhalt als persönlich bedeutsam und sinnvoll erleben. Gelingt diese Sinnstiftung nicht, gestaltet sich der Lehr-Lern-Prozess schwierig. Die Sinnbrücke zum Unterrichtsinhalt kann gebaut werden, indem an ihr Interesse angeknüpft wird, ihr Vorverständnis einbezogen wird und problem-haltige Fragen gestellt werden. Zentrales Medium dieser sinnorientierenden Arbeit ist das Unterrichtsgespräch.
Klare Unterrichtsstruktur
«Studien belegen, dass bei Schülerinnen und Schülern jene Lehrkräfte hohe Akzeptanz haben, die ihren Unterricht klar strukturieren…» (Wilde 2005, S.10). Einen gut strukturierten Unterricht erkennt man zuallererst an der klaren Folge der Unterrichtsschritte, die beim Einstieg beginnen und mit der Ergebnissicherung enden. Außerdem muss er sich an der stofflichen Gliederung zeigen. Weitere wichtige Indikatoren sind verbindliche Regeln und Rituale.
Verständliche Stoffdarbietung
Lernerfolg ist letztlich nur möglich, wenn die Schülerinnen und Schüler den Lernstoff verstehen. Egal, ob es sich um Arbeitsaufträge in schüleraktiven Unterrichtsphasen oder um Stoffdarbietung im Frontalunterricht handelt, ist auf Verständlichkeit größter Wert zu legen.
Verstehensprozesse werden gefördert durch einfache Sprache, visuelle Unterstützung, Beispiele und durch advanced organizers. Darunter versteht man vorstrukturierende Begriffe oder Zeichen, die eine Brücke bauen zwischen dem vorhandenen und dem neuen Wissen.
Kohärenz der Lerninhalte
Lerninhalte lassen sich besser verstehen und behalten,
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