Disziplinmanagement in der Schulklasse
ja sein, dass eine neue Störform entstanden ist, die sowohl die Lehrenden als auch die Lernenden nervt.
Wenn diese Form der Störungsprävention gelingen will, müssen sich die Lehrpersonen ihrer Vorbildfunktion bewusst sein. Das heißt zum Beispiel: Wer von den Schülern Pünktlichkeit fordert, muss selbst pünktlich den Unterricht beginnen.
Unterrichtsregeln
Ich bin pünktlich.
Ich mache meine Hausaufgaben.
Ich habe meine Arbeitsmittel dabei.
Ich arbeite mit.
Ich passe auf.
Ich melde mich, bevor ich etwas sagen möchte.
Nonverbale Verhaltenssteuerung
Der Körper ist die Übersetzung der Seele ins Sichtbare.
Christian Morgenstern
Die unterrichtliche Verhaltenssteuerung läuft auf zwei Ebenen ab, auf der verbalen und auf der nonverbalen. Die verbalen Botschaften der Lehrperson werden durch die Körpersprache ergänzt, verdeutlicht und strukturiert. Falls der verbale und nonverbale Anteil einer Botschaft nicht übereinstimmen, also auf der Beziehungsebene etwas anderes mitgeteilt wird als auf der Inhaltsebene, dominiert bei der Decodierung der nonverbale Aspekt. Bittet man mit zitternder Stimme um Ruhe, schließen die Schülerinnen und Schüler daraus: «Der hat Probleme, seine Forderung durchzusetzen, also können wir weiter stören.»
Zentrale Medien körpersprachlicher Kommunikation sind die Stimme, das Blickverhalten, die Mimik, die Gestik, die räumliche Distanz und die Körperstellung vor der Klasse (Heidemann 2007). Über sie läuft ein Großteil der unterrichtlichen Verhaltenssteuerung ab.
Das naheliegendste nonverbale Steuerungsmittel ist die Stimme. Sie macht es möglich, dem Empfänger mitzuteilen, wie ernst und entschieden etwas gemeint ist. Dies soll aber nicht so verstanden werden, als müsste man die Klasse besonders laut übertönen. Eine kräftigere Stimme genügt, um Aufmerksamkeit zu mobilisieren und zu bewirken, dass der Schüler oder die Klasse die Ernsthaftigkeit des Gesagten verstehen. Wer Probleme mit seiner Stimmkraft hat, kann es auch anders herum probieren, indem er leiser wird oder plötzlich schweigt. Diese Strategie vermag Störverhalten ebenso zu blockieren.
Eine wirksame Möglichkeit, Störverhalten zu regulieren, ist der Blick. Man sollte ihn so schweifen lassen, dass sich alle Schüler im Blickfeld befinden. Der Blick ist mit das wichtigste Merkmal erfolgreicher Klassenführung. Bei den Schülern entsteht der unmissverständliche Eindruck, dass die Lehrperson das Klassenzimmer unter Kontrolle hat. Der Blick darf aber nicht nur als Kontrollmittel eingesetzt werden, sondern er kann auch eine freundliche Interaktion mit der Klasse anbahnen helfen. Heidemann (2007) empfiehlt diesbezüglich, dass der Lehrer am Beginn der Stunde mit den freundlich dreinblickenden Schülern, den Plus-Leuten, Blickkontakt aufnimmt.
Wer den Schülern Stimmungen übermitteln möchte, muss von seiner Mimik Gebrauch machen. Dies funktioniert nur, wenn man sein Gesicht den Schülern offen zuwendet. Sie können dann die nonverbale Botschaft ohne Schwierigkeiten decodieren. Ein finsteres Gesicht sagt ihnen: «Oh, jetzt kann man mit ihm nicht spaßen!» Ein neutrales Gesicht drückt aus, dass jetzt Sachlichkeit verlangt wird. Mit einem freundlichen Gesicht signalisiert man, dass man sich in der Klasse momentan wohlfühlt, einen Schüler mag oder eine Leistung gut findet.
Mit der Gestik kann man dem Gesagten Nachdruck verleihen, etwas illustrieren und nicht zuletzt ein Geschehen dirigieren. Wer mit der Gestik führen möchte, sollte dies mit hochgehaltener Hand tun, mit den Armen in Brusthöhe und mit nach oben zeigender Handfläche. Auf keinen Fall soll man Schülern die Faust zeigen oder auf sie mit gestrecktem Zeigefinger zulaufen.
Was die räumliche Distanz als Steuerungsmittel betrifft, heißt die Grundregel: Je näher die Lehrperson, desto besser die Aufmerksamkeit der Schülerinnen und Schüler.
Auch die Körperstellung beeinflusst das Disziplingeschehen. Ein elementarer Fehler ist, den Großteil des Unterrichts hinter dem Pult zu verbringen. Wenn es um die Mitteilung wichtiger regulativer Botschaften geht, sollte man aufrecht vor der Klasse stehen und sich mit der ganzen Körperbreite präsentieren. Und wer einen Tafelanschrieb kommentiert, sollte sich umdrehen und zu der Klasse sprechen.
Bleibt schließlich zu erwähnen, dass die körpersprachliche Verhaltenssteue-rung dann besonders wirksam ist, wenn sie mehrkanalig gehandhabt wird. Beispielsweise kann man mit erhobener Hand die Klasse um
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