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Disziplinmanagement in der Schulklasse

Disziplinmanagement in der Schulklasse

Titel: Disziplinmanagement in der Schulklasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Keller
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oder einen Taschenrechner mit Statistikfunktionen besitzt, zusätzlich zum Mittelwert die Standardabweichung zu errechnen. Diese bringt zum Ausdruck, in welchem Maß die angekreuzten Werte um den Mittelwert streuen. Je geringer die Standardabweichung, desto homogener ist die Selbsteinschätzung der Klasse in Bezug auf das mit der Frage gemessene Merkmal.
    Die Ergebnisse werden mit der Klasse besprochen. Danach sollte ein Änderungsprogramm entworfen werden. Das heißt, dass die Schülerinnen und Schüler miteinander vereinbaren, gering ausgeprägte Verhaltensweisen häufiger als bisher zu zeigen. Nach 1-2 Monaten ist eine Erfolgskontrolle fällig. Das heißt, dass dieselbe Befragung noch einmal stattfindet und erneut ein Profil errechnet wird. Aus dem Vergleich der beiden Profile kann man nun ersehen, ob sich das Klassenverhalten tatsächlich verbessert hat.
    Obwohl durch die soziale Herkunft und die Persönlichkeit der einzelnen Schülerinnen und Schüler Grenzen gesetzt sind, kann die Klassenleitung die Gruppenstruktur und Gruppendynamik einer Schulklasse beeinflussen. Erste Voraussetzung für eine positive Gruppenentwicklung ist, dass die Klasse einen Kodex des Miteinanders entwickelt. Der Klassenkodex hängt als Poster an der Wand des Klassenzimmers und erinnert alle an ihre Verhaltenspflichten. Ausgangspunkt der Entwicklung eines Klassenkodexes ist folgende zentrale Frage: «Was dürfen dir die anderen nicht antun?» Diese individuellen Verhaltenswünsche werden auf Kärtchen geschrieben. Anschließend werden die Kärtchen von den Schülerinnen und Schülern vorgelesen und auf einer Stellwand oder auf dem Boden zu Gruppen ähnlicher Wünsche zusammengefügt. Die Gruppen erhalten regelartige Überschriften in der Wir-Form
    (z. B. «Wir gehen friedlich miteinander um»). Als Beispiel sei der folgende Kodex genannt:
Wir gehen fair miteinander um.
Wir achten uns gegenseitig.
Wir hören einander zu.
Wir äußern Kritik friedlich.
Wir sind höflich.
Wir sind ehrlich.
Wir haben Verständnis füreinander.
    Auf diesen Klassenkodex kann während des Schuljahres immer wieder Bezug genommen werden, und zwar vor allem dann, wenn Regeln verletzt worden sind. Die Regelverletzung ist der Ausgangspunkt eines klärenden Dialogs, den die Klasse unter Begleitung der Lehrperson führt. Außerdem sollte die Klasse in regelmäßigen Zeitabständen unter der Moderation des Klassenlehrers bilanzieren, welche Verhaltensziele in den letzten Wochen erreicht worden sind und welche weniger oder gar nicht. Als Konsequenz aus dieser Bilanz nimmt sich die Klasse vor, in der kommenden Zeit auf die Einhaltung vernachlässigter und verletzter Regeln besonders zu achten.
    Ein weiterer Schritt zur Förderung der Klassengemeinschaft ist der Klassenrat (Blum/Blum 2006). Das Modell des Klassenrates stammt von Rudolf Dreikurs, einem Schüler des Tiefenpsychologen Alfred Adler. Der Klassenrat ist ein Forum in der Schulklasse, das einmal pro Woche stattfindet. Hier erhalten alle Klassenmitglieder die Gelegenheit, Probleme und Konflikte anzusprechen und gemeinsam zu lösen. Das Forum dient nicht nur der kurzfristigen Konfliktlösung, sondern es soll langfristig dazu beitragen, Verantwortungsbewusstsein und Gemeinschaftsfähigkeit zu lernen. Beides sind nach Alfred Adler primäre Ziele der menschlichen Entwicklung.
    Der Klassenrat bedarf einer guten Struktur, will er tatsächlich auch gelingen. Eine erste Voraussetzung hierfür ist, dass eine Liste ausgehängt wird, auf der Besprechungsthemen vorher eingetragen werden. Die Sitzung selbst wird von einem Vorsitzenden geleitet. Er achtet auf die Einhaltung der Gesprächsregeln und ruft die Tagesordnungspunkte auf. Ein zweiter Schüler übernimmt das Protokoll. Seine Aufgabe besteht darin aufzuschreiben, was man an Konfliktregelungen und Problemlösungen vereinbart hat.
    Der Klassenrat sollte nicht sofort mit der Besprechung der Tagesordnungspunkte beginnen, sondern mit einer Anerkennungs- bzw. Wertschätzungsrunde. Jeder kann seine Anerkennung dafür ausdrücken, was ihm an einem Mitschüler besonders gefallen hat. Dieses wechselseitige positive Rückmelden schafft eine angenehme Atmosphäre und fördert das Selbstwertgefühl der Schülerinnen und Schüler.
    Nach dieser emotionalen Aufwärmrunde werden die Tagesordnungspunkte bearbeitet. Zu jedem Problem werden Lösungsvorschläge gesammelt und an die Tafel oder an das Flipchart geschrieben und besprochen. Anschließend wird über jeden Vorschlag abgestimmt

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