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Diva (DE)

Diva (DE)

Titel: Diva (DE) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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an, vervielfältigt zu einer Menschenmenge, die ganze Welt nur von uns beiden bevölkert, und sagt: »Bist du sicher, dass sonst niemand kondoliert hat?«
    Ich schüttle den Kopf. Nein. Niemand.
    Miss Kathie schält ihre kastanienbraune Perücke ab und reicht sie mir. Sie sagt: »Nicht mal ein Senator?«
    Der »Verflossene« vor Paco. Senator Phelps Russell Warner . Wieder schüttle ich den Kopf. Nein. Auch Terrence Terry nicht, der schwule Tänzer. Paco Esposito nicht, der zur Zeit in Lichtgestalt , einer neuen Hörfunksendung, einen heißblütigen, flamencotanzenden lateinamerikanischen Gehirnchirurgen spielt. Keiner dieser Verflossenen hat mit einem einzigen Wort sein Beileid ausgesprochen.
    Miss Kathie patscht mit Wattebäuschen die Schminke aus ihrem Gesicht und zupft sich das Perückennetz vom Kopf. Ihre Filmstarhände zerren die langen grauen Haarsträhnen los. Sie dreht den Kopf hastig hin und her, die Haare fallen auseinander und legen sich auf die rosa Schulterpolster ihres Satinmorgenmantels. Sie befühlt ein paar dünne Strähnen und sagt: »Meinst du, mein Haar hält es aus, noch mal gefärbt zu werden?«
    Das erste Symptom dessen, was Walter Winchell »Narr-zismus« nennt, tritt zutage, wenn Miss Kathie sich die Haare hellorange wie das Fell einer roten Katze färben lässt.
    »Optimismus«, sagt H. L. Mencken , »ist das erste Symptom dafür, dass eine Krankheit tödlich ist.«
    Miss Kathie wölbt je eine Hand unter je eine ihrer Brüste und hebt sie an, bis das Dekolleté ihren Hals umschließt. Sie besieht sich in den Spiegeln und sagt: »Warum kann dieser brillante Dr. Joseph Mengele in München nichts gegen meine Altfrauenhände unternehmen?«
    Der junge Westward ist bestenfalls das, was Lolly Parson s einen »Boy-ographen« nennt. Einer dieser lächelnden, tänzelnden jungen Herumtreiber, die sich ins Privatleben einsamer, verblassender Filmstars einschleichen. Als professionelle Zuhörer hören sich diese penibel gepflegten Statisten die vertraulichsten Mitteilungen an, verhätscheln starke Egos und schwächelnde Seelen, sammeln unentwegt die besten Anekdoten und Zitate und haben, sobald der betreffende Filmstar das Zeitliche segnet, stets ein druckreifes Manuskript zur Hand. All diese behaglichen Abende beim Cognac am Kamin zahlen sich eines Tages in Form von skandalösen Geständnissen und Bekenntnissen aus. Mister Rehauge ist zweifellos einer dieser Verführer, die sich nicht scheuen, jedes Geheimnis, jede Warze und jede Blähung in Miss Kathies Privatleben an die große Glocke zu hängen.
    Dieser Webster, dieser Möchtegern-Autor, trachtet offenbar danach, jene Art von intimer Enthüllungsstory zu schreiben, die Winchell eine »unautorisierte Sauerei« zu nennen pflegt. Literarisches Gegenstück einer Elster, rafft er die glänzendsten und trübsten Momente aller Prominenten an sich, die ihm über den Weg laufen.
    Meine Miss Kathie pflügt mit einem Finger durch einen Topf Vaseline , pappt einen fetten Klumpen des Schleims auf ihre oberen und unteren Schneidezähne, verreibt das Zeug und schiebt den Finger tief hinein, um auch die Backenzähne einzuschmieren. Sie lächelt ihr öliges Lächeln und sagt: »Hast du einen Löffel?«
    In der Küche, sage ich. In ihrem Bad haben wir keinen Löffel mehr, seit dem Jahr, als jeder zweite Song im Radio »Don’t Take Your Love from Me « von Christine, Dorothy & Phyllis McGuire war.
    Miss Kathies Ziel: abzunehmen, bis sie aussieht wie das, was Lolly Parsons ein »dürres Brathähnchen« nennt. Was Hedda Hopper ein »Skelett mit Lippenstift« nennt. »Ein vorbildlich frisierter Schädelknochen«, wie Elsa Maxwell Katharine Hepburn nennt.
    Sobald Miss Kathie auf der Suche nach besagtem Löffel das Zimmer verlässt, stemmen meine Finger eine Schachtel Badesalz auf und greifen ein paar grobe Körner. Die streue ich zwischen die Rosen und schwenke die Vase, um das Salz im Wasser aufzulösen. Meine Finger pflücken das Kärtchen aus dem Rosen- und Lilienstrauß. Ich falte das Pergament, zerreiße es einmal und zweimal. Falte und reiße, bis die Sätze nur noch Wörter sind. Bis die Wörter nur noch Buchstaben sind, die ich in die Toilettenschüssel rieseln lasse. Als ich die Spülung betätige, steigt in der Schüssel das Wasser, und die Pergamentfetzen beginnen zu rotieren. Aus den Tiefen des Abflussrohrs gurgelt eine verborgene Masse dort unten hängen gebliebener Papierschnipsel hoch. Schnipsel von Glückwunschkarten und hauchdünnen Telegrammen schwappen

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