Djihad: Islamistischer Terrorangriff mit gekapertem U-Boot (German Edition)
Verhältnis mit Sabine Sadler zu schildern.
„Wenn es ein Selbstmordversuch war, was werde ich dann hierher geschleppt und festgehalten?“ fragte Graf.
„Ja, wissen Sie!“ sagte Dr. Winter. „Auch bei Suiziden oder Suizidversuchen muss die Kriminalpolizei ermitteln. Es gab Ungereimtheiten. Wenn jemand sich die Pulsadern aufschneidet, weil er sterben will, schneidet er längs in die Vene und nicht quer über das Handgelenk. Frau Sadler studierte Medizin. Sie hat spätestens im ersten Semester gelernt, dass der Schnitt quer außer hässlichen Narben nichts bringt. Das hat also zu hochgezogenen Augenbrauen bei den Ermittlern geführt. Die Tatsache, dass sie in einer gefüllten Badewanne saß. Der normale Selbstmörder, der sich die Pulsadern aufschneidet, lässt zwar auch Wasser laufen, zieht aber den Stöpsel, damit das blutige Wasser abfließen kann. Frau Sadler lag in einer vom Blut rotgefärbten Brühe! Daraufhin haben sie tiefer gewühlt. Sie haben den ausgepumpten Mageninhalt untersucht. Das, was sich darin befand, wäre in der Kombination tödlich gewesen. Kein Zweifel. Aber Frau Sadler hätte in der Uniklinik Zugriff gehabt auf weit stärkere Mittel mit weit schnelleren Resultaten. Sie ging täglich damit um. Hätte es da nicht nahe gelegen, von diesem Zeug etwas einzustecken? Aber nichts davon! Eine Nachbarin hatte verdächtige Geräusche gehört. Als sie gucken gehen wollte, sah sie einen fremden Mann im Hausflur, der, statt den Aufzug zu nehmen, die Treppe heruntereilte. Die Wohnungstür von Frau Sadler war zu, aber nicht abgeschlossen. Wenn ich mich umbringen wollte, würde ich Wert darauf legen, bis nach meinem Ableben nicht gestört zu werden. Ich würde also den Schlüssel umdrehen und die Sicherheitskette vorlegen. War aber nicht. All dies lässt die Vermutung zu, dass Frau Sadler nicht freiwillig aus dem Leben scheiden wollte, sondern dass jemand versucht hat, nachzuhelfen. Herr Graf, wenn Sie bisher geglaubt haben, in einem Rechtsstaat zu leben, ist dies der rechte Moment, sich von dieser Illusion zu verabschieden!“
„Du denkst an einen Selbstmordanschlag?“ fragte Ezrah Goldstein.
Itzak Salomonowitz zuckte mit den Schultern.
„Was sonst?“ fragte er zurück. „Keine Marine der zivilisierten Welt würde ihre Angehörigen einer solchen Gefahr aussetzen. In einer Kampfsituation wäre eine Reise mit Nitroglycerin an Bord so gut wie Harakiri. Entweder wissen die Besatzungen nicht Bescheid darüber, in welcher Gefahr sie sich befinden, oder es ist ein kollektives Selbstmordkommando!“
„Also doch der befürchtete Anschlag mit dem Boot!“ sagte Goldstein. „Aber wann? Wo? Gegen wen?“
„Wir haben noch eine Menge Arbeit!“ antwortete Moishe Shaked.
Sie waren schon dabei, ihre Kaffeebecher und Pappteller zusammenzuräumen, als Shaked fragte:
„Ezrah, was ist mit der deutschen Schickse? Der Freundin von Graf? Ich höre, da gibt es ein ernstes Problem?“
„Ari hatte alles bestens vorbereitet. Einen herzzerreißenden Abschiedsbrief. Eine halbe Stunde später, und die Frau wäre hinüber gewesen. Allerdings ist Ari gesehen worden, als er die Wohnung verließ. Man hat die Frau zu früh gefunden. Sie konnte nicht erst in der kurzen Zeit nach Aris Weggang in diesen Zustand geraten sein. Jetzt ermittelt die Polizei gegen Unbekannt wegen versuchten Mordes. Ari hatte ihre Wohnung durchsucht. Was er nicht wissen konnte war, dass das Frauenzimmer bei einer Freundin einen Brief deponiert hatte, in dem sie ausführlich beschrieben hat, wie sie von Ari angeworben wurde und was sie für ihn hat tun müssen. Das Papier ist wenig schmeichelhaft für uns!“
„Und jetzt?“ fragte Salomonowitz.
„Die Frau liegt im Koma. Der zuständige Oberstaatsanwalt in Düsseldorf ist einer von uns. Der hat das Papier erst mal kassiert und sich an einen Bekannten im Auswärtigen Amt in Berlin gewandt. Auch einen von uns. Der hat sofort erkannt, welche Brisanz in der Unterlage steckt.“
„Ja, und jetzt?“ fragte Salomonowitz.
„Man wird versuchen, den Fall so darzustellen, als ob Rupert Graf veranlasst habe, Frau Sadler auszuschalten, nachdem er dahinter gekommen ist, dass sie ihn ausspionierte. Dies sollte geschehen, während er auf einer längeren Auslandsreise war, damit er nicht in einen direkten Zusammenhang gebracht werden könnte. Das ist mit Berlin abgestimmt. Sollte je herauskommen, was wirklich passiert ist, wäre dies für die Beziehungen zwischen Israel und Deutschland äußerst
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