Djihad: Islamistischer Terrorangriff mit gekapertem U-Boot (German Edition)
betroffenen Unternehmen sogar vor Strafverfolgung schützten. Was Graf aber als reichlich naiv empfand war die Vorstellung, der Bau der Boote könnte über längere Zeit geheim gehalten werden. Was geheim gehalten werden konnte, waren Leistungsdaten der Boote und ihrer Systeme, nicht aber die Tatsache des Baues an sich.
„Selbst wenn es Ihnen gelänge, den Kauf der Boote nicht bekannt werden zu lassen, was ich angesichts notwendiger Exportgenehmigungsfragen in sämtlichen Zulieferstaaten sehr bezweifele, Exzellenz, was nützen Ihrem Land dann Boote, die völlig überraschend zur Verfügung stehen, deren jeweiliger Standort danach aber allen einschlägigen Institutionen bekannt sein dürfte?“
„Was wollen Sie damit sagen, Mr. Graf?“
„Nun, es gibt kein U-Boot auf der Welt, das so leise ist wie die in Deutschland gebauten. Es müsste also mehr im Interesse Ihres Landes liegen, Boote zu besitzen, von deren Existenz man zwar weiß, die aber nicht aufgespürt werden können. Man weiß, es gibt sie, aber man weiß nicht, wo.“
Mit einer kurzen Handbewegung verscheuchte Mahmut den Kellner, der ihre leeren Teller abräumen wollte.
„Auch andere Länder bauen gute U-Boote, Mr. Graf!“
„Zweifellos, Exzellenz. Aber bei entscheidenden Technologien sind wir ein paar Nasenlängen voraus. Der Grund ist einfach: Dadurch, dass unsere Industrie so viele Exportaufträge hat, kann sie mehr Geld in neue Entwicklungen stecken als unsere Wettbewerber. Und dieser Sachverhalt kommt allen neuen Kunden zugute.“
Rupert Graf sah, dass Scheich Mahmut an dieser Antwort zu kauen hatte. Selbst wenn Mahmut weitgehend freie Hand bei der Auswahl des Lieferanten haben sollte, würde er nicht mit einem zweitklassigen Produkt ankommen dürfen.
„Wie schnell können Sie liefern, Mr. Graf?“ fragte Mahmut nach einer kurzen Pause. „Wann ist das erste Boot einsatzbereit?“
„Das hängt von der Ausstattung der Boote ab. Liefern? Das erste Boot in vier, eher in fünf Jahren. Bis die Boote getestet sind und die Mannschaften trainiert, noch mal zwei Jahre dazu. In sechs Jahren könnte ein erstes Boot durchaus operativ sein.“
Mahmut, der gerade im Begriff gewesen war, einen Schluck Wein zu trinken, verschluckte sich und begann zu husten. Der Hustenanfall schien gar nicht aufzuhören. Als Mahmut wieder nach Luft schnappen konnte, war er hochrot im Gesicht.
„Das kann nicht Ihr Ernst sein, Mr. Graf!“
Ahmed Falouf wunderte sich über die Stille, die ihn umgab. Und über die Finsternis. Es war stockfinster. Und totenstill.
Ahmed versuchte, sich zu bewegen, aber irgendetwas hinderte ihn. Den Kopf konnte er nur wenige Zentimeter nach rechts oder links drehen. Arme und Beine konnte er gar nicht bewegen, lediglich die Fingerspitzen. Und seine Zehen. Es fühlte sich an, als sei er vom Hals abwärts bandagiert wie eine Mumie.
Nur langsam fiel ihm ein, dass er mit einem Auto entführt worden war. Dass ihm jemand eine Injektionsnadel in den Arm gestoßen hatte.
Und jetzt lag er hier.
Ahmed Falouf versuchte, herauszufinden, ob er Schmerzen hatte. Fühlen konnte er nichts. Aber da er Fingerspitzen und Zehen hatte bewegen können, wusste er, er war nicht gelähmt.
Er versuchte, etwas zu sagen, aber aus seinem Hals kam nur ein heiseres Krächzen.
Wieso war er in das Auto gezerrt worden? Sie hatten ihn gezogen und gestoßen! Aber wer? Er hatte niemanden erkennen können. Aber es war ja auch so schnell gegangen!
Ahmed Falouf fühlte nichts. Das machte ihm Angst. Es war unheimlich. Alles war unheimlich, die Stille, die Dunkelheit, das Fehlen jeglichen Geräusches. Er überlegte, ob er tot sei. Aber dann würde er wohl nicht atmen. Er hatte in seinem Leben etliche Tote gesehen, seinen Großvater, seine Onkels. Freunde, die von den Israelis erschossen worden waren. Keiner von denen hatte mehr geatmet. Aber er atmete. Nach einigem Überlegen und nach nochmaliger Beobachtung seiner Atemzüge beschloss Ahmed Falouf, er war nicht tot!
Auf einmal kamen ihm seine Gedanken reichlich albern vor. So albern, dass er lachen musste. Allerdings klang sein Lachen nicht belustigt, sondern hörte sich seltsam heiser an. Und es tat weh, wenn er lachte. Die ganze Brust tat ihm plötzlich weh. So weh, dass ihm Tränen in die Augen stiegen. Die kitzelten, als sie seitwärts aus seinen Augenwinkeln rannen, aber er war außerstande, sie wegzuwischen. Er konnte sich ja nicht bewegen. Er merkte, das Geräusch, dass er jetzt von sich gab, klang mehr wie ein
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