Djihad: Islamistischer Terrorangriff mit gekapertem U-Boot (German Edition)
jederzeit in Kontakt zu Ariel treten.
Rupert Graf, auf dessen Mailbox sie vor einigen Tagen gesprochen hatte, hatte sich noch nicht gemeldet.
Sabine hatte allerdings von Simone erfahren, Graf war unterwegs, und auch wenn sie etwas beleidigt war, dass er noch nicht zurückgerufen hatte, so musste sie sich eingestehen, dass sie ja auch nur gesagt hatte:
„Nichts Wichtiges. Ich wollte nur mal hören, wie es so geht.“
Wie ihr im Nachhinein eingefallen war, hatte sie nicht mal ihren Namen genannt. Womöglich hatte Rupert, mit seiner Mailbox aus irgendeinem fernen Land verbunden, ihre Stimme nicht mal erkannt!
Auch als sie jetzt den einzigen in das Verzeichnis des Telefons angegebenen Anschluss drückte, hörte sie lediglich Ariels Stimme sagen: „Hinterlassen Sie nach dem Signal eine Nachricht!“
Diesmal bat sie ausdrücklich um einen Rückruf.
Hakeem bin Zaif hatte Heimweh.
Die Stadt Hamburg war groß und unüberschaubar, das Wetter schlecht, wie man ihm sagte, zu kühl für die Jahreszeit, windig, regnerisch. Er war zwar schon häufig außerhalb Saudi Arabiens gewesen, und somit war Regen für ihn nichts Neues. Aber noch nie war er in einer Stadt gewesen, in der dermaßen viel eiskaltes Wasser vom Himmel fiel wie in Hamburg!
Seine Deutschkenntnisse machten keine erkennbaren Fortschritte. Wenn er geahnt hätte, wie schwierig diese Sprache war, er hätte sich kaum auf Deutschland eingelassen als Platz für sein Studium.
Die Mitarbeiter der Gesandtschaft in Berlin hatten eine ungemütlich möblierte Dreizimmerwohnung für ihn in einem modernen Wohnblock in der Nähe der Universität gefunden. Der junge Feldwebel aus dem Stab des Verteidigungsattachés, Abd el Abd, der in Frankfurt am Ankunftsgate auf ihn gewartet hatte, war einige Tage in Hamburg geblieben, um Hakeem behilflich zu sein. Abd el Abd hatte Hakeem nicht nur zu den verschiedenen Behörden begleitet, er hatte sich auch um den Abschluss diverser Versicherungen gekümmert – offenbar konnte man sich in diesem Land gegen alle erdenklichen Risiken versichern. Abd el Abd hatte Hakeem weiterhin in die Geheimnisse des Hamburger öffentlichen Nahverkehrs eingeweiht und ihn damit vertraut gemacht, wie er mittels Hochbahn, U-Bahn, S-Bahn, Bussen sich in der Stadt bewegen konnte.
Abd el Abd hatte Hakeem auf dessen Bitte in einem in der Nähe befindlichen Supermarkt die Lebensmittel gezeigt, die Hakeem würde essen können, ohne die Vorschriften des heiligen Korans zu verletzen. Hakeem hatte sich die Namen und Marken der Produkte notiert.
Gegessen hatten sie stets in Restaurants, sogar in einigen recht schönen oder zumindest schön gelegenen, aber Hakeem war angeekelt gewesen von den Mengen alkoholischer Getränke, die die Deutschen zu sich nahmen. Abd el Abd und er hatten nur Wasser oder Limonaden getrunken.
Dass Feldwebel Abd el Abd kein so gläubiger Muslim war wie er, hatte Hakeem daran erkannt, dass Abd el Abd sich um die täglichen Gebetszeiten nicht scherte. Er hatte Hakeem, der wegen der ständigen Regenwolken die Himmelsrichtungen nur ungefähr erkennen konnte, auf die Frage, in welcher Richtung Mekka läge, nur mit einer vagen Handbewegung, die viel Platz für Interpretationen ließ, gesagt:
„Da.“
Hakeem war deshalb nicht sicher, ob seine nach Mekka gerichteten Gebete an dieser heiligen Stätte tatsächlich Gehör finden würden.
Abd el Abd hatte, um Hakeem davor zu schützen, sich versehentlich dorthin zu verirren, auch gezeigt, wo sich die Stadtteile befanden, in denen Sünde und Unzucht herrschten.
Für Hakeem war es ein Beweis der Scheinheiligkeit der Ungläubigen, diese Viertel nach angeblich von ihnen so verehrten Heiligen zu benennen, und das Wort „heilig“ dabei auch noch im Namen zu führen! Er war zutiefst abgestoßen und doch aufs höchste fasziniert von einer verabscheuungswürdigen Gasse, in der üppige Frauen halbnackt in obszönen Posen ihre Körper hinter Schaufensterscheiben feilboten.
Sankt Pauli war eine Welt, die Hakeem al Zaif auf den Reisen mit seinen Eltern noch nirgendwo anders gesehen hatte. Er musste Abd el Abd bitten, ihm zu übersetzen, was sich hinter Begriffen wie Peep-Shows, Life Acts, Eros-Center, Bal Paradox und selbst den Namen von Bars wie „Ritze“ oder „Spalte“ verbarg. Abd el Abds Erklärungen ließen ihn schaudern. All dies war für Hakeem der Inbegriff von Verderbtheit, und gleichzeitig war er von einer seltsamen Erregung erfasst, und noch nächtelang träumte er von dem Gang mit Abd el
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