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Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen

Titel: Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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her.
    Wieder einmal war es Sina, die einlenkte. »O. k., entschuldige. Ich glaube, ich muss endlich respektieren, dass es dir mit deiner Kunstschatzsuche wirklich ernst ist.«
    Gabi sah sie nicht an, als sie antwortete: »Wenn das wieder eine deiner ironischen Bemerkungen …«
    »Nein, wirklich. Es tut mir leid. Weißt du, eigentlich finde ich deinen Einsatz echt bewundernswert. Ich hatte nie die Ausdauer, ausreichend Energie in die Verwirklichung meiner Ideen zu stecken. Was ja allein schon die Sache mit meinem Roman beweist – dem unvollendeten … « Gabi ließ sich nicht anmerken, ob sie Sinas Entschuldigung annahm. Sina versuchte es weiter und zog den Faltprospekt aus der Jackentasche, den sie im Wirtshaus ›Schwedenschanze‹ eingesteckt hatte: »Aber eins musst du zumindest zugeben: Übers Knie brechen kann man eine solche Suchaktion nicht. Wir haben kaum noch Tageslicht, und laut dieser Karte kannst du die Sache mit dem Bunkereingang in diesem Bereich der Insel eh vergessen.«
    Gabi blieb stehen, sah ihre Freundin interessiert an: »Gut, Schätzchen. Schwamm über unseren Disput. Was schlägst du also vor?«
    »Nichts. Jedenfalls heute nicht mehr.« Sina bemerkte, dass sich Gabis Nasenflügel bereits wieder bedrohlich zu blähen begannen, und fügte schnell hinzu: »Schau: Den Westteil des Geländes haben wir mit unserem Spaziergang quasi erledigt. Hier brauchen wir nicht weiter zu suchen, denn die Architekten müssen von Anfang an einkalkuliert haben, dass auf dieses Versorgungszentrum im Falle eines Angriffs die größte Wucht treffen würde. Folglich werden sie ihre Bunkereingänge wohl kaum in der Nähe platziert haben.« Gabi kniff ihre Augen zusammen, konzentrierte sich auf Sinas Kurzvortrag. Ihre Freundin nahm den Faden wieder auf: »Wenn es also einen unentdeckten Eingang zu den unterirdischen Anlagen gibt, dann in einem gut getarnten Gelände. Und das heißt in diesem Fall: Es muss ein Bereich sein, der von oben, aus der Luft, schwer einsehbar ist. Da kommt nur ein Inselteil in Frage …«
    Gabis Lippen formten ein breites Lächeln, als sie fortsetzte: »Der Wald!«
    Die Frauen blieben stehen und blickten zu den Baumgruppen hinüber, die nur noch schemenhaft zu erkennen waren. »Genau«, sagte Sina, »der Wald, in den sich wegen der Blindgänger keiner mehr reintraut.«
    Gabis Stimme überschlug sich vor Begeisterung, als sie verkündete: »Gut. Dann werden wir uns den Wald vornehmen. Gleich nachdem wir uns ein bisschen unter der Bevölkerung umgehört haben.«
    Sina musste Gabis Optimismus bremsen: »Die Minen, Gabi! Auch wir sind nicht unverwundbar. Glaubst du denn, dass die Warntafeln für uns keine Bedeutung haben?«
    Gabi ließ diesen Einwand nicht gelten: »Mein Gott, dann musst du eben aufpassen, wo du hintrittst. Außerdem halte ich die ganze Sache für reichlich übertrieben. Da will nur jemand nicht, dass die Touristen den Wald zertrampeln. Ich wette, die Schilder stammen aus den 50ern. Die Minen sind längst geräumt, aber ein weiser Förster hat die Tafeln einfach stehen lassen, damit seine Schonungen ungestört gedeihen können.«
    Sina schaute ihre Freundin scheel an. »Für heute sind wir aber genug gelatscht, oder?«
    »Ja. Lass uns umkehren. Ich habe einen Bärenhunger von der ganzen Lauferei. Ich lade dich zu einem Glas Wein ein.«
    Nun musste auch Sina grinsen: »Der erste vernünftige Satz, den ich heute von dir höre. Aber zwei, drei Bier wären mir lieber.«
    Auf ihrem Rückweg zur Pension schlenderten die Freundinnen einträchtig nebeneinander her. Die Sonne war längst hinter dem Horizont verschwunden und das Trümmerfeld, durch das die Frauen spazierten, in ein diffuses Licht getaucht. Gabis Wissensdurst über die Insel und ihre verborgenen Geheimnisse war jedoch nicht gelöscht. »Mir ist nicht ganz klar, wozu das alles mal gedient hat.«
    Sina atmete tief durch. Nun konnte sie ihre Rolle als Fremdenführerin, an der sie im Auto so viel Spaß gehabt hatte, noch einmal aufnehmen. Sie wählte wieder den schulmeisterlichen Ton, als sie ausholte: »Du kennst doch die V2. Die überdimensionale Silvesterrakete, wie du es, glaub ich, neulich ausgedrückt hast.«
    Gabi kramte in der hintersten Ecke ihres Gedächtnisses: »Ja, ja, ich weiß: Das fliegende Ungetüm, das London in Angst und Schrecken versetzt hat, stimmt’s?«
    Sina nickte: »Die wurde von genau hier aus abgefeuert – und auch auf dieser Insel entwickelt und gebaut.«
    »In diesem entlegenen Winkel?« Gabi

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