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Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen

Titel: Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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heute jedes Vorschulkind, dass der Sputnik das erste Ding im All war.« Sie hob unwillkürlich den Kopf. »Und den haben, soviel ich weiß, die Russen hochgeschossen. Nicht die Nazis.«
    Die Frauen nahmen das frisch gezapfte Bier, ohne die Leidensmiene von Bernhard zu beachten. Sina ergriff übermütig das Wort: »Ja, ja, ja, das war doch aber viiiiel später. Schau dich nur mal hier um, in Peenemünde. Wenn du einen Blick für was anderes als Bilder hättest …« Leiser setzte sie fort: »Hier wurde schließlich die V2 gebaut, Hitlers Wunderwaffe. Diese Rakete ist Vorbild für alles, was bis heute in den Himmel geschossen wurde. Selbst nach über 50 Jahren noch topaktuell! Eine technische Mei…, Meiei…, Meisterleistung.«
    Gabriele lehnte sich gähnend zurück.
    Aber Sina wurde immer aufgeregter. »Das Beste kommst erst.« Sie schob mit fahrigen Handbewegungen einige der leeren Biergläser zusammen. »So – so wie diese Gläser kann man auch Raketen mündeln, äh, bündeln.« Sie versuchte, die Gläser gemeinsam anzuheben. »Die nötige Schubkraft…« Ein Glas rutscht ihr aus der Hand, fiel zu Boden und zerbrach.
    Bernhard fuhr erschrocken auf und sah die Frauen mit einer Mischung aus Ärger und Ratlosigkeit an. Gabriele holte peinlich berührt ihre Handtasche hervor und kramte entschlossen ihr Portemonnaie heraus. »Du meinst, auf deine himmelschreienden Erkenntnisse hätte die Wissenschaft gewartet? Ha! Dass ich nicht lache!«
    Sina reagierte sauer: »Ach, und du? Was willst du denn erreichen?«
    Gabriele winkte Bernhard heran, legte hektisch einige Geldnoten auf den Tresen und mahnte Sina mit strengen Blicken zur Ruhe. Die wurde durch Bernhards Auftritt für einen Moment aus dem Konzept gebracht und schenkte ihm einen Kussmund.
    »Sina, Kind …«, flehte Gabriele.
    Da brauste Sina auf: »Ich bin nicht dein Kind!« Sie schlug mit der Faust auf den Tisch. Bernhard trat erschrocken zurück. Sina keifte weiter: »Immer willst du das letzte Wort haben. Das stinkt mir! Wenigstens ein einziges Mal kannst du mir glauben. Ich mach ja sonst immer alles, was du sagst. Aber diesmal habe ich die Nase vorn. Den besserereren Riecher.« Ihre Augen strahlten plötzlich eine starke Entschlossenheit aus. Sie packte ihre Freundin am Arm: »Los! Wir fahren hin! Ich beweise es dir. Sofort!«
    Gabriele starrte sie entsetzt an. »Lass uns endlich aufs Zimmer gehen. Wir haben beide ziemlich viel getrunken«, drängte sie.
    Doch Sina war nicht zu bändigen. Sie erhob sich, zerrte am Pullover ihrer Freundin: »Du verträgst wohl nichts! Ich will’s jedenfalls wissen. Gib mir die Autoschlüssel.«
    Gabriele wollte widersprechen und sah unsicher zu Bernhard herüber. Der stand völlig verloren hinter der Theke, zuckte ratlos mit den Schultern. Um den armen Mann nicht weiter in die Bredouille zu bringen, beschloss Gabriele, ihrer Freundin nachzugeben. »O. k., du hast gewonnen. Aber lass wenigstens mich ans Steuer.« Sina schnellte wie auf Kommando herum und ging zur Tür. Gabriele verabschiedete sich mit einem entschuldigenden Kopfnicken von Bernhard und eilte ihrer Freundin nach.

35
    Gabriele schloss den Wagen ab. Das hieß: sie hatte vor, den Wagen abzuschließen, kam aber kaum mit dem Schlüssel zurecht. Betrunken wie sie war, bereitete es ihr einige Probleme, gleichzeitig eine Taschenlampe zu halten und das Schlüsselloch zu finden. Sina eilte voraus, leuchtete mit ihrer Lampe den holprigen Weg ab. Der Lichtstrahl hüpfte wie wild vor ihr auf und ab.
    »He, Sina, warte! Dieses blöde Schlüsselloch will einfach nicht stillhalten.«
    »Du musst es überraschen«, tönte Sina aus fünf Metern Entfernung. »Stoß mit dem Schlüssel zu, wenn das Loch nicht damit rechnet.«
    Gabi streckte ihrer Freundin die Zunge heraus, was in der tiefen Dunkelheit allerdings reichlich sinnlos war. Abermals setzte sie den Schlüssel an. Diesmal gelang es ihr, die Fahrertür abzusperren. Genervt machte sie sich auf den Weg und versuchte, ihre albern kichernde Freundin einzuholen. »Nicht so hastig!« Und säuerlich: »So ein Quatsch. Als ob das nicht bis morgen früh Zeit hätte!«
    Gabriele fluchte vor sich hin, hatte Mühe, Sina nicht aus den Augen zu verlieren. Im dichten Unterholz schlug ihr plötzlich ein Ast ins Gesicht. Sie schrie auf, doch ihre Freundin lief unbeirrt weiter. Gabriele war kurz davor zu explodieren: »Wenn ich nicht so besoffen wäre, würde ich dich schnappen und zurück ins Bett verfrachten! Dann wäre auf der Stelle Schluss

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