Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen

Titel: Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
Vom Netzwerk:
»Geht das vielleicht ein bisschen leiser? Und nun sag mal: Was soll da unten im Bunker außer den Bildern Interessantes versteckt sein? Ich kann mir nicht vorstellen, dass es dort was Wertvolleres zu finden gibt.« Ohne Sina antworten zu lassen, knüpfte sie an: »Schau mal, Süße. Diese Gemälde sind mir wirklich sehr, sehr wichtig.« Sie starrte verträumt in ihr Glas. »Da geht es um mehr als nur ein bisschen Farbe auf Leinwand.« Und in überheblichem Tonfall: »Aber das kannst du eben nicht nachvollziehen.«
    Bernhard servierte die nächsten Pils und Schnäpse und wurde dabei von Sinas Blicken fast verschlungen. Er lächelte diskret, zog sich aber eiligst wieder in eine sichere Entfernung, zu seiner Spüle, zurück.
    Sina leerte in einem Zug die Hälfte des Glases, drehte sich zu Gabi: »Ach, was du da redest, sind bloß Vermutungen. Wir laufen seit Tagen diesen Ölschinken hinterher, ohne den geringsten Beweis dafür zu haben, dass sie tatsächlich in der Nähe sind.« Sie zögerte einen Moment, beugte sich vor und sprach in gedämpftem Ton: »Aber was da unten wirklich, echt, beweisbar vorhanden ist, das ist eine kleine Sensation. Ach was, eine Riesensensation !«
    Die Gaststube leerte sich allmählich, als Bernhard seinen inzwischen stark angeheiterten Damen die sechste Runde Bier auftischte. Sina sah Gabriele fest in die Augen, die sich dem Blick kaum entziehen konnte: »Die Akten haben es in sich. Knüller sind das. Knüllerakten. Verstehst du?«
    »Nein«, antwortete Gabriele wahrheitsgemäß. »Aber ich kann es mir denken. Du wirst nicht umsonst fast die komplette Fuhre dieses vergilbten Altpapiers zurück in den Bulli geladen haben.«
    Sina lachte auf: »Aha, Ahaltpaaapier? Du nennst das Altpapier? Das sind Knüllülüü …«
    »Knüllerakten, ich weiß.«
    Bernhard kassierte bei den letzten anderen Gästen ab, drei Skatbrüdern, die in einer hinteren Ecke des Raums stillschweigend gezockt hatten. Während er die Geldscheine entgegennahm, schaute er besorgt zu Sina hinüber, die mit deutlicher Schlagseite auf ihrem Hocker saß.
    »Ja. Knüller. Und was für welche«, flüsterte sie, damit der Barkeeper nicht zu viel von ihren Plaudereien mitbekam. »Ich hab auch zuerst geglaubt, ich sehe nicht richtig.« Sina versuchte, das Bierglas in ihren Händen deutlich zu erkennen. Aber ihre Augen spielten angesichts des vielen Alkohols nicht mit. »So wie jetzt ungefähr. Aber dann habe ich’s noch mal gesel, äh, gelesen. Und dann noch mal.«
    »Und dann noch mal.«
    Sina schob erbost die Brauen zusammen: »Hör auf, mir dauernd dazzzzwischenzuquasseln. Also: In den Knüllern, den Knüllerakten, steht –« Sina machte eine Pause, versuchte dabei, einen wichtigtuerischen Blick aufzusetzen: »Da steht, dass die, ganz kurz vor Kriegsende, so was wie eine Rakete ins All geschossen haben.«
    Gabriele verzog das Gesicht und winkte genervt ab.
    Sina beharrte: »Doch, doch, doch. Die Knüll…, die Knüll…«
    »Die Knüllerakten?«
    »Ja, genau, die. Die beweisen das. Weiß auf schwarz sozusagen. Oder so ähnlich jedenfalls.«
    »Ähem«, meldete sich Bernhard, der inzwischen das Putzlicht angeknipst hatte. »Wir möchten langsam schließen.«
    Sina streckte ihren Arm aus und schnappte nach zwei Fehlversuchen den Wirt am Revers: »Bernhard, du bist doch ’n Süßer. ’N ganz Lieber, oder?« Ehe der Mann antworten konnte, erhob sich Sina und fiel mit ihrem Oberkörper ihm entgegen. Sie krallte sich an seinen Hemdkragen fest und kam mit ihrem Kopf näher heran. Bernhard war zu perplex, um Sina aufzuhalten. Die reichlich angetrunkene Frau presste ihre Lippen auf seinen Mund und verpasste dem Mann einen ausgiebigen Kuss. Dieser wand sich vor Verlegenheit und wollte sich aus Sinas Umklammerung lösen.
    Ehe Gabriele richtig begreifen konnte, was sich direkt vor ihrer Nase abspielte, war Sinas lustvoller Angriff vorüber. »Zwei kleine Bierchen wirst du uns noch zapfen, oder?«, fragte Sina den Überrumpelten, als sie sich wieder auf ihren Hocker gesetzt hatte. Der Barmann wiegte seinen Kopf, drehte sich wortlos um und ging zum Zapfhahn.
    »Donnerwetter«, kommentierte Gabriele beeindruckt, besann sich aber gleich eines Besseren: »Kind, Kind, du spinnst ja total. Du vergisst wohl, warum wir hier sind.«
    Das war für Sina ein willkommenes Stichwort: »Ja. Wegen der Rakete!«
    Gabriele winkte ab: »Quatsch, Rakete! Unsinn. Wegen der Bilder. Gemälde, Sina. Die Vermeers!« Und in wegwerfendem Tonfall: »Außerdem weiß

Weitere Kostenlose Bücher