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Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen

Titel: Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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Viertelstunde, da saßen die beiden Frauen an der Theke der Gaststube. Der Raum war – wie nicht anders zu erwarten – voll besetzt. Das Publikum hatte sich allerdings gewandelt. Die Dorfbewohner waren teilweise von Familien mit Kindern verdrängt worden. Zum Teil waren Tische auch mit Marinesoldaten besetzt, die in der ›Schwedenschanze‹ offenbar ihren dienstfreien Abend verbringen wollten. Sie starrten wie gebannt auf den Fernseher in der Ecke, nippten dabei gedankenverloren an ihren Biergläsern.
    Sina hatte sich ein lässiges Jackett übergeworfen, und auch Gabi wirkte heute Abend weniger streng zurechtgemacht als sonst. Der Mann hinter der Theke, Bernhard, lächelte ihnen freundlich entgegen. »Schön, dass Sie zurück sind«, sagte er, als er zwei voll eingeschenkte Gläser Rostocker vor den Frauen abstellte und sich gleich darauf aber den nächsten Gästen zuwandte.
    »Schade, dass er nicht ein wenig länger bei uns bleibt. Oder?«, meinte Gabriele und knuffte Sina dabei neckisch in die Seite.
    »Ja«, gab sie offen zu. »Er sieht nicht schlecht aus.« Sie schielte ihm hinterher, ohne weiter auf die Bemerkung ihrer Freundin einzugehen. Bernhard trug ein kurzärmeliges, weißes Hemd, dazu einen dezenten dunkelblauen Schlips. Vom anderen Ende der Theke aus warf er Sina einen kecken, wenn auch nur kurzen Blick zu. Sina musste unweigerlich kichern und schlug die Augen nieder.
    »Vorsicht, Kind, denk an deinen lieben Klaus«, kommentierte Gabriele in gespielt schulmeisterlichem Ton und brach in ein herzhaftes Lachen aus. Sina, die ihr Bier inzwischen fast geleert hatte, lachte mit. Dabei sah sie blinzelnd zu Bernhard hinüber, der ihren Blick lächelnd erwiderte und sogleich zwei frisch gezapfte Pils bei den Frauen abstellte.
    »Darauf trinken wir noch einen Schnaps«, meinte Sina überschwänglich.
    Gabriele war zunächst skeptisch: »Oh, Frau! Mir ist schon das Bier zu Kopf gestiegen. Und noch einen Schnaps?«
    Sina, die das erste Pils nicht weniger spürte, ließ diesen Einwand nicht durchgehen: »Du kannst doch sonst auch nie genug kriegen!« Gabriele setzte aus Spaß eine beleidigte Miene auf. Im gleichen Moment wurden die ›Kurzen‹ serviert. Sina zeigte sich über den prompten Service erstaunt: »Haben Sie etwa gelauscht, Bernhard?«
    Der Sohn des Hauses lächelte verschmitzt: »Mit Lauschen hat das nichts zu tun. Ein guter Wirt kann seinen Kunden jeden Wunsch von den Lippen ablesen. Und auf Ihren Lippen stand ›Küstennebel‹ geschrieben.«
    Gabriele fragte irritiert: »Nebel? Was hat der mit dem Schnaps zu tun?«
    Bernhard lächelte nachsichtig, machte dann ein drittes Gläschen mit der milchigen Flüssigkeit voll, hob es an und sagte: »Das ist unser ›Küstennebel‹. Ein anishaltiger Magenaufräumer. Nebel heißt er, weil er so trüb ist. Und Küste – naja, Sie sind hier eben an der Küste.«
    Die Frauen ließen sich nicht lange bitten. Sina griff zuerst zu, nippte vorsichtig am Glas und kippte den Rest dann entschlossen runter.
    Gabriele tat es ihr nach, schüttelte jedoch danach angewidert den Kopf. »Nun ist endgültig Schluss, ich sollte mich besser verdrücken.« Und als sich Bernhard zurückgezogen hat: »Ich will morgen schließlich hellwach sein, wenn ich meine geliebten Vermeers in die Arme schließe.«
    Sina hörte ihr nur mit halbem Ohr zu, denn sie war Bernhard mit ihren Blicken gefolgt und zwinkerte ihm flirtend zu. Gabriele registrierte das und sah, wie bewundernd Bernhard zu ihrer jungen Freundin herüberschielte. Ein wenig schmollend fuhr sie fort: »Ja, wie gesagt, die Vermeers. Wenn ich die habe, muss ich mich nicht länger von meinem geistig minderbemittelten Bruder nerven lassen. Von mir aus kann er mit dem Laden machen, was er will.« Sina hingegen hörte noch immer nicht richtig zu, was Gabriele erst recht anstachelte. Sie kippte einen kräftigen Schluck Bier herunter und hob dann wieder zum Sprechen an: »Diese Vermeers –«
    Sina unterbrach schroff: »Ach was! Bilder, Bilder, Bilder. Ich kann es nicht mehr hören. Hast du überhaupt ’ne Ahnung, was die da unten gemacht haben, vor 50 Jahren? Dagegen sind irgendwelche alten Schinken total bedeutungslos, sag ich dir!« Gabriele hatte keinen Schimmer, worauf Sina plötzlich hinaus wollte. Sie strich einige verirrte Lockensträhnen aus dem Gesicht und orderte zwei neue Biere. »Und noch zwei von diesem nebligen Zeug«, ergänzte Sina lautstark die Bestellung.
    Gabi legte ihr die Hand aufs Knie, sagte eindringlich:

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