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Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen

Titel: Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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mit diesem Unsinn!«
    Dass die Frauen mitten in der Nacht die Schneise zum Bunkereingang überhaupt fanden, glich einem Wunder. Sina, die wie in Trance vorausgelaufen war, führte es auf das sprichwörtliche Glück von Betrunkenen zurück. Als sie vorm Eingang des Bunkers stand, ließ sie den Strahl ihrer Lampe wild durch die Baumkronen über ihr tanzen und brüllte: »Gabi! Ich haaaab ihn!« Ein geblendetes Käuzchen ergriff panisch die Flucht.
    »Verdammt, Sina! Schrei nicht so«, mahnte Gabriele im Näherkommen.
    »Wieso denn nicht? Hier wohnt keiner. Wir stören niemanden.« Demonstrativ begann Sina, lautstark zu trällern.
    »Sina, still!«
    Sina grölte weiter und morste dabei mit ihrer Taschenlampe sinnlose Signale in die Dunkelheit. »Tralali, trululululuuuuuuu!«
    Gabriele war auf Sinas Höhe angelangt und versuchte, ihr die Lampe aus der Hand zu nehmen. »Hör auf mit dem Unsinn!«
    »Sei nicht so spießig, Gabi! Wir sind aaaaaaleineeeee hier! Wir können machen, was wir wollen.« Darauf richtete Sina ihre Lampe auf sich, um Gabi eine feixende Grimasse zu schneiden. »Zum Beispiel könntest du zur Abwechslung mal ’n heißen Strip hinlegen. Nur für mich.«
    Gabi wollte ihr in den Bauch stupsen, aber Sina wich zurück und schlüpfte schnell wie ein Wiesel durch den Spalt zwischen Stahltür und Mauerumfassung. Gabi folgte ihr leise fluchend.
    »Weißt du, was das Schlimmste an betrunkenen Frauen ist?«, provozierte Gabriele, als sie die glitschigen Stufen in die unterirdische Betonfestung hinunterstieg.
    »Dass sie andere betrunkene Frauen zum Strippen bringen wollen? Wenn es das ist, kann ich dich beruhigen: Wäre ’n Mann in der Nähe, hätte ich lieber den aufgefordert. Du bist soschu, äh, sozusagen nur ’ne Notlösung. Du weißt ja: In der Not frisst die Fliege Teufel. Uuups!« Beinahe hätte sich Sina auf den Hosenboden gesetzt. Gerade noch konnte sie sich am Geländer festhalten.
    Gabriele griff ihr unter die Arme und richtete sie langsam wieder auf. »Das kommt davon, wenn du rumblödelst und in Gedanken Leute entblätterst, statt dich auf deine Füße zu konzentrieren.«
    Abermals kam Sina ins Stolpern, landete diesmal gleich in Gabrieles Armen. »Danke, Chérie! Du bist meine Lebensretterin.« Kaum zurück in aufrechter Position, flachste sie: »Hach ja – Bernhard! Den würde ich wirklich gern entblättern.«
    »Nun kommt’s raus! Du bist eine Nekrophile. Willst dich an Leichen vergreifen.«
    »Papperlapapp! Nicht der Alte! Ich mein den anderen. Den jungen Bernhard.« Und lüstern: »Den Knackigen.«
    »Das hättest du heute Nacht haben können, Gnädigste«, meinte Gabi trocken. »Wenn du nicht unbedingt auf dieser bescheuerten Spritztour bestanden hättest.«
    Sina riss ihre Taschenlampe herum und leuchtete Gabriele direkt ins Gesicht.
    Geblendet hielt sie ihre Arme vor die Augen. »He, was soll der Mist?«
    »Meinst du das ernst?«
    »Was? Und nimm die Lampe runter!«
    Sina gehorchte. »Sag schon! Meinst du wirklich, dass ich ihn heute Nacht rumgekriegt hätte?«
    »He, Mädchen! Ich glaub, der ›Küstennebel‹ war mit erotisierenden Mittelchen versetzt. Was ist denn auf einmal mit dir los?«
    »Weiß auch nicht. Heute Nacht könnte ich es irgendwie krachen lassen! Da wär mir alles egal.«
    »Mir aber nicht. Und deshalb geh ganz brav weiter, damit wir diesen Unsinn bald hinter uns haben.« Sie forderte Sina mit einem Wink ihrer Lampe dazu auf. »Kannst dich ja später immer noch ins Bett vom Barkeeper schleichen.«
    Die Lichtkegel ihrer Taschenlampen huschten suchend über die feuchten Betonwände. Sina musste sich immer wieder abstützen, um das Gleichgewicht zu halten. Bei der dritten dieser Zwangspausen betrachtete sie irritiert den Lageplan, den Gabriele geistesgegenwärtig aus dem Bulli mitgenommen hatte. Ihre Partnerin leuchtete ihr mit der Lampe.
    Sina starrte auf die Karte, bemerkte dann, dass sie sie verkehrt herum hielt. Sie wendete das Blatt, doch das half auch nicht weiter. Lallend stellte sie fest: »So ’n Mist! Bei diesen vielen Kreuzen und Strichen soll sich einer zurecht finden!«
    Gabriele sah ihr über die Schulter, tadelte sie in vorwurfsvollem Ton: »Ist eine Schnapsidee, mit besoffenem Kopf hier unten rumzurennen.«
    »Du wiederholst dich«, meinte Sina störrisch. Sie fuhr mit dem Finger über den Plan, entschied sich dann willkürlich für einen Weg. »Hier geht’s lang«, kommandierte sie. Sina preschte vor.
    Gabriele folgte kopfschüttelnd. »Wie du meinst.«

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