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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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mal behandelt habe, darum lässt er mich an seinen Computer.«
    »Das wird doch nicht der einzige Internetzugang sein.«
    »Vergessen Sie nicht, wo wir hier sind, Thomas. Ich kann froh sein, dass es in Casvelyn überhaupt Internet gibt.« Sie zeigte nach Süden auf den Hafen. »Ich könnte den Zugang in der Bücherei benutzen, aber dort bekommt man immer nur ein kurzes Zeitfenster. Nach fünfzehn Minuten ist der nächste Benutzer an der Reihe. Das macht einen wahnsinnig, wenn man irgendetwas Bedeutsameres tun will, als nur mal eben schnell seine E-Mails zu beantworten.«
    »Und etwas Vertraulicheres, nehme ich an«, sagte Lynley.
    »Auch das«, räumte sie ein.
    »Wir wissen schließlich, wie viel Ihnen Ihre Privatsphäre bedeutet.«
    Sie lächelte, aber sie wusste, es sah bemüht aus. Es war Zeit für einen Rückzug, geordnet oder nicht. Sie werde ihn wohl später sehen, wenn er vorbeikam, um ihr Fenster zu reparieren, sagte sie zum Abschied. Dann stieg sie ein.
    Sie fühlte seinen stetigen Blick auf sich, als sie vom Parkplatz fuhr.
    Lynley sah ihr nach. Sie war in mehr als nur einer Hinsicht ein Rätsel und hütete viele Geheimnisse. Manche hatten mit Santo Kerne zu tun, nahm er an. Aber nicht alle, hoffte er. Er wusste nicht so recht, warum, aber er gestand sich ein, dass er die Frau mochte. Er bewunderte ihre Unabhängigkeit und ihren Lebensstil, mit dem sie gegen den Strom zu schwimmen schien. Sie war anders als alle anderen Menschen, die er kannte.
    Aber das an sich warf schon Fragen auf. Wer genau war sie, und warum schien es, als sei sie erst als Jugendliche ins Leben getreten, fertig geformt, wie Athene aus Zeus' Kopf geboren? Die Leerstellen in ihrem Leben waren zutiefst beunruhigend. Er musste gestehen, dass hundert rote Warnflaggen diese Frau umgaben, und nur einige davon hingen mit einem toten Jungen am Fuß der Klippe in der Nähe ihres Cottages zusammen.
    Vom Parkplatz aus ging er zu Fuß zur Polizeiwache am Ende der Lansdown Road. Zu beiden Seiten der schmalen Kopfsteinpflasterstraße standen Reihen weißer Häuser mit kaputten Dächern und fleckigen Fassaden, an denen das Wasser aus löchrigen, verrosteten Regenrohren herablief. Die meisten Häuser vermittelten einen heruntergekommenen Eindruck, wie überall in den ärmeren Gegenden Cornwalls, die die Flutwelle der Immobiliensanierung noch nicht erreicht hatte. Ein einziges Haus wurde hier derzeit renoviert – das Gerüst ein Vorbote auf bessere Zeiten für zumindest einen Bewohner dieses Viertels.
    Die Polizeiwache selbst war sogar in dieser Umgebung ein Schandfleck, ein grau verputzter Kasten ohne jeden architektonischen Charme, Fassade und Dach flach – ein Schuhkarton mit dem gelegentlichen Fenster und einem Schaukasten gleich neben der Tür.
    Man betrat einen Eingangsbereich, der mit drei Plastikstühlen und einer Empfangstheke ausgestattet war. Dahinter saß Bea Hannaford, den Telefonhörer ans Ohr gepresst. Sie hob einen Finger zum Gruß und sagte zu ihrem Gesprächspartner: »Verstanden. Na ja, das ist keine große Überraschung, oder … Dann werden wir sie uns wohl noch mal vorknöpfen müssen.«
    Sie legte auf und führte Lynley in die Einsatzzentrale im ersten Stock, die bis vor Kurzem als Konferenz-, Pausen- und Garderobenraum gedient zu haben schien. Inzwischen war sie zwar mit ein paar Magnettafeln und HOLMES-Computern ausgestattet worden, aber offensichtlich unzureichend bemannt. Der Constable und der Sergeant waren emsig bei der Arbeit, sah Lynley, und zwei weitere Beamte standen in einer Ecke zusammen und tauschten sich entweder über den Fall oder aber über die Rennergebnisse in Newmarket aus – schwer zu sagen. Aufgaben waren an einer Magnettafel aufgelistet: einige abgehakt, andere noch unerledigt.
    Detective Inspector Hannaford wies Collins an: »Besetzen Sie den Empfang, Sergeant.« Und nachdem er den Raum verlassen hatte, fuhr sie, an Lynley gewandt, fort: »Sie hat gelogen, wie sich herausgestellt hat.«
    »Wer?«, fragte er, auch wenn es seines Wissens nur eine ›sie‹ gab, die Gegenstand der Ermittlungen war.
    »Das ist doch wohl eine rhetorische Frage«, bemerkte Hannaford. »Unsere Frau Trahair natürlich. In keinem einzigen Pub auf der ganzen Strecke, die sie angeblich von Bristol hier herunter genommen hat, erinnert man sich an sie. Und zu dieser Jahreszeit hätte man sich an sie erinnert, wenn wir bedenken, wie wenig Verkehr derzeit in diesem Teil der Welt herrscht.«
    »Vielleicht«, räumte er ein. »Aber

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