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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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Paul sagt, sein Vater sei erst vierundfünfzig –, aber sie wollen eben nichts unversucht lassen. Ich glaube, es ist sinnlos, aber wer bin ich, dass ich das einschätzen könnte? Also habe ich ihm gesagt, ich würde … na ja, nach dem Ort mit den erfolgversprechendsten statistischen Zahlen suchen. Ziemlich albern, oder?«
    »Nicht unbedingt.«
    »Doch, natürlich ist es das, Thomas. Wie will man statistisch an einen Ort herangehen, der hauptsächlich von Mystizismus und tiefem, womöglich unangebrachtem Gottvertrauen lebt? Wenn ich in dieser einen bestimmten Quelle bade, sind meine Heilungschancen dann größer, als wenn ich meine Bitte auf ein Stück Papier schreibe und es einer Heiligenstatue zu Füßen lege? Was, wenn ich die Erde von Medjugorje küsse? Oder ist es am Ende doch am besten, ich bleibe zu Hause und bete zu irgendwem, der gerade einen Beschleuniger für sein Heiligsprechungsverfahren gebrauchen könnte? Denn die sind es doch, die ein Wunder brauchen, um ihren Heiligenschein zu kriegen. Wäre das nicht die beste Methode? Es würde auf jeden Fall Geld sparen, das auszugeben wir uns eh nicht leisten können.« Sie atmete tief durch, und er warf ihr einen raschen Blick zu.
    Sie hatte sich mit dem Rücken gegen die Autotür gelehnt, und ihr Gesicht wirkte angespannt. »Tut mir leid«, fügte sie leise hinzu. »Ich übertreibe ein bisschen. Aber es ist so schrecklich, wenn man miterleben muss, wie Leute ihren gesunden Menschenverstand ausschalten, sobald sie in eine Krise geraten. Wenn Sie wissen, was ich meine.«
    »Ja«, sagte er gleichmütig. »Zufälligerweise weiß ich in der Tat, was Sie meinen.«
    Sie legte die Hand vor den Mund. Sie hatte kräftige Hände, die sicher ordentlich zupacken konnten, die Hände einer Ärztin, mit kurzen, sauberen Nägeln. »O mein Gott. Es tut mir so furchtbar leid! Ich hab's schon wieder getan! Manchmal rede ich schneller, als ich denke.«
    »Das ist schon in Ordnung.«
    »Das ist es nicht. Sie hätten alles getan, um sie zu retten. Es tut mir leid.«
    »Nein. Was Sie gesagt haben, ist absolut richtig. In einer Krise geraten die Menschen ins Taumeln, sehen sich orientierungslos um – auf der Suche nach einer Lösung. Und diese Lösung ist in ihren Augen immer das, was sie wollen, und nicht unbedingt das, was für alle anderen das Beste ist.«
    »Trotzdem. Es war nicht meine Absicht, Sie zu verletzen. Ich will niemals irgendwen verletzen …«
    »Danke.«
    Er wusste nicht, wie er von diesem Punkt auf ihre Lügen überleiten sollte, es sei denn, er tischte ihr selber ein paar auf, aber das lehnte er entschieden ab. Es war schließlich Bea Hannafords Aufgabe, Daidre Trahair bezüglich ihrer vorgeblichen Route von Bristol nach Polcare Cove zu befragen. Und ebenso lag es bei Bea Hannaford, Daidre zu erklären, dass die Polizei inzwischen über ihren mutmaßlichen Mittagsstopp in einem nicht existenten Pub Bescheid wusste, und es lag bei Hannaford zu entscheiden, wie sie dieses Wissen einzusetzen gedachte, um die Tierärztin zu einem wie auch immer gearteten Geständnis zu bewegen.
    Er nutzte das längere Schweigen, um ihre Unterhaltung in eine andere Richtung zu lenken. »Wir hatten mal eine Gouvernante. Habe ich das schon erwähnt? Wie aus dem neunzehnten Jahrhundert. Sie blieb nur so lange, bis meine Schwester und ich rebellierten und ihr in der Guy-Fawkes-Nacht Frösche ins Bett gesetzt haben. Und zu der Jahreszeit waren Frösche nicht leicht zu finden, glauben Sie mir.«
    »Sie wollen mir weismachen, Sie hätten als Kind wirklich eine Gouvernante gehabt? Eine arme Jane Eyre ohne ihren Mr. Rochester, um sie aus ihrem Untergebenendasein zu erlösen – die immer allein in ihrem Zimmer essen musste, weil sie weder zur Herrschaft noch zum Personal gehörte?«
    »Ganz so schlimm war es nicht. Sie hat mit uns gegessen. Mit der Familie. Vorher hatten wir ein Kindermädchen, aber später, als wir im Schulalter waren, kam die Gouvernante für meine ältere Schwester und mich. Bis mein Bruder zur Welt kam. Er ist zehn Jahre jünger als ich. Da wurde all das abgeschafft.«
    »Es ist so … so hinreißend antiquiert.«
    Lynley hörte das Lächeln in Daidres Stimme. »Das können Sie laut sagen. Aber es hieß: entweder das, ein Internat – oder mit den Nachbarskindern die Dorfschule besuchen.«
    »Mit ihrem fürchterlichen Cornwall-Akzent«, bemerkte Daidre.
    »Genau. Mein Vater war felsenfest entschlossen, dass wir in seine Bildungsfußstapfen treten sollten, und die

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