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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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ein paarmal im Sommer hier war. Die Familie hatte Geld. Sie hatten immer das Cliff House gemietet. Ich kannte die Leute nicht, aber Benesek kannte sie. Das ganze junge Volk kannte sie, weil sie doch den ganzen Sommer unten am Strand verbrachten. Dieser Junge, John oder James … Ja, ich glaube, James hieß er. Der war's.«
    »Der Junge, der in der Höhle verunglückt ist?«
    »Nur dass seine Eltern das anders sahen. Sie wollten einfach nicht einsehen, dass es seine eigene Dummheit war. Sie brauchten einen Sündenbock, und sie haben sich unseren Benesek dafür ausgesucht. Auch noch andere, aber Benesek, haben sie gesagt, steckte hinter alldem, was passiert ist. Sie haben die Cops aus Newquay geholt und ließen uns keine Ruhe mehr. Weder die Familie noch die Cops. Du weißt doch etwas, haben sie behauptet, und das wirst du uns verdammt noch mal sagen! Aber der Junge wusste überhaupt nichts, das hat er wieder und wieder beteuert, bis die Cops ihm irgendwann einfach glauben mussten. Aber da hatte der Vater dem toten Jungen schon diese verdammte, blöde Gedenkstätte gebaut, und alle guckten unseren Ben immer so komisch an. Darum haben wir ihn zu seinem Onkel geschickt, denn der Junge musste doch eine Chance im Leben haben, und die hätte er hier nicht mehr gekriegt.«
    »Eine Gedenkstätte?«, fragte Lynley. »Wo?«
    »Irgendwo draußen an der Küste. Auf einer Klippe. Wahrscheinlich haben sie sich gedacht, mit so einer Gedenkstätte sorgen sie dafür, dass die Leute niemals vergessen, was passiert ist. Ich selbst wandere nicht, darum kenne ich sie nicht, aber sie ist bestimmt so geworden, wie die Eltern es wollten, und erinnert die Leute.« Er lachte unfroh. »Sie haben ein ordentliches Sümmchen dafür ausgegeben, wahrscheinlich weil sie gehofft haben, dass es unseren Ben bis ins Grab verfolgt. Sie konnten ja nicht wissen, dass er nie wieder nach Hause kommen würde. War alles umsonst …« Er nahm eine weitere Teetasse in die Hand, die weit schlimmer beschädigt war als die vorherigen. Sie hatte einen Sprung vom Rand bis zum Boden und einen Schmiss auf jeder Seite, genau an den Stellen, wo man seine Lippen ansetzte. Es schien sinnlos, sie zu kitten, nichtsdestotrotz wollte Eddie Kerne sich die Mühe machen. Leise sagte er: »Ben war ein guter Junge. Ich wollte immer nur sein Bestes. Ich hab mich bemüht, das Beste für ihn zu kriegen. Welcher Vater will nicht das Beste für seinen Sohn?«
    »Jeder Vater will das«, stimmte Lynley zu.
    Pengelly Cove zu erkunden, dauerte nicht lange. Nach dem Tante-Emma-Laden und den zwei Hauptstraßen blieben lediglich die Bucht selbst, eine alte Kirche am Stadtrand und das Curlew Inn, um sich die Zeit zu vertreiben. Nachdem Daidre allein im Dorf zurückgeblieben war, begann sie mit der Kirche. Sie rechnete damit, sie verschlossen vorzufinden, wie es in Zeiten religiöser Gleichgültigkeit und zunehmenden Vandalismus bei so vielen Kirchen auf dem Land der Fall war, aber sie täuschte sich. Das Kirchlein war offen. Es hieß St. Sithy und stand inmitten des Friedhofs, wo Überreste verblühter Narzissen den Pfad säumten, allmählich aber von Akelei überdeckt wurden.
    Im Innern roch es nach Stein und Staub, und die Luft war kalt. Gleich neben der Tür fand sich ein Lichtschalter, und als Daidre ihn betätigte, erhellte sie ein Hauptschiff mit einem Mittelgang und eine Ansammlung vielfarbiger Seile, die vom Glockenturm herabhingen. Zu ihrer Linken stand ein grob behauener Taufstein, während rechts ein ungleichmäßig gepflasterter Gang zu Altar und Kanzel führte. Sie sah aus wie jede Kirche in Cornwall – bis auf eine Kleinigkeit: ein Selbstbedienungsflohmarkt, dessen Organisatoren noch an die Ehrlichkeit der Menschen glaubten. Er bestand aus einem Tisch und Regalen gleich hinter dem Taufbecken, und darauf wurden alle möglichen Gegenstände aus zweiter Hand zum Kauf angeboten. Eine verschlossene Holzkiste diente als Kasse.
    Daidre trat näher, um ihn in Augenschein zu nehmen. Sie fand keinen Hinweis auf den guten Zweck, dem all dies geschuldet sein sollte, dafür aber einen eigentümlichen Charme. Alte Spitzendeckchen mischten sich mit Einzelstücken aus Porzellan. Glasperlenketten hingen abgenutzten Kuscheltieren um die Hälse. Bücher gingen aus dem Leim, Kuchenplatten und Plätzchendosen enthielten Gartenkleingeräte statt Leckereien. Ein Schuhkarton quoll beinahe über von historischen Postkarten. Sie zog einige davon aus der Schachtel und blätterte sie durch, und sie

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