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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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stellte fest, dass die meisten schon beschrieben waren, vor langer Zeit gestempelt und empfangen. Darunter fand sich auch ein Bild von einem Zigeunerwagen – einer von der Sorte, wie sie ihn seit Jahren nicht mehr gesehen hatte: das Dach gewölbt, die Wände bunt bemalt, eine Hommage an das Vagabundenleben. Unerwartet traten ihr Tränen in die Augen, als sie auf die Postkarte hinabblickte. Im Gegensatz zu den meisten anderen war diese nicht beschrieben.
    Bis vor wenigen Tagen wäre es Daidre nie in den Sinn gekommen, eine derartige Karte zu kaufen, aber jetzt tat sie es. Sie erstand noch zwei weitere, auf denen Grüße standen. Eine war von Tante Hazel und Onkel Dan und zeigte Fischerboote in Padstow, die zweite hatten Binkie und Earl geschickt, und auf ihr war eine Gruppe Surfer mit langen Malibu-Boards zu sehen, die aufrecht im Sand von Newquay steckten. Fistral Beach stand quer über die Füße der Surfer geschrieben, und entweder Binkie oder Earl hatte erklärend ausgeführt: Hier ist es passiert!!!! Hochzeit nächsten Dezember!
    Daidre verließ die Kirche mit ihren Neuerwerbungen nicht bevor sie auch noch einen Blick auf die Bitttafel geworfen hatte, wo Gemeindemitglieder ihre Anliegen an Gott angeschlagen hatten. Die meisten waren gesundheitlicher Natur, und Daidre kam in den Sinn, wie selten die Menschen sich auf Gott besannen, wenn sie oder ihre Lieben nicht gerade von einer Krankheit bedroht waren.
    Sie selbst war zwar nicht religiös, aber hier bot sich eine Gelegenheit, erkannte sie. Der Gott des Zufalls hatte sie hierhergeführt. Sollte sie, oder sollte sie nicht? Immerhin hatte sie das Internet auf der Suche nach Wundern durchforstet. Denn was war dies hier, wenn nicht lediglich ein weiterer Kontext, wo man möglicherweise auf ein Wunder hoffen konnte?
    Sie griff nach dem bereitliegenden Kugelschreiber und einem Stück Papier, das einmal Teil eines Werbezettels für einen wohltätigen Kuchenbasar gewesen war. Sie schrieb auf die leere Seite: Betet für … Aber dann stellte sie fest, dass sie nicht fortfahren konnte. Sie fand die Worte nicht für ihre Bitte, weil sie sich nicht einmal sicher war, ob es wirklich ihre Bitte war. Es erwies sich als zu monumentale Aufgabe, sie niederzuschreiben und an die Tafel zu hängen – und überdies basierte sie auf einer Heuchelei, mit der sie sich nicht anfreunden konnte. Sie legte den Stift zurück, zerknüllte das Blatt und steckte es in die Tasche. Dann verließ sie die Kirche.
    Sie weigerte sich, Gewissensbisse zu empfinden. Wut war einfacher. Mochte die Wut auch die letzte Zuflucht der Ängstlichen sein – es war ihr gleich. Sie formte Sätze, die mit Ich brauche nicht … Mir ist egal … oder Ich schulde niemandem … begannen, und diese Sätze trieben sie aus der Kirche hinaus, über den Friedhof zur Straße zurück und weiter zum Ortskern von Pengelly Cove. Als sie sich dem Curlew Inn näherte, hatte sie den Gedanken an Gebetstafeln bereits abgeschüttelt. Und dann entdeckte sie Ben Kerne, der die Gaststätte vor ihr betrat.
    Sie war ihm nie vorgestellt worden. Natürlich wusste sie von ihm und hatte seinen Namen im Laufe der vergangenen zwei Jahre mehr als nur ein Mal in einem Gespräch gehört. Aber sie hätte ihn vielleicht nicht so mühelos erkannt, hätte sie nicht noch heute Morgen im Watchman den Artikel über sein Unternehmen und seine Pläne für das King-George-Hotel gelesen.
    Sie hatte das Curlew Inn ohnehin aufsuchen wollen, also folgte sie dem Mann hinein. Sie war im Vorteil, weil er sie nicht kannte. Folglich war es ein Leichtes, ihn aus der Distanz zu beschatten. Sie nahm an, er wollte zu seiner Mutter, hatte Daidre doch gehört, was die Dame im Postladen Lynley über Ann Kerne erzählt hatte. Entweder das, entschied Daidre, oder er wollte etwas essen, was sie für unwahrscheinlich hielt, obwohl es bald Zeit fürs Abendessen sein würde.
    Ben wandte sich jedoch nicht zum Restaurant des Gasthauses, und die Art, wie er sich hier bewegte, verriet Daidre, dass er mit diesem Haus vertraut war. Er umrundete die Rezeption und folgte einem dämmrigen Korridor zu einem Quadrat aus Licht, das durch ein Fenster im beleuchteten Büro am Ende des Hauses fiel. Ohne anzuklopfen, trat er ein, was darauf hindeutete, dass er entweder erwartet wurde oder die Person, die er aufsuchte, überraschen oder sogar überrumpeln wollte.
    Daidre beeilte sich, nichts zu verpassen, und kam gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie eine ältere Frau sich mühsam

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