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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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sie los, und endlich könnte er ein normales Leben führen wie wir anderen auch –, da steht sie plötzlich wieder da, träufelt ihm ein, wie sehr sie ihn braucht, dass er der Einzige für sie ist, und wie schrecklich leid es ihr tut, dass sie es mit einem anderen getrieben hat, aber es wäre ja schließlich nicht ihre Schuld, denn er wäre ja nicht da gewesen, um auf sie aufzupassen, er hätte ihr nicht die nötige Aufmerksamkeit geschenkt … Sie wackelt einmal mit dem Hintern, und er kann nicht mehr klar denken, sieht nicht, wie sie ist oder was sie tut und wie gefangen er ist. Wir haben es kommen sehen: dass sie ihn zugrunde richtet. Deswegen haben wir ihn weggeschickt. Und was macht sie? Das Miststück packt ihre Klamotten und fährt unserem Ben hinterher …« Er stellte die zweite, schlecht geflickte Tasse beiseite. Er atmete schwer, und in seiner Brust brodelte es. Lynley fragte sich, ob der Mann je zum Arzt ging.
    »Wir haben uns gedacht, seine Mutter und ich, wenn wir zu ihm sagen: ›Wenn du dich nicht von dem verdammten Flittchen trennst, bist du nicht mehr unser Sohn‹, dass er's dann tun würde. Er ist doch unser Junge, unser Ältester, und er muss schließlich an seine Geschwister denken, die ihn wirklich gernhaben und die sich alle gut verstehen. Wir haben gedacht, er muss nur für eine Weile weg, bis diese Sache ausgestanden ist, und dann kann er zurückkommen zu uns. Aber es hat nichts genützt, weil er sie nicht aufgeben wollte. Sie hat ihn völlig in Besitz genommen, er hat sie in seinem Blut, und damit Schluss.«
    »Bis was ausgestanden ist?«
    »Hä?« Kerne wandte sich um und sah Lynley an.
    »Sie sagten, Ihr Sohn müsse nur für einige Jahre weg, bis ›diese Sache ausgestanden sei‹. Ich habe mich gefragt, was genau.«
    Kernes gesundes Auge verengte sich. »Sie reden nicht wie ein Cop«, bemerkte er. »Cops reden wie wir, aber Sie haben eine Stimme, die … Woher stammen Sie?«
    Lynley hatte nicht die Absicht, sich mit einer Debatte über seine Herkunft ablenken zu lassen. »Mr. Kerne, wenn Sie etwas wissen – was offensichtlich der Fall ist –, was mit dem Tod Ihres Enkels in Verbindung steht, dann muss ich es erfahren.«
    Kerne drehte sich wieder zur Werkbank um. Er sagte: »Was passiert ist, liegt Jahre zurück. Benesek war … siebzehn, achtzehn vielleicht? Es hat nichts mit Santo zu tun.«
    »Bitte lassen Sie mich das entscheiden. Sagen Sie mir, was Sie wissen.«
    Nachdem er die Forderung ausgesprochen hatte, wartete Lynley. Er hoffte, der Kummer des alten Mannes – der unterdrückt und doch so lebendig war – werde ihn zwingen zu reden.
    Und schließlich tat Kerne das auch, selbst wenn es schien, als spräche er mehr zu sich selbst als zu Lynley. »Sie waren unten am Strand, und jemand ist verunglückt. Jeder hat mit dem Finger auf jemand anderen gezeigt, und niemand wollte die Verantwortung übernehmen. Die Sache wurde hässlich, und da haben ich und seine Mutter ihn nach Truro geschickt, bis wir nicht mehr damit rechnen mussten, dass die Leute ihn schief ansahen.«
    »Wer ist verunglückt? Und wie?«
    Kerne schlug mit der flachen Hand auf die Werkbank. »Ich sagte doch, es spielt keine Rolle. Was soll das mit Santo zu tun haben? Es ist Santo, der tot ist, nicht sein Vater. Irgendein verdammter Bengel hat sich eines Abends volllaufen lassen und sich in eine der Höhlen unten in der Bucht gelegt, um seinen Rausch auszuschlafen. Was bitte schön soll das mit Santo zu tun haben?«
    »Sind sie nachts surfen gegangen?«, hakte Lynley nach. »Was ist passiert?«
    »Was glauben Sie wohl, was passiert ist? Sie waren nicht surfen, es war eine Party. Er hatte gefeiert, genau wie alle anderen. Er hatte irgendwelche Drogen genommen, zusätzlich zu allem, was er in sich reingeschüttet hatte. Als die Flut kam, war er erledigt. Die Flut schießt schneller in die Höhlen, als ein Mann weglaufen kann, denn sie sind tief, und jeder weiß, wenn man reingeht, sollte man besser wissen, wo das Meer steht und was es tut, denn wenn nicht, kommt man nicht wieder raus. Oh, man denkt vielleicht, man schafft es noch. Man denkt vielleicht, was soll's, ich kann doch schwimmen. Aber man wird herumgeschleudert und gegen die Felsen gespült, und wer zu dämlich ist, auf einen guten Rat zu hören und nicht in die Bucht zu gehen, wenn's doch gefährlich ist, dem ist eben nicht zu helfen.«
    »Und genau das ist jemandem passiert«, bemerkte Lynley.
    »Das ist passiert.«
    »Wem?«
    »Diesem Jungen, der

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