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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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Spiegel würde sie fortwischen. Sie beabsichtigte, sämtliche Souvenirs der Eroberungen, die Ray hier aufbewahren mochte, zu konfiszieren, und sie versicherte sich erneut, es wäre nur in Petes Interesse.
    Aber sie fand nichts. Offenbar hatte Ray sein Haus rechtzeitig vor Petes Ankunft selbst jugendfrei gemacht. Das Einzige, was sie fand, waren Beweise seiner väterlichen Gefühle: Petes jüngstes Schulfoto in einem Holzrahmen auf der Kommode, daneben ihre Tochter Ginny mit deren Tochter Audra und daneben ein Foto, das zu Weihnachten aufgenommen worden war. Ray, Bea, ihre beiden Kinder und Ginnys Mann mit Audra auf dem Arm. Sie hatten die glückliche Großfamilie gespielt, wenngleich sie das nicht waren. Rays rechter Arm lag um ihre Schultern, der linke um Petes.
    Sie sagte sich, das sei allemal besser als Fotos von Brittany, Courtney oder Stacy oder Katie oder wie immer sie hießen, in einem winzigen Bikini, braungebrannt und neckisch lächelnd an irgendeinem Strand. Sie durchsuchte den Kleiderschrank – ebenfalls ergebnislos – und ließ dann auf der Suche nach einem Hauch von Spitze, der als Nachthemd diente, die Hand unter die Kopfkissen gleiten. Nichts. Wenigstens war der Mann diskret. Sie wandte sich zum Badezimmer. Pete stand in der Tür und beobachtete sie.
    Er hatte aufgehört zu kauen. Die Tüte mit dem Reformhaussnack baumelte zwischen seinen Fingern.
    Hastig fragte sie: »Wieso bist du nicht bei den Hunden? Ich schwöre dir, Pete, wenn du dich nicht um die Hunde kümmerst, die du um jeden Preis haben wolltest …«
    »Warum hasst du ihn so?«
    Dieses Mal brachte die Frage sie zum Schweigen. Genau wie sein Gesicht, auf dem ein Ausdruck wissender Traurigkeit lag, mit der sich kein Vierzehnjähriger je belasten sollte. Bea fühlte sich niedergedrückt. »Ich hasse ihn gar nicht, Pete.«
    »Tust du wohl. Das hast du immer schon. Und ich versteh's einfach nicht, Mum, denn ich finde, er ist ein anständiger Kerl. Und außerdem liebt er dich. Ich seh das genau, und ich kapier einfach nicht, warum du ihn nicht auch lieben kannst.«
    »So einfach ist es nicht. Es gibt Dinge …« Sie wollte ihn nicht verletzen, wie die Wahrheit es sicher getan hätte. An diesem Punkt seines Lebens würde die Wahrheit seine doch gerade erst knospende Männlichkeit in Stücke reißen. Bea wollte an ihm vorbei ins Bad, um ihre sinnlose Hausdurchsuchung fortzusetzen, aber er machte ihr den Weg durch den Türrahmen nicht frei. Mit einem Mal fiel ihr auf, wie sehr er im Lauf des letzten Jahres gewachsen war. Er war jetzt größer, wenn auch immer noch nicht so stark wie sie.
    »Was hat er verbrochen?«, fragte Pete. »Irgendetwas muss er doch getan haben, denn deswegen lassen Leute sich doch scheiden, oder?«
    »Leute lassen sich aus verschiedensten Gründen scheiden.«
    »Hatte er eine Freundin oder so?«
    »Pete, das geht dich wirklich nichts …«
    »Denn jetzt hat er keine, falls es das ist, wonach du suchst. Und es kann ja gar nichts anderes sein, denn du würdest hier ja wohl kaum nach Drogen oder so was suchen, weil du genau weißt, dass Dad keine nimmt. Also, war es das? Hatte er eine? Oder hat er getrunken? Da ist dieser Barry in meiner Klasse, und dessen Eltern trennen sich gerade, weil sein Vater ausgerastet ist und die Scheibe in der Haustür zertrümmert hat. Da war er besoffen.« Pete ließ sie nicht aus den Augen. Er schien zu versuchen, ihren Gesichtsausdruck zu deuten. »Doppelverglasung«, fügte er hinzu.
    Sie lächelte wider Willen. Dann legte sie die Arme um ihn und zog ihn an sich. »Doppelverglasung«, wiederholte sie. »Das ist ein ziemlich guter Grund, einen Mann vor die Tür zu setzen.«
    Aber er riss sich los. »Mach dich nicht über mich lustig.« Er machte auf dem Absatz kehrt.
    »Pete, komm …«, bat sie.
    Er antwortete nicht. Vielmehr schloss er seine Zimmertür hinter sich, sodass sie nur dastehen und das leere Türblatt anstarren konnte.
    Sie hätte ihm folgen können, aber sie konnte sich einfach nicht bremsen und betrat das Bad, obwohl ihr bewusst war, wie albern sie sich benahm. Genau wie überall sonst im Haus war auch hier nichts zu finden. Nur Rays Rasierzeug, feuchte Handtücher, die unordentlich auf einer Stange hingen, ein himmelblauer Duschvorhang vor der Wanne, der zum Trocknen geschlossen worden war. Und in der Wanne ein Seifenhalter.
    Eine Wäschetonne stand unter dem Fenster, aber die durchsuchte sie nicht. Stattdessen setzte sie sich auf den Toilettendeckel und starrte zu Boden;

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