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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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Plätzchen dafür hatten. Also hab ich ihnen meinen Caravan überlassen. Aber hat das irgendetwas genützt? Es hat alles nur noch schlimmer gemacht! Santo hat sie benutzt und dann weggeworfen. Das einzig Gute war, dass das Mädchen jemanden zum Reden hatte, der nicht gleich mit diesem ›Ich hab's dir doch gleich gesagt‹-Unsinn ankam.«
    »Ich kann mir vorstellen, dass du es gern gesagt hättest.«
    »Und damit hast du auch verdammt recht. Aber was passiert war, war nun mal passiert. Also: Was hätte es noch genutzt? Die Frage ist, Cadan, willst du den gleichen Weg gehen wie deine Schwester?«
    »Das ist doch nicht das Gleiche! Und außerdem ist mein Job …«
    »Scheiß auf den Job! Mach endlich deinen Frieden mit deinem Vater! Komm zurück hierher! Wir haben Arbeit genug. Zu viel sogar, jetzt da die Saison vor der Tür steht. Du bist geschickt genug, wenn du nur willst.«
    Jago wandte sich wieder seiner eigenen Arbeit zu, hielt dann aber doch noch einmal inne. »Einer von euch beiden muss seinen Stolz hinunterschlucken, Cadan. Er hat dir die Autoschlüssel und den Führerschein aus gutem Grund weggenommen. Damit du am Leben bleibst. Nicht jeder Vater macht sich diese Sorgen. Nicht jeder Vater macht sich diese Mühe mit seinen Kindern – und hat auch noch Erfolg damit. Darüber solltest du mal nachdenken, Junge.«
    »Du bist widerlich«, fauchte Kerra ihre Mutter an. Ihre Stimme zitterte, und das machte es für sie nur noch schlimmer. Das Zittern hätte Dellen zu der Erkenntnis bringen können, ihre Tochter empfände Angst, Verlegenheit oder – und das wäre das Erbärmlichste – eine Art Entsetzen. Dabei war alles, was Kerra fühlte, Zorn. Kochend heißer, weißglühender, vollkommen reiner Zorn – und er richtete sich gebündelt gegen diese Frau, die ihr gegenüberstand. Sie spürte mehr Zorn auf Dellen als seit Jahren, und das hätte sie nicht für möglich gehalten. »Du bist widerlich«, wiederholte sie. »Hörst du mich, Mum?«
    »Und was genau bist du?«, entgegnete Dellen. »Schleichst dich hier an und spionierst mir nach? Bist du stolz auf dich?«
    »Du willst mir Vorhaltungen machen?«
    »Allerdings. Du schnüffelst hier rum wie ein Polizeispitzel. Glaub ja nicht, ich wüsste das nicht. Seit Jahren beobachtest du mich und erzählst alles deinem Vater oder sonst irgendwem, der dir zuhören will.«
    »Du verdammtes Miststück«, flüsterte Kerra, eher verwundert als wütend. »Du verdammtes unglaubliches Miststück.«
    »Es schmerzt, die Wahrheit zu hören, nicht wahr? Dabei war das noch nicht einmal die ganze Wahrheit. Gut, du hast deine Mutter in einem Moment der Unachtsamkeit erwischt, und jetzt hast du die Gelegenheit, auf die du so lange gewartet hast, sie fertigzumachen. Aber du siehst nur, was du sehen willst, Kerra – und nicht das, was du tatsächlich vor der Nase hast.«
    »Und das wäre?«
    »Die Wahrheit ist: Die Musik hat ihn in Wallung gebracht. Du hast selbst gesehen, dass ich ihn weggestoßen habe. Er ist ein geiler kleiner Wicht, und er hat auf eine Gelegenheit spekuliert. Das ist passiert. Also verschone mich mit deinen hässlichen Anschuldigungen, und fang lieber etwas Sinnvolles mit deiner Zeit an.« Dellen schleuderte mit einer Kopfbewegung ihr Haar nach hinten. »Ich habe ihm ein Mittagessen angeboten. Das kann doch nicht falsch sein, oder? Dagegen kannst du doch nun wirklich keine Einwände haben. Ich habe das Radio eingeschaltet. Was sonst hätte ich tun sollen? Es erschien mir einfacher, als mich mit einem Jungen zu unterhalten, den ich kaum kenne. Und er hat alles falsch gedeutet: die Musik … Sie war sexy, so wie lateinamerikanische Musik es immer ist, und er hat sich dazu hinreißen lassen …«
    »Halt den Mund!«, befahl Kerra. »Wir wissen beide, was du vorhattest, also mach es nicht schlimmer, indem du vorgibst, Cadan hätte versucht, dich zu verführen.«
    »Ach, heißt er so? Cadan?«
    »Hör auf!« Kerra fixierte ihre Mutter mit bedrohlich zusammengekniffenen Augen. Sie musterte sie, sah, dass Dellen sich große Mühe mit ihrem Make-up gegeben hatte: Die Lippen wirkten voller, ihre blauen Augen riesig. Überbetont wie bei einem Model auf dem Laufsteg. Dabei war das Letzte, was Dellen Kerne hatte, eine Laufstegfigur. Doch sie hatte seit jeher gewusst, dass Männer allen Alters auf üppige Formen ansprachen. Sie trug einen roten Schal, rote Schuhe und einen roten Gürtel – nur kleine Farbtupfer, die allein kaum ausreichten, ihr einen Vorwurf zu machen. Aber

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