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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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hast du einen Schlüssel.« Sie hatte ihn an einer Kette tief zwischen ihren vollen Brüsten getragen und nahm ihn nun ab. Hatte sie ihn gestern auch schon dabeigehabt? Cadan war keine Kette aufgefallen, und er wollte nicht daran denken, was es bedeutete, wenn sie sie heute erst angelegt hätte. »Ich kann in zehn Minuten dort sein«, stellte sie ihm in Aussicht. »Du auch?« Sie küsste ihn, während sie ihm den Schlüssel in die Hand drückte und seine Finger darum schloss. Und für den Fall, dass er vergessen hatte, worum es hier ging, rief sie es ihm mit einer flinken Geste in Erinnerung.
    Als sie von ihm abließ, sah er auf den Schlüssel in seiner Hand hinab. Er versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen. Dann hob er den Blick, sah sie an. Sah den Schlüssel an, dann wieder sie. Dann die Tür. Dort stand Kerra und starrte sie an.
    »Störe ich?« Kerras Gesicht war weiß wie ein Laken. Nur zwei rote Flecken brannten auf ihren Wangen.
    Dellen lachte schrill. »O mein Gott«, sagte sie. »Es liegt an der verdammten Musik. Die geht jungen Männern immer ins Blut. Du unartiger Bengel, Cadan! Mich so durcheinanderzubringen! Mein Gott, ich könnte deine Mutter sein!« Sie schaltete das Radio aus. Die Stille, die folgte, war ohrenbetäubend.
    Cadan brachte keinen Ton heraus. Er starrte Kerra an und wusste, wenn er sich ihr zuwandte, würde sie die verräterische Wölbung in seiner Hose sehen und – was noch viel schlimmer war – die feuchte Stelle, die er fühlte. Was, wenn sie ihrem Vater davon erzählte? Wenn sich doch nur der Boden unter ihm auftäte! Er verspürte den unbändigen Drang zu fliehen – und genau das tat er. Später wusste er nicht mehr, wie er es geschafft hatte, aber er hatte Pooh von der Rückenlehne des Stuhls gehoben, war aus der Küche gestürzt, als hätte er einen Raketenantrieb, hatte die Stimmen zurückgelassen – vor allem Kerras Stimme, deren Tonfall nicht eben freundlich klang. Drei Etagen die Treppe hinab und hinaus ins Freie. Er war zu seinem Fahrrad gehastet und damit losgerannt, hatte es angeschoben, bis es die gewünschte Geschwindigkeit aufgenommen hatte. Dann war er aufgesprungen und hatte in die Pedale getreten.
    O nein! O nein! So 'n Mistverdammtescheiße ! Er wusste nicht, was er tun oder wohin er sich wenden sollte, und wie auf Autopilot lenkte er sein Rad zum Binner Down. Er brauchte einen Rat, und zwar schleunigst. Bei LiquidEarth würde er ihn bekommen.
    Er bog in die Vicarage Road ein und radelte weiter zur Arundel Lane. Auf der glatten Straßendecke kam er gut voran, doch Pooh protestierte lautstark, als sie das ehemalige Flugfeld mit seinen Fahrrillen und Schlaglöchern erreichten. Aber es war nicht zu ändern. Cadan riet dem Papagei, sich gut festzuhalten, und keine zwei Minuten später warf er das Rad auf die alte Betonrampe an der Wellblechhütte, wo sein Vater Surfbretter baute.
    Im Verkaufsraum setzte er Pooh auf die Kasse hinter der Ladentheke. »Nicht kacken, Kumpel«, ermahnte er ihn und öffnete die Tür zur Werkstatt. Dort fand er den Mann, den er gesucht hatte – nicht seinen Vater; der hätte Cadans Geschichte vermutlich mit einer Predigt über die lebenslange Dummheit seines Sohnes kommentiert. Es war Jago, dem er sein Herz ausschütten wollte und der sich gerade in einem kritischen Stadium seiner Arbeit befand und die scharfen Fiberglaskanten an den Rails eines Swallowtail-Boards abschliff. Als die Tür aufflog, sah Jago hoch. Er schien auf einen Blick zu erkennen, in welchem Zustand der Junge sich befand, trat zu dem staubigen Radio, das auf einem ebenso staubigen Regal hinter den Holzböcken stand, und schaltete es aus. Dann nahm er die Brille ab und versuchte, sie am Oberschenkel seines weißen Overalls abzuwischen – mit sehr zweifelhaftem Erfolg.
    »Was ist passiert, Cadan?«, fragte er. »Wo ist dein Vater? Alles in Ordnung mit ihm? Wo ist Madlyn?« Seine linke Hand zuckte krampfartig.
    Cadan antwortete: »Nein, nein … Keine Ahnung.« Was er meinte, war, dass er annahm, alles sei in Ordnung mit seinem Vater und seiner Schwester, aber in Wahrheit hatte er keinen Schimmer. Er hatte Madlyn seit dem Frühstück nicht mehr gesehen und seinen Vater heute überhaupt noch nicht. Er wollte nicht darüber nachdenken, was dieser letzte Umstand bedeuten mochte. Es wäre eine Sorge mehr, und sein Kopf drohte jetzt schon zu platzen. Schließlich sagte er: »Alles okay, schätz ich. Madlyn wird bei der Arbeit sein.«
    »Gut.« Jago nickte nachdenklich

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