Doch die Sünde ist Scharlachrot
ging hinüber zu den Außengebäuden, um sicherzugehen.
Das größere war vollkommen leer. Das musste es auch sein, wenn man ein Auto darin parken wollte. Außerdem entsprach es innen weitgehend dem Zustand eines Rohbaus, und Spinnweben und eine dicke Staubschicht entlang der Wände deuteten darauf hin, dass es nicht allzu häufig benutzt wurde. Doch auf dem Boden verliefen Reifenspuren. Lynley kniete sich hin und besah sie genauer. Unterschiedliche Wagen waren hier abgestellt worden, erkannte er – das war etwas, was er sich merken sollte, auch wenn er noch nicht wusste, was er mit der Information anfangen sollte.
Das kleinere der beiden Gebäude war ein Gartenhäuschen. Darin befanden sich abgenutzte Geräte, die von Daidres Bemühungen zeugten, ihr kleines Grundstück in einen Garten zu verwandeln, ganz gleich ob es nun zu nah an der See lag oder nicht.
Er betrachtete das Werkzeug, weil er nichts anderes zu betrachten fand, als draußen auf dem Kies der Einfahrt ein Wagen knirschend zu stehen kam. Lynley blockierte Daidres Zufahrt, und umgehend verließ er das Gartenhäuschen, um seinen eigenen Wagen umzuparken. Doch es war nicht Daidre Trahair, die gekommen war. Es war Detective Inspector Hannaford. Und in ihrem Schlepptau: Barbara Havers.
Lynley fühlte Mutlosigkeit in sich aufsteigen, als er sie sah. Er hatte gehofft, Havers würde Hannaford nichts über die Dinge erzählen, die sie in Falmouth herausgefunden hatte, obwohl ihm nur zu sehr bewusst war, wie unwahrscheinlich das wäre. Barbara war nun mal bissig, wenn es um eine Ermittlung ging. Sie würde sogar ihre eigene Großmutter mit einem Schwertransporter niederwalzen, wenn die fragliche Verwandte zwischen ihr und einer relevanten Information stünde. Seine Überzeugung, dass Daidres Vergangenheit für den aktuellen Fall irrelevant war, zählte in ihren Augen nicht, denn jede noch so kleine Ungereimtheit, alles Seltsame, Widersprüchliche und Verdächtige musste aus jedwedem Blickwinkel untersucht werden, und Barbara Havers war genau die Richtige, um dies zu tun.
Ihre Blicke trafen sich, als sie ausstieg, und er bemühte sich, seine Enttäuschung nicht gar zu deutlich zu zeigen. Havers blieb stehen, um eine Zigarette aus ihrer Players-Schachtel zu schütteln. Dann drehte sie sich aus dem Wind, um die Flamme ihres Plastikfeuerzeugs zu zünden.
Bea Hannaford trat auf Lynley zu. »Ist sie denn nicht hier?«
Er schüttelte den Kopf.
»Sind Sie sicher?« Hannaford sah ihn eindringlich an.
»Ich habe nicht durch die Fenster geschaut«, antwortete er wahrheitsgemäß. »Aber ich kann mir nicht vorstellen, warum sie die Tür nicht öffnen sollte, wenn sie zu Hause wäre.«
»Ich schon. – Wie kommen wir mit unseren Ermittlungen über Dr. Trahair voran? Sie haben inzwischen reichlich Zeit mit ihr verbracht. Sie haben doch bestimmt etwas zu berichten.«
Lynley sah zu Havers hinüber, und eine Welle der Dankbarkeit wallte in ihm auf. Sie hatte nichts erzählt. Ein wenig schämte er sich dafür, dass er seine einstige Partnerin derart falsch eingeschätzt hatte, und ihm wurde bewusst, wie sehr die letzten Monate ihn verändert hatten. Havers' Gesicht blieb mehr oder minder ausdruckslos; sie zog lediglich eine Braue in die Höhe. Sie hatte ihm den Ball zugespielt, erkannte er, und nun konnte er damit tun, was er wollte. Fürs Erste.
»Ich habe nicht die geringste Ahnung, warum sie Sie angelogen hat, was ihre Route von Bristol hierher betrifft«, sagte er zu Hannaford. »Viel weiter bin ich noch nicht gekommen. Sie ist mit allem, was sie über sich preisgibt, sehr vorsichtig.«
»Aber nicht vorsichtig genug«, erwiderte Hannaford. »Wie sich herausgestellt hat, hat sie auch gelogen, als sie sagte, sie kennte Santo Kerne nicht. Der Junge war ihr Liebhaber. Sie hat ihn sich mit seiner Freundin geteilt, die allerdings nichts davon wusste. Jedenfalls zunächst nicht. Aber dann hat sie – ich meine die Freundin – Verdacht geschöpft, ist Santo gefolgt, und er hat sie geradewegs hierhergeführt. Er scheint einer von diesen Kerlen gewesen zu sein, die einfach alles mitnehmen, was sie kriegen können. Älter, jünger – oder irgendwo dazwischen.«
Obwohl sein Herzschlag sich beschleunigt hatte, während Hannaford sprach, erwiderte Lynley gleichmütig: »Ich komme nicht ganz mit.«
»Wo kommen Sie nicht mit?«
»Seine Freundin ist ihm gefolgt, und Sie ziehen daraus den Schluss, dass er und Dr. Trahair eine Affäre hatten?«
»Sir …« Es war Havers'
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