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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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zu haben. Das ›R‹ stand für den ungewöhnlichen und äußerst unbritischen Namen Rocco. Seine Mutter, vor langer Zeit verschieden, habe eine Vorliebe für die eher obskuren katholischen Heiligen besessen, erklärte Larson, und zudem sei es eine Frage der Gleichberechtigung gewesen; seine Schwester heiße nämlich Perpetua. Er selbst führe den Namen Rocco nicht, sondern ziehe Rock vor, und so dürfe Lynley ihn gern nennen.
    Lynley dankte ihm und erwiderte, wenn es recht sei, ziehe er Mr. Larson vor. Er zeigte ihm seinen Dienstausweis von New Scotland Yard, und Larson schien dankbar, dass Lynley beschlossen hatte, eine gewisse Förmlichkeit zu wahren. »Ich nehme nicht an, dass Sie mir eine Immobilie zur Betreuung anbieten möchten.«
    »Völlig richtig«, bestätigte Lynley. »Ich würde gerne mit Ihnen über Jonathan Parsons reden. Sie waren einmal sein Partner, wenn ich recht informiert bin.«
    Larson war durchaus gewillt, über den ›armen Jon‹ zu reden, wie er ihn nannte, und führte Lynley in sein Büro. Der Raum war spärlich eingerichtet – und maskulin. Leder und Metall und Familienfotos in nüchternen schwarzen Rahmen. Eine wesentlich jüngere blonde Gattin, zwei Kinder in adretten Schuluniformen, ein Pferd, ein Hund, eine Katze und eine Ente, allesamt ein bisschen zu glatt und statisch, sodass Lynley sich fragte, ob sie wirklich echt waren oder ob Larson die Fotos, die man in solchen Bilderrahmen vorfand, wenn man sie kaufte, einfach darin hatte stecken lassen.
    Larson brauchte wenig Ermunterung. Noch bevor Lynley seine erste Frage gestellt hatte, hob sein Gegenüber bereits zu seiner Geschichte an. Larson war eine Firmenpartnerschaft mit Jonathan Parsons und einem Mann namens Henry Waterfield eingegangen, der inzwischen verstorben war. Beide seien rund zehn Jahre älter gewesen als er, und deswegen habe Larson zunächst die Rolle des Juniorpartners innegehabt. Aber er sei nun mal ein Gewinnertyp, auch wenn es unbescheiden klingen mochte, wenn er selbst dies von sich behaupte. In kürzester Zeit sei er zum vollwertigen Partner aufgestiegen. Von da an seien sie zu dritt gewesen, bis zu Waterfields Tod. Übrig geblieben seien Parsons und Larson, aber das habe wie ein Zungenbrecher geklungen, und so hätten sie den ursprünglichen Firmennamen weitergeführt.
    Alles sei glatt verlaufen – bis der Parsons-Junge starb, erzählte Larson. Von da an sei es bergab gegangen. »Der arme Jon konnte seinen Teil der Arbeit nicht mehr leisten, aber wer wollte ihm daraus schon einen Vorwurf machen? Er verbrachte immer mehr Zeit unten in Pengelly Cove. Dort ist der Unfall … der Todesfall …«
    »Ja, ich weiß«, sagte Lynley. »Er hat anscheinend geglaubt, er wüsste, wer seinen Sohn in die Strandhöhle gelockt hat.«
    »Genau. Aber er konnte die Polizei nicht dazu bewegen, den Täter einzukassieren. Keine Beweise, haben sie ihm gesagt. Keine Beweise, keine Zeugen, und niemand, der gewillt war zu reden, ganz gleich wie viel Druck sie ausübten … Sie konnten einfach nichts tun. Also heuerte Jon seine eigenen Ermittler an, und als die auch nichts zustande brachten, verpflichtete er andere. Und danach wieder andere und wieder andere. Schließlich ist er ganz dorthin gezogen …« Larson betrachtete ein Foto an der Wand – eine Luftaufnahme von Exeter –, als könnte ihn das in die Vergangenheit zurückversetzen. »Ich glaube, es war zwei Jahre nach Jamies Tod. Vielleicht drei? Er sagte, er wolle dorthin, um die Menschen daran zu erinnern, dass der Mord – er nannte es immer Mord, ganz gleich was irgendwer sagte – ungesühnt geblieben sei. Er warf der Polizei vor, sie hätte die Sache von vorne bis hinten vermasselt. Er war … besessen, wenn ich ehrlich sein soll. Aber das kann man ihm wohl kaum verübeln. Das habe ich damals nicht getan und tu es auch heute nicht. Aber er brachte der Firma kein Geld mehr ein. Ich hätte ihn eine Zeit lang unterstützen können, aber dann fing er an, Geld zu … Er nannte es ›borgen‹. Er hatte ein Haus hier in Exeter und eine Familie zu unterhalten – er hat noch drei Kinder, allesamt Töchter – und ein Haus in Pengelly Cove, und er verpflichtete eine Ermittlerfirma nach der anderen, die alle für ihre Mühen bezahlt werden wollten. Das ist ihm irgendwann alles über den Kopf gewachsen. Er brauchte Geld und hat es sich genommen.« Larson saß hinter seinem Schreibtisch und faltete die Hände. »Ich habe mich furchtbar gefühlt, aber ich hatte genau zwei

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