Doch die Sünde ist Scharlachrot
genug waren, kamen sie hierher zurück.« Mit einem freudlosen Lächeln sah sie ihn an. »Ich wette, dieser Ort – diese Geschichte – ist nicht gerade das, was Sie gewöhnt sind.«
»Ich glaube nicht, dass das eine Rolle spielt.« Er wollte noch mehr sagen, wusste aber nicht, wie er es in Worte fassen sollte. Schließlich sagte er lediglich: »Wollen Sie mich nicht Tommy nennen, Daidre? Meine Familie und Freunde …«
Sie hob eine Hand. »Ich glaube nicht.«
»Wegen all dem hier?«
»Nein. Sondern weil es für mich sehr wohl eine Rolle spielt.«
Jago Reeths Worte waren unmissverständlich, als er Ben Kerne allein forderte, ohne jedwedes Anhängsel seiner Familie. Er schlug Hedras Hütte als Austragungsort vor, und er benutzte das Wort ›Austragungsort‹, als würde dort irgendeine Art Veranstaltung stattfinden.
Bea schimpfte ihn verrückt, wenn er tatsächlich glaubte, sie alle würden auf die Klippen hinauswandern, wo die alte Behausung stand.
Verrückt oder nicht, erwiderte er, wenn sie mit ihm reden wolle, gedenke er nun einmal, von seinen Rechten Gebrauch zu machen. Und als sie einwandte, zu seinen Rechten gehöre nicht, den Ort festzulegen, wo ihr Treffen mit Ben Kerne stattfinden solle, lächelte er nur und sagte, da sei er anderer Ansicht. Es mochte nicht sein verbrieftes Recht sein, aber sie wolle doch gewiss, dass er redete. Und der richtige Ort zum Reden sei Hedras Hütte. Dort hätten sie es schön gemütlich. Geschützt vor Kälte und Wind. Warm und kuschelig.
»Er hat ein Ass im Ärmel«, lautete Sergeant Havers' Einschätzung der Lage, als sie Jago Reeths Defender in Richtung Alsperyl folgten. Sie würden an der Dorfkirche auf Mr. Kerne warten. »Rufen Sie lieber den Superintendent an, und lassen Sie ihn wissen, wohin wir fahren«, fuhr Havers fort. »Fordern Sie Verstärkung an. Die Jungs von der Wache … Es muss doch irgendeine Möglichkeit geben, wie sie sich in der Nähe der Hütte verstecken können.«
»Nur wenn sie sich als Kühe, Schafe oder Möwen tarnen«, entgegnete Bea. »Dieser Kerl hat alle Eventualitäten bedacht.«
Lynley ging nicht ans Handy, stellte Bea fest. Sie verfluchte ihn und fragte sich, wozu sie ihm überhaupt ein Telefon besorgt hatte. »Wo ist dieser schreckliche Mensch denn jetzt schon wieder hinverschwunden?«, fragte sie und antwortete sich dann selbst mit der grimmigen Feststellung: »Ich wette, wir kennen die Antwort, nicht wahr?«
Alsperyl lag nicht weit vom Salthouse Inn entfernt. Sie parkten in der Nähe der Kirche und blieben in ihren Autos sitzen. Als Ben Kerne schließlich zu ihnen stieß, waren sie bereits eine knappe halbe Stunde dort. In der Zwischenzeit hatte Bea die Wache angerufen, um dort mitzuteilen, wo sie hinwollten, und zuvor Ray aus demselben Grund. Ray war außer sich gewesen: »Beatrice, hast du den Verstand verloren? Ist dir eigentlich klar, wie regelwidrig das ist?«
»Sonnenklar«, hatte sie ihm versichert. »Aber ich stehe mit völlig leeren Händen da, es sei denn, dieser Kerl gibt mir irgendetwas, womit ich weiterkomme.«
»Du glaubst doch nicht, dass er die Absicht hat …«
»Ich habe keine Ahnung, was seine Absichten sind. Aber wir werden zu dritt sein, er allein, und wenn wir damit nicht fertig werden …«
»Du filzt ihn aber vorher?«
»Ich mag ein Idiot sein, Ray, aber kein Vollidiot.«
»Ich finde heraus, wer in der Gegend auf Streife ist, und schicke ihn dir.«
»Tu das nicht! Wenn ich Verstärkung brauche, kann ich sie in Casvelyn anfordern.«
»Mir ist egal, was du kannst oder nicht kannst. Ich denke dabei auch an Pete. Und wenn du's genau wissen willst, an mich selbst denke ich ebenso. Ich werde keine Ruhe haben, wenn ich nicht weiß, dass du vernünftige Verstärkung hast. Gott, das ist so regelwidrig …«
»Das sagtest du bereits.«
»Wer ist im Moment bei dir?«
»Sergeant Havers.«
»Die Frau? Wo zum Henker ist Lynley? Und was ist mit diesem Sergeant von der Wache? Er schien ganz brauchbar. Um Himmels willen, Bea …«
»Ray! Dieser Mann ist ungefähr siebzig. Er hat irgendeine Art Schüttellähmung. Wenn wir mit ihm nicht fertig werden, dann sollte man uns alle aufs Altenteil schicken.«
»Trotzdem …«
»Wiedersehen, Liebling.« Sie hatte die Verbindung getrennt und das Handy zurück in die Tasche gestopft, sich dann aber eines Besseren besonnen und auch Sergeant Collins und Constable McNulty Bescheid gegeben. Dann fuhr Ben Kerne vor.
Er stieg aus dem Wagen und schloss den
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