Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
Vom Netzwerk:
Reißverschluss seiner Windjacke bis zum Kinn. Verwirrt sah er zu Jagos Defender hinüber. Dann entdeckte er Bea und Barbara Havers in dem Wagen, der an der flechtenbewachsenen Friedhofsmauer stand, und kam zu ihnen herüber. Sie stiegen aus, und Jago Reeth folgte ihrem Beispiel.
    Bea sah, dass Jago Reeths Blick auf Santo Kernes Vater fixiert war. Der Ausdruck von Liebenswürdigkeit, den er im Salthouse Inn an den Tag gelegt hatte, war verschwunden. Jetzt glomm es in seinen Augen. Es war der Blick eines kampferprobten Kriegers, der endlich den Nacken seines Feindes unter dem Fuß und die Schwertklinge an seine Kehle gelegt hatte.
    Jago Reeth sprach zu keinem von ihnen. Er nickte lediglich zu der kleinen Schwingtür am Westende des Parkplatzes, gleich neben dem Schaukasten der Kirchengemeinde.
    »Wenn wir Sie begleiten sollen, Mr. Reeth, dann habe ich auch eine Bedingung.«
    Er zog eine Braue in die Höhe, offenbar die einzige Art von Kommunikation, zu der er bereit war, bis sie sein avisiertes Ziel erreicht hatten.
    »Legen Sie die Hände auf den Kofferraum, und spreizen Sie die Beine. Und glauben Sie mir, ich habe kein Interesse daran festzustellen, wie dick Ihre Eier sind.«
    Jago folgte ihrem Befehl. Havers und Bea tasteten ihn ab. Seine einzige Waffe war ein Kugelschreiber. Havers warf ihn über die Friedhofsmauer. Mit einem verächtlichen Ausdruck schien er sie zu fragen: Na? Zufrieden?
    »Gehen Sie weiter!«, forderte Bea ihn auf, und er schritt auf das Schwingtörchen zu. Er wartete nicht, um zu sehen, ob sie ihm folgten. Er schien sich dessen vollkommen sicher.
    Ben Kerne fragte Bea: »Was geht hier vor? Warum haben Sie mich gebeten … Wer ist das, Inspector?«
    »Sie kennen Mr. Reeth nicht?«
    »Das ist Jago Reeth? Santo hat hin und wieder von ihm erzählt. Es ist der alte Surfer, der bei Madlyns Vater arbeitet. Santo mochte ihn gern. Aber ich bin ihm bis heute nie begegnet.«
    »Ich bezweifle, dass er ein Surfer ist, obwohl er den Fachjargon beherrscht. Kommt er Ihnen überhaupt nicht bekannt vor?«
    »Sollte er das?«
    »Vielleicht unter dem Namen Jonathan Parsons?«
    Ben Kerne öffnete den Mund, sagte aber nichts. Sein Blick wanderte zurück zu Reeth, der durch die Schwingtür trat. »Wohin geht er?«
    »Dorthin, wo er gewillt ist zu reden. Mit uns und mit Ihnen.« Bea legte ihm die Hand auf den Arm. »Aber Sie müssen ihn nicht anhören. Sie müssen auch nicht mitgehen. Seine Bedingung für ein Gespräch mit uns war Ihre Anwesenheit, aber mir ist klar, dass das ebenso verrückt wie gefährlich ist. Doch er hat uns – ich meine die Polizei, nicht Sie – in der Hand, und der einzige Weg, ein Wort aus ihm herauszubekommen, ist im Moment, nach seiner Pfeife zu tanzen.«
    »Am Telefon haben Sie den Namen Parsons nicht erwähnt.«
    »Ich wollte nicht, dass Sie wie ein Irrer hierherfahren. Und ich will auch jetzt nicht, dass Sie die Fassung verlieren. Wir haben es hier schon mit einem Verrückten zu tun; ein zweiter wäre einfach zu viel. Mr. Kerne, ich kann Ihnen nicht sagen, wie weit ich mich mit dieser Vorgehensweise aus dem Fenster lehne, darum versuche ich es gar nicht erst. Sind Sie in der Lage anzuhören, was er zu sagen hat? Und vor allem: Sind Sie gewillt?«
    »Hat er …?« Kerne schien nach einer Formulierung zu suchen, die das, was er sagen musste, zu keiner Tatsache machte, die er würde akzeptieren müssen. »Hat er Santo getötet?«
    »Darüber werden wir mit ihm reden. Schaffen Sie das?«
    Er nickte. Er vergrub die Hände in den Jackentaschen und bekundete mit einer Kopfbewegung, dass er bereit war. Sie stießen das Schwingtörchen auf.
    Jenseits davon lag eine Kuhweide, und der Weg zum Meer führte an einem Stacheldrahtzaun entlang. Er war schlammig und uneben. Traktorenräder hatten tiefe Furchen hineingezogen. An die Weide grenzte eine zweite, abgeteilt durch einen weiteren Stacheldrahtzaun und wiederum ein Schwingtörchen. Ihr Fußmarsch betrug etwa eine halbe Meile und führte sie schließlich zum Küstenpfad, der die zweite Weide hoch über dem Meer kreuzte.
    Der auflandige Wind war hier stark und kam in anhaltenden Böen, auf denen Seevögel dahinglitten. Dreizehenmöwen schrien und erhielten Antwort von Silbermöwen. Eine einsame Krähenscharbe schoss aus der Felswand empor, als Jago Reeth sich dem Rand der Klippe näherte. Der Vogel stieß hinab, stieg wieder auf und begann zu kreisen. Bea sah, wie er im aufgewühlten Wasser nach Beute suchte.
    Sie folgten dem Küstenpfad in

Weitere Kostenlose Bücher