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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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erwiderte er holdselig. Er wies Daidre zu seinem Büro.
    Unter seinem Schreibtisch hielt ein Golden Retriever ein Nickerchen. Daidre hockte sich neben der Hündin auf den Boden und strich ihr über den seidigen Kopf. »Sie sieht gut aus«, sagte sie über die Schulter. »Die Behandlung hat angeschlagen?«
    Er brummte bejahend. »Aber das hier ist kein Hausbesuch, oder?«, fragte er.
    Daidre untersuchte oberflächlich den Bauch des Tieres – eher eine Formsache als eine Notwendigkeit. Alle Anzeichen der Hautinfektion waren verschwunden. Daidre stand auf und sagte: »Lass es beim nächsten Mal nicht so lange schleifen. Lily könnte büschelweise Fell verlieren. Das willst du doch sicher nicht.«
    »Es wird kein nächstes Mal geben. Ich lerne schnell, auch wenn meine persönliche Geschichte das kaum ahnen lässt. Also: Warum bist du hier?«
    »Du weißt, wie Santo Kerne gestorben ist, nehme ich an.«
    »Daidre, du weißt, dass ich es weiß. Also ist die eigentliche Frage wohl, warum du fragst. Oder feststellst. Oder was immer du machst. Was willst du? Was kann ich heute Morgen für dich tun?«
    Sie hörte seine Ungeduld, und sie wusste, was sie bedeutete: Daidre war nur eine gelegentliche Urlauberin in Casvelyn. In manche Bereiche gewährte man ihr Einlass; in andere nicht. Sie versuchte es anders. »Ich war gestern Abend bei Aldara. Sie wartete auf jemanden.«
    »Ach, wirklich?«
    »Ich dachte, vielleicht auf dich.«
    »Wohl kaum.« Er sah sich in seinem Büro um, als wäre er auf der Suche nach einer Beschäftigung. »Ist das wirklich der Grund, warum du gekommen bist? Um Aldara zu kontrollieren? Oder mich? Beides sieht dir nicht ähnlich, aber wie du weißt, bin ich kein besonders guter Frauenversteher.«
    »Nein, deswegen bin ich nicht gekommen.«
    »Also … Was gibt es noch? Denn wir wollen die Zeitung heute früher ausliefern …«
    »Ich wollte dich eigentlich um einen Gefallen bitten.«
    Er wurde schlagartig misstrauisch. »Und zwar?«
    »Deinen Computer. Das Internet, um genau zu sein. Ich habe keinen anderen Zugang, und ich möchte lieber nicht den in der Bücherei benutzen. Ich muss recherchieren …« Sie zögerte. Wie viel sollte sie preisgeben?
    »Was?«
    Sie redete einfach drauflos, und das, was herauskam, war die Wahrheit, wenn auch die unvollständige: »Die Leiche … Santo … Max, Santo wurde am Küstenpfad von einem Wanderer gefunden.«
    »Das wissen wir bereits.«
    »Ja. In Ordnung. Natürlich wisst ihr das. Aber wisst ihr auch, dass dieser Wanderer ein Detective von New Scotland Yard ist?«
    »Ach ja?« Max klang interessiert.
    »Das behauptet er jedenfalls. Ich möchte herausfinden, ob es stimmt.«
    »Warum?«
    »Warum? Ja, du meine Güte, denk doch mal nach! Welche Schutzbehauptung könnte besser sein, wenn man vermeiden will, dass man allzu genau unter die Lupe genommen wird?«
    »Willst du jetzt selbst anfangen zu ermitteln? Oder dich bei mir um einen Job bewerben? Denn andernfalls wüsste ich nicht, was es dich angeht, Daidre.«
    »Ich habe diesen Mann in meinem Cottage überrascht. Ich wüsste gerne, ob er derjenige ist, für den er sich ausgibt.« Sie berichtete, wie sie Thomas Lynleys Bekanntschaft gemacht, erwähnte allerdings nicht, welchen Eindruck sie von ihm gewonnen hatte. Wie jemand, der ein Joch mit vorstehenden Nägeln auf den Schultern trug.
    Der Zeitungsmann fand die Erklärung offenbar einleuchtend. Er ruckte mit dem Kinn zu seinem Computer hinüber. »Dann nur zu. Druck aus, was du findest, denn es könnte sein, dass wir es gebrauchen könnten. Und jetzt muss ich wieder zurück an die Arbeit. Lily wird dir Gesellschaft leisten.« Er wollte gehen, hielt aber noch einmal inne, eine Hand am Türpfosten. »Übrigens, du hast mich nicht gesehen.«
    Sie war an den Computer getreten und schaute stirnrunzelnd auf. »Was?«
    »Falls jemand fragt, hast du mich nicht gesehen. Ist das klar?«
    »Du weißt, wie sich das anhört, oder?«
    »Offen gestanden, ist es mir völlig egal, wie es sich anhört.«
    Damit ging er hinaus, und sie ließ sich durch den Kopf gehen, was er gesagt hatte. Nur Tieren konnte man gefahrlos seine Hingabe schenken, schloss sie.
    Sie ging online und gab die Adresse einer Suchmaschine ein. Dann tippte sie Thomas Lynleys Namen.
    Er wartete am unteren Ende der Belle Vue Lane auf Daidre. Er sah vollkommen anders aus als der bärtige Fremde, den sie in die Stadt gefahren hatte. Trotzdem hatte sie keine Schwierigkeiten, ihn wiederzuerkennen, hatte sie doch die

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