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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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warum.
    »Mrs. Kerne. Danke, dass Sie sich Zeit für uns nehmen«, sagte sie. Und an Ben Kerne gewandt, fügte sie hinzu: »Können wir irgendwo in Ruhe reden? Es sollte nicht gar zu lange dauern.« Letzteres war typischer Polizeijargon. Es würde genau so lange dauern, bis Bea zufrieden war.
    Ben Kerne schlug vor, in den ersten Stock des Hotels hinaufzugehen. Die dortige Gästelounge sei wohl am geeignetsten.
    Das war sie in der Tat. Der Raum bot einen Ausblick auf St. Mevan Beach und war mit plüschigen, aber strapazierfähigen neuen Sofas ausgestattet, einem Großbildfernseher, einem DVD-Player, Stereoanlage, einem Billardtisch und einer Kochnische. Letztere sollte wohl vornehmlich zum Teekochen dienen und verfügte außerdem über eine glänzende Cappuccinomaschine aus Edelstahl. Die Wände zierten Poster mit alten Sportszenen aus den Zwanziger- und Dreißigerjahren: Skifahrer, Wanderer, Radfahrer, Schwimmer und Tennisspieler. Die Einrichtung war gut durchdacht und ansprechend ausgeführt. Hier war viel Geld hineingesteckt worden.
    Bea hätte gerne gewusst, woher das Geld für dieses Projekt gekommen sein mochte, und sie scheute sich nicht, danach zu fragen.
    Statt zu antworten, erkundigte Ben Kerne sich jedoch, ob die Beamten einen Kaffee wünschten. Bea lehnte für sie beide ab, noch ehe Constable McNulty, der hoffnungsvoll von seinem Notizblock aufgeblickt hatte, das Angebot annehmen konnte. Kerne trat trotzdem an die Maschine und sagte: »Wenn Sie nichts dagegen haben …« Er drückte einen Knopf, es brauste, und dann drängte er das Gebräu seiner Frau auf. Teilnahmslos nahm sie die Tasse entgegen. Er bat sie, einen Schluck zu trinken, und er klang besorgt. Dellen erwiderte, sie wolle nichts, aber Ben beharrte: »Du musst.« Sie sahen sich an, und in ihren Blicken lag für einen Moment ein Ausdruck von Kräftemessen. Dellen war diejenige, die als Erste blinzelte. Sie führte die Tasse an die Lippen und setzte nicht wieder ab, ehe sie sie ganz geleert hatte. Ein verstörend roter Abdruck blieb dort zurück, wo ihre Lippen das Steingut berührt hatten.
    Bea fragte, wie lange sie schon in Casvelyn lebten, und Ben antwortete, seit zwei Jahren. Vorher hätten sie in Truro gewohnt, wo er zwei Sportgeschäfte besessen habe. Die habe er zusammen mit ihrem Privathaus verkauft, um wenigstens teilweise das nötige Startkapital für Adventures Unlimited zusammenzubringen. Natürlich habe er weiteres Geld von der Bank geliehen. Ein solches Projekt stemme man nicht mit nur einer Finanzquelle. Mitte Juni wollten sie eröffnen, erklärte er. »Zumindest war das unsere Absicht. Jetzt … weiß ich nicht mehr.«
    Bea ging für den Moment nicht darauf ein. »Sind Sie in Truro aufgewachsen, Mr. Kerne?«, fragte sie. »War die Sache mit Ihnen und Ihrer Frau eine Sandkastenliebe?«
    Er zögerte aus irgendeinem Grund und sah zu Dellen hinüber, als überlegte er, wie er seine Antwort am besten formulieren sollte. Bea fragte sich, was genau ihn ins Stocken gebracht hatte: die Frage nach Truro oder die nach der Sandkastenliebe.
    »Nicht in Truro, nein«, antwortete er schließlich. »Aber was die Sandkastenliebe betrifft …« Er sah wieder zu seiner Frau, und sein Ausdruck war unzweifelhaft liebevoll. »Wir sind mehr oder weniger seit unserer Jugendzeit zusammen. Fünfzehn und sechzehn waren wir, oder, Del?« Er wartete ihren Kommentar nicht ab. »Aber es ging wie bei den meisten Kids. Ein Weilchen zusammen, dann ein Weilchen getrennt. Dann kam die Versöhnung, und wir waren wieder zusammen. So ging es sechs oder sieben Jahre lang, ehe wir geheiratet haben, stimmt's nicht, Del?«
    Dellen sagte: »Ich weiß es nicht. Ich habe das alles vergessen.« Sie hatte eine raue Stimme – eine Raucherstimme. Sie passte zu ihr. Alles andere wäre überraschend gewesen.
    »Wirklich?« Er sah von ihr zu Bea. »Es schien ewig zu gehen, das Drama unserer Teenagerzeit. Wie das eben so ist, wenn man an jemandem hängt.«
    »Was für ein Drama?«, fragte Bea, während Constable McNulty an ihrer Seite mit befriedigendem Eifer vor sich hin kritzelte.
    »Ich hab rumgevögelt«, erklärte Dellen unverblümt.
    »Del …«
    »Sie wird die Wahrheit vermutlich sowieso rausfinden, also können wir sie ihr auch gleich sagen«, entgegnete Dellen. »Ich war die Dorfschlampe, Inspector.« Und dann zu ihrem Mann: »Kannst du mir noch einen Kaffee machen, Ben? Aber bitte heißer. Der hier war nur lauwarm.«
    Bens Miene hatte sich versteinert, während sie

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