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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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widerfährt, widerfährt auch den Menschen«, führte sie aus. »Alle Dinge sind miteinander verbunden.«
    Irgendwie klang dies in seinen Ohren wie ein Zitat, und noch während er das dachte, erklärte sie ohne jede Verlegenheit, dass es dies tatsächlich sei. »Das sind nicht meine Worte. Ich weiß nicht mehr, wer es gesagt oder geschrieben hat, aber als ich vor Jahren zum ersten Mal darüber gestolpert bin, hatte es für mich irgendwie den Klang von Wahrheit.«
    »Aber trifft das nicht auch auf Zoos zu?«
    »Sie meinen, Tiere in Unfreiheit zu halten, führe zur Unfreiheit der Menschen?«
    »So ungefähr. Ich … Entschuldigen Sie, aber ich habe für Zoos nicht sonderlich viel übrig.«
    »Ich auch nicht. Sie sind ein Relikt aus viktorianischen Zeiten: die kompromisslose Beschlagnahme der Natur im vermeintlichen Dienste der Forschung – ohne den dazugehörigen Respekt dafür. Ich persönlich hasse Zoos, um ganz ehrlich zu sein.«
    »Aber Sie haben sich dafür entschieden, in einem Zoo zu arbeiten.«
    »Ich habe mich dafür entschieden, die Lebensbedingungen der Tiere zu verbessern.«
    »Das System von innen zu unterwandern.«
    »Es nützt mehr, als mit einem Protestplakat herumzulaufen, oder etwa nicht?«
    »Etwa so, als ginge man auf Fuchsjagd und binde einen Hering an den Schweif seines Pferdes.«
    »Mögen Sie Fuchsjagden?«
    »Ich finde sie grauenhaft. Ich habe nur eine einzige miterlebt, an Weihnachten vor vielen Jahren. Ich muss ungefähr elf Jahre alt gewesen sein. Der gute alte Oscar Wilde hat mit seinem berühmten Tadel den Nagel wirklich auf den Kopf getroffen, auch wenn ich selbst es damals noch nicht in Worte fassen konnte. Ich wusste nur, dass es mir nicht behagte, wie eine Hundemeute einem verängstigten Tier nachjagte … und es in Stücke riss, sobald sie es aufspürte … Das war nichts für mich.«
    »Das heißt, Sie haben ein Herz für die Tierwelt.«
    »Ich bin jedenfalls kein Jäger, falls Sie das meinen. In grauer Vorzeit hätte ich als Mann sicherlich kläglich versagt.«
    »Sie hätten es nicht fertiggebracht, plüschige Mammuts zu erlegen?«
    »Ich fürchte, wäre ich ein Stammesführer gewesen, wäre die Evolution zum Stillstand gekommen.«
    Sie lachte. »Sie sind wirklich drollig, Thomas!«
    »Nur hin und wieder«, schränkte er lächelnd ein. »Erzählen Sie mir, wie Sie das System unterwandern.«
    »Im Zoo? Nicht so effektiv, wie ich es gern täte.« Sie füllte sich grüne Bohnen auf, reichte ihm die Schüssel und sagte: »Nehmen Sie noch etwas! Das Rezept stammt von meiner Mutter. Das Geheimnis liegt in der Zubereitung der Minze. Man schmort sie gerade so lange in Olivenöl, bis sie weich wird. So entfaltet sich der Geschmack am besten.« Sie kräuselte die Nase. »Oder so was in der Art. Wie auch immer, die Bohnen darf man jedenfalls nur fünf Minuten lang kochen. Sonst werden sie matschig, und das darf auf keinen Fall passieren.«
    »Es gibt nichts Schlimmeres als matschige Bohnen«, pflichtete er ihr bei und tat sich eine weitere Portion auf. »Kompliment an Ihre Mutter. Es schmeckt hervorragend. Sie haben ihr alle Ehre gemacht. – Wo wohnt Ihre Mutter eigentlich? Meine lebt ein Stück südlich von Penzance, unweit von Lamorna Cove. Und ich fürchte, ihre Kochkünste sind gleichermaßen unterentwickelt wie meine.«
    »Ach, Sie stammen aus Cornwall?«
    »Mehr oder minder. Und Sie?«
    »Ich bin in Falmouth aufgewachsen.«
    »Auch dort geboren?«
    »Ich … na ja, annähernd. Ich war eine Hausgeburt, und meine Eltern lebten damals ein Stück weit außerhalb von Falmouth.«
    »Eine Hausgeburt? Wie außergewöhnlich«, bemerkte Lynley. »Ich wurde übrigens auch zu Hause geboren. Wir alle.«
    »Sicherlich in gediegenerer Umgebung als ich«, erwiderte Daidre. »Wie viele Geschwister sind Sie denn, alle zusammen?«
    »Drei. Ich bin der Mittlere. Ich habe eine ältere Schwester, Judith, und einen jüngeren Bruder, Peter. Und Sie?«
    »Ich habe einen Bruder. Lok.«
    »Ungewöhnlicher Name.«
    »Er ist Chinese. Wir haben ihn adoptiert, als ich siebzehn war.« Sie schnitt einen säuberlichen kleinen Keil vom Portobello Wellington und balancierte ihn auf ihrer Gabel, während sie fortfuhr: »Er war damals sechs. Inzwischen studiert er Mathematik in Oxford. Er ist ein wahres Superhirn.«
    »Wie kam es, dass Ihre Familie ihn adoptiert hat?«
    »Wir haben ihn im Fernsehen gesehen – in einer Doku auf BBC über chinesische Waisenhäuser. Er war dorthin gekommen, weil er Spina bifida hat.

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