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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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recht nicht ihre Grundsätze und Prinzipien. Eine Fahrt dorthin würde ihn zurück in die Vergangenheit katapultieren, und sich der Vergangenheit zu stellen, erschien ihm schier unerträglich. Nur die Gegenwart war noch schlimmer. Er sehnte sich nach einem Ort des Vergessens, einem Fluss, in dem sein Geist schwimmen konnte und der seine Erinnerungen hinfortspülte, bis sie keine Macht mehr über ihn hatten.
    Ben hätte die ganze Sache auf sich beruhen lassen, wäre Santo nicht der Lieblingsenkel seiner Großeltern gewesen. Er wusste genau, es war mehr als unwahrscheinlich, dass sie ihn – Ben – je von sich aus kontaktieren würden. Das hatten sie seit seiner Heirat nicht getan, und die einzige Gelegenheit, da er mit ihnen sprach, war, wenn er selbst sich bei ihnen meldete: entweder zu Weihnachten, um eine steife Konversation zu führen, oder gelegentlich ein offeneres Gespräch mit seiner Mutter, wenn er sie auf der Arbeit anrief. Oder wenn er verzweifelt auf der Suche nach einem Ort war, wohin er Kerra und Santo schicken konnte, wenn Dellen mal wieder eine ihrer schlechten Phasen hatte. Vielleicht hätten die Dinge anders gelegen, wenn er ihnen hin und wieder geschrieben hätte. Womöglich hätte er sie mit der Zeit sogar versöhnlich gestimmt. Aber er war kein guter Briefschreiber, und selbst wenn, hätte ihm stets die Loyalität im Wege gestanden, die er Dellen schuldete, und all das, was diese Loyalität ihm seit seiner Jugend abverlangt hatte. Also hatte er nie einen Versöhnungsversuch unternommen; seine Eltern allerdings ebenso wenig. Als seine Mutter mit Ende fünfzig einen Schlaganfall erlitten hatte, hatte Ben nur deshalb davon erfahren, weil Santo und Kerra sich zu dieser Zeit bei ihren Großeltern aufgehalten und die Nachricht bei ihrer Heimkehr mitgebracht hatten. Selbst Bens Geschwistern war untersagt worden, ihn darüber zu informieren.
    Ein anderer Mann hätte es seinen Eltern vielleicht mit gleicher Münze heimgezahlt und zugelassen, dass sie durch irgendeinen dummen Zufall von Santos Tod erfuhren. Aber Ben hatte versucht – und war in so vieler Hinsicht gescheitert –, ein anderer Mann zu sein als sein Vater. Und das bedeutete, er musste eine Bresche in die Mauer sprengen, die sein Herz umgab, und sich ihrer erbarmen, obgleich doch sein einziger Wunsch war, sich an irgendeinem Ort zu verstecken, wo er allein und unbehelligt all das betrauern konnte, was er betrauern musste.
    Außerdem würde die Polizei Eddie und Ann Kerne früher oder später ohnehin kontaktieren. Sie würde, wie es nun einmal ihre Aufgabe war, im Leben und in der Vergangenheit eines jeden herumstöbern, der mit dem Verstorbenen zu tun gehabt hatte – Gott, jetzt nannte er Santo schon einen Verstorbenen! Was sagte das wohl über seinen Gemütszustand aus? –, und sie würde nach allem suchen, was Anlass bot, irgendjemandem Schuld zuzuweisen. Sobald sein Vater von Santos Tod erfuhr, würde er seine Trauer zweifellos zunächst in Beschimpfungen und dann in Anklagen kleiden. Und es wäre keine Frau an seiner Seite, die in der Lage wäre, ihn zu besänftigen. Stattdessen würde Ann Kerne in der Nähe stehen, und ihre Miene würde die Qual offenbaren, die sie all die Jahre an der Seite eines Mannes erduldet hatte, den sie liebte, aber nicht bändigen konnte. Und obwohl es keinen Hinweis darauf gab, dass Ben die Schuld an Santos Tod trug, war es doch Aufgabe der Polizei, Schlüsse zu ziehen, Punkte zu verbinden, ganz gleich ob sie irgendetwas miteinander zu tun hatten. Darum wollte Ben nicht, dass die Ermittler mit seinem Vater sprachen, ehe dieser erfahren hatte, was mit seinem Lieblingsenkel passiert war.
    Ben beschloss, den Anruf von seinem Büro aus zu tätigen und nicht aus der Wohnung. Er stieg die Treppe hinab, statt den Fahrstuhl zu nehmen, denn so konnte er das Unvermeidliche noch ein wenig länger aufschieben. Im Büro angelangt, griff er nicht sofort nach dem Telefon. Stattdessen betrachtete er die Magnettafel, auf der die Wochen vor und nach der Eröffnung von Adventures Unlimited in Kalenderform aufgeführt waren.
    Sowohl Aktivitäten als auch Buchungen waren dort eingetragen. Der Anblick der Tafel führte ihm deutlicher denn je vor Augen, wie dringend sie Alan Cheston brauchten. In den Monaten vor Alans Ankunft hatte es Dellen oblegen, sich um das Marketing zu kümmern, aber sie hatte nicht allzu viel zustande gebracht. Sie hatte zwar Ideen gehabt, aber praktisch keine davon in die Tat umgesetzt. Organisation

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