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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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gehörte eben nicht zu ihren Stärken.
    Und was ist ihre Stärke, wenn man fragen darf?, hätte sein Vater zu wissen verlangt. Vergiss es! Du brauchst nicht zu antworten. Das ganze verdammte Dorf weiß, was sie am besten kann, da mach dir mal nichts vor.
    Das stimmte natürlich nicht. Es war einfach die Art seines Vaters, ihn zu verhöhnen, weil er überzeugt war, man müsse dafür sorgen, dass Kinder nicht gar zu selbstbewusst würden. Er vertrat tatsächlich die Ansicht, Kinder dürften unter keinen Umständen Vertrauen in ihre eigenen Entscheidungen entwickeln. Er war kein schlechter Mensch, einfach nur festgefahren in seiner Art, und seine Art war nicht Bens, und so war es letztlich zum Konflikt gekommen.
    Genau wie zwischen ihm selbst und Santo, ging Ben nun auf. Das Schlimmste daran, Vater zu sein, war die Erkenntnis, dass der eigene Vater einen Schatten warf, dem zu entkommen man niemals hoffen konnte.
    Er betrachtete den Kalender. Noch vier Wochen bis zur Eröffnung. Und sie mussten öffnen, auch wenn er sich im Moment nicht vorstellen konnte, wie sie das bewerkstelligen sollten. Er war nicht mehr mit dem Herzen bei der Sache, aber sie hatten so viel Geld in dieses Unternehmen investiert, dass es außer Frage stand, die Eröffnung zu verschieben, ganz zu schweigen davon, überhaupt nicht zu öffnen. Außerdem betrachtete Ben die eingegangenen Buchungen als Verträge, die er nicht brechen durfte, und auch wenn es nicht so viele geworden waren, wie er es sich für diesen Zeitpunkt in der Unternehmensgründung einmal erträumt hatte, glaubte er doch daran, dass Alan Chestons Einstellung daran etwas zu ändern vermochte. Alan hatte Ideen und die Fähigkeit, sie wahr werden zu lassen. Er war clever, und er hatte Führungsqualitäten. Und das Wichtigste: Er war vollkommen anders als Santo.
    Ben ahnte, dass dieser Gedanke ihn an die Grenze der Illoyalität führte. Indem er den Gedanken in sich trug, tat er ebendas, was er niemals hatte tun wollen: Er sorgte dafür, dass die Vergangenheit sich wiederholte.
    Du denkst nur mit dem Schwanz, Junge, hatte sein Vater wieder und wieder zu ihm gesagt, und einzig seine wechselnden Gefühlsregungen variierten dabei: von Bedauern über Zorn bis hin zu Hohn und Verachtung. Mit Santo hatte es sich ganz genauso verhalten, und Ben wollte lieber nicht darüber nachdenken, was hinter der Neigung seines Sohnes zu sexuellen Eskapaden gesteckt hatte oder wohin diese Neigung ihn hätte führen können.
    Statt es noch länger aufzuschieben, griff er nach dem Telefon auf dem Schreibtisch. Er tippte die Zahlen mit zu viel Kraft ein. Es bestand kein Zweifel, dass sein Vater noch wach war und durch das heruntergekommene Haus spukte. Eddie Kerne litt an Schlaflosigkeit, genau wie Ben. Vermutlich würde er noch stundenlang aufbleiben und all die Dinge tun, die es nachts eben zu tun gab, wenn man sich für einen grünen Lebensstil entschied, wie sein Vater es vor Jahren getan hatte. Eddie Kerne und seine Familie hatten immer nur dann Strom gehabt, wenn sie ihn durch Wind- oder Wasserkraft erzeugen konnten. Wasser gab es nur, wenn es von einem Bach umgeleitet oder aus einem Brunnen geschöpft wurde, und Wärme nur dann, wenn die Solarzellen sie lieferten. Sie züchteten und bauten an, was sie zum Essen brauchten, und ihr Heim war ein verfallenes Farmhaus gewesen, preiswert erstanden und von Eddie und seinen Söhnen vor dem endgültigen Verfall bewahrt: Granitblock für Granitblock gekalkt, das Dach neu gedeckt und Fensterscheiben eingesetzt – so dilettantisch, dass im Winter der Wind durch die Ritzen zwischen Mauer und Rahmen pfiff.
    Wie üblich nahm sein Vater den Anruf mit einem gebellten »Ja, bitte?« entgegen. Und als Ben nicht sofort etwas sagte, blaffte er hinterher: »Wenn Sie da sind, reden Sie! Wenn nicht, verschwinden Sie aus der Leitung!«
    »Hier ist Ben.«
    »Welcher Ben?«
    »Benesek. Ich hab dich doch nicht geweckt, oder?«
    Nach einer kurzen Pause entgegnete Eddie: »Und was, wenn doch? Nimmst du neuerdings auf irgendwen Rücksicht außer auf dich selbst?«
    Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, wollte Ben schon kontern. Und ich hatte den besten aller Lehrer. Stattdessen sagte er jedoch: »Santo ist tot. Es ist gestern passiert. Ich dachte, du solltest das wissen, denn er hatte dich gern, und vielleicht beruhte das ja sogar auf Gegenseitigkeit.«
    Wieder Schweigen. Diesmal währte es länger. Und dann: »Bastard.« Seine Stimme klang so angespannt, dass Ben dachte, sie

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