Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)
Nacht bleiben wollten. Belle hatte den Eindruck, dass die meisten einen Rückzieher machten, wenn sie hörten, wie teuer es war. Ohne allzu großes Interesse zu zeigen, bekam sie mit, dass Hatty als Einzige schon einmal einen Kunden gehabt hatte, der die ganze Nacht mit ihr verbringen wollte.
»Verrate uns mal deine Tricks, Schätzchen«, sagte Anna-Maria. Das Mädchen lächelte, und ihre Stimme klang zuckersüß, aber Belle spürte die unterschwellige Bosheit. »Hast du die aus Paris mitgebracht? Erzähl schon!«
»Keine Tricks. Wie gesagt, ich glaube, er wollte seine nassen Sachen nicht wieder anziehen«, wiederholte Belle. »Ich wette, wenn er in seine leere Brieftasche guckt, kommt er nie wieder.«
In der folgenden Woche beschäftigte sich Belle in Gedanken sehr viel mit Faldo. Weniger in romantischen Tagträumen als vielmehr, indem sie daran dachte, dass er ihre Fahrkarte in die Freiheit und der erste Schritt in Richtung England sein könnte. Aber einstweilen musste sie nicht nur die unterschwellige Feindseligkeit Marthas, sondern auch die von Anna-Maria ertragen. Sie warf Belle ständig finstere Blicke zu und hörte oft auf zu sprechen, wenn Belle ins Zimmer kam.
Belle wusste, dass Anna-Maria die Favoritin im Haus gewesen war, bis sie eingetroffen war und innerhalb weniger Wochen ihrenPlatz einnahm. Sie konnte sich vorstellen, wie ärgerlich das war; auch sie wäre eifersüchtig, wenn Martha ein neues Mädchen kaufte, das Belles Stellung gefährdete.
Anna-Maria verkörperte den Typus der heißblütigen, dunklen Schönheit: olivbraune Haut, fast schwarze Augen, schwarze Locken und ein entsprechendes Temperament. Sie war nicht nur wütend über Belles Beliebtheit bei den Herren, sondern ärgerte sich auch über die anderen, die Belle gern hatten und sich oft auf ihre Seite stellten.
Streitereien unter den Mädchen waren auch daheim in London an der Tagesordnung gewesen. Mog hatte einmal gesagt, dass Mädchen wahre Giftschlangen sein konnten, wenn sie eifersüchtig waren, deshalb hütete Belle sich, Anna-Maria noch mehr zu reizen.
Zehn Tage vergingen, ehe Faldo wieder erschien, und er brachte eine prächtige Schachtel Konfekt für Belle mit. Sie war mit rosa Samtrosen verziert und so hübsch, dass es ihr die Kehle zuschnürte.
»Darf ich wieder die ganze Nacht bleiben?«, fragte er sie, noch bevor er einen Drink genommen hatte.
»Willst du wirklich so viel Geld ausgeben?«, wisperte sie, weil sie nicht wollte, dass die anderen sie hörten. Zum Glück war der Salon gut besucht, und der Professor spielte ziemlich laut auf dem Klavier.
»Und ob ich will!«, sagte er. »Ich würde durch einen Sumpf voller Alligatoren schwimmen, um bei dir zu sein!«
Belle lachte, sagte aber, dass sie erst Martha fragen müsse. An diesem Abend waren so viele Herren gekommen, dass sie überzeugt war, Martha würde ablehnen.
Zu ihrer Überraschung war Martha einverstanden, aber Belle erfuhr leider nicht, wie viele Scheine das Bündel Banknoten enthielt, das Faldo ihr gab.
Auch dieses Mal bestellte er Champagner, und Cissie brachte ihn nach oben.
In ihrem Schlafzimmer küsste Belle Faldo auf den Mund und half ihm aus seinem Jackett. »Das kannst du nicht dauernd machen«, sagte sie. »Es ist Wahnsinn!«
»Aber ein schöner Wahnsinn«, lachte er, fasste sie um die Taille und küsste sie noch einmal. »Ich habe an nichts anderes als dich gedacht, seit ich hier war. Die Vorstellung, dass du mit anderen Männern zusammen bist, war die reine Folter.«
Sie nahm sein Gesicht in ihre Hände und sah ihn liebevoll an. »Daran kann ich nichts ändern, Faldo. Ich habe mich auch nach dir gesehnt.«
Er drehte sie um, fing an, ihr Kleid aufzuhaken, und küsste sie auf den Rücken, als er das Kleid nach unten zog. »Du bist so schön«, murmelte er. »So klein und vollkommen, und ich bin ein alter Narr, der dich viel zu gern hat.«
Belle stieg aus ihrem Kleid und drehte sich wieder zu ihm um. »Ich habe dich auch sehr gern«, sagte sie und hatte kein schlechtes Gewissen, denn sie empfand wirklich so.
Er nahm sie mit wilder Leidenschaft, noch bevor sie ausgezogen waren, und Belle ließ sich gern von ihm mitreißen.
Als sie später im Bett saßen und Champagner tranken und all der Lärm und die Musik des Bezirks durch die offenen Fenster drangen, stieß Faldo einen tiefen Seufzer aus.
»Das klingt ja, als hättest du die Sorgen der ganzen Welt auf den Schultern«, sagte sie.
»Nur eine einzige Sorge, und das bist du«, sagte er. »Was
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