Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)
würdest du sagen, wenn ich dich bitte, das hier aufzugeben und mit mir zusammen zu sein?«
Belles Herz machte einen Satz. Sie hatte nicht erwartet, dass er das so schnell fragen würde. »Ich wünschte, ich könnte es«, antwortete sie, »aber ich bin durch einen Vertrag an Martha gebunden.« Sie erklärte ihm ihre Situation und dass sie nicht wusste, wie viel Geld sie Martha noch schuldig war.
»Verstehe«, sagte er. Er klang, als wäre er zornig auf Martha. »Aber keine Sorge, darum kümmere ich mich schon.«
»Aber sie wird mich nicht einfach gehen lassen, Faldo«, sagte Belle und klammerte sich an ihn. Ihr war plötzlich klar geworden, dass Martha nicht zur Besitzerin eines der erfolgreichsten Bordelle im Bezirk aufgestiegen war, weil sie gütig oder aufrichtig war oder sich Gedanken um die Zukunft ihrer Mädchen machte.
»Ich habe Einfluss«, beruhigte er sie. »Überlass Martha ruhig mir.«
Als Faldo am nächsten Morgen aufstand und sich anzog, blieb Belle im Bett. Seine entschlossene Miene machte ihr ein bisschen Sorge. »Was ist los?«, fragte sie.
Faldo setzte sich auf die Bettkante und sah sie an. »Ich habe gründlich nachgedacht«, sagte er. »Du musst so tun, als wäre das mit uns nichts Besonderes. Zu keinem ein Wort, verstanden?«
Belle nickte. Hatte er die Idee, sie aus Marthas Haus zu holen, wieder aufgegeben?
»Ich suche eine Wohnung für uns«, sagte er. »Sie muss in New Orleans sein, weil ich beruflich regelmäßig in die Stadt komme, aber nicht hier im Bezirk. Wenn ich alles arrangiert habe, komme ich her und gebe dir Bescheid. Am nächsten Tag tust du so, als ob du einen Spaziergang machen willst, nimmst dir aber eine Droschke und kommst zu mir. Wenn du erst einmal hier raus bist, regle ich alles mit Martha.«
Belle sah ihm an, dass er es ernst meinte. Sie legte ihre Arme um seinen Hals und dankte ihm. »Dir ist doch klar, dass du sehr oft allein sein wirst?«, sagte er warnend. »Und du kannst nicht in den Bezirk gehen und deine Freundinnen besuchen. Es muss ein klarer Schnitt sein.«
»Das ist mir egal«, sagte sie. »Ich will nur mit dir zusammen sein.«
KAPITEL 21
»Es ist zwecklos, Jimmy. Wir müssen uns einfach damit abfinden, dass wir Belle nie finden werden«, sagte Noah entmutigt. »Zu viel Zeit ist inzwischen vergangen, die Spur ist verwischt, und Ideen haben wir auch keine mehr. So sehr ich es mir auch wünsche, mehr kann ich nicht tun.«
Es war ein heißer, stickiger Septembertag, und die beiden jungen Männer saßen am frühen Abend im Hinterhof des Ram’s Head . Der Sommer war sehr warm und trocken gewesen, und Mog hatte sich große Mühe gegeben, den Hof hübscher zu gestalten. Sie hatte Garth überredet, all die alten Kisten und den anderen Müll, der draußen herumlag, wegzuwerfen, hatte Geranien in Kübel gepflanzt und eine alte Bank und einen kleinen Tisch weiß gestrichen. Jetzt war der Hof schon seit Wochen ein sehr beliebtes Refugium vor dem Lärm und der Hitze im Lokal.
Die lange Dürrezeit und die Hitzeperiode verursachten in ganz London Probleme. Die Leute konnten nicht schlafen und waren reizbar, es stank aus den Abwasserkanälen, das Essen verdarb schnell, die Straßen waren staubig, und die Blätter fielen vorzeitig von den Bäumen. Erst am Vorabend hatte Garth gesagt, dass er gute Lust hätte, die Schänke für eine Woche zu schließen und mit Jimmy und Mog an die See zu fahren, um Ferien zu machen.
Jimmy hatte darauf geantwortet, dass sein Onkel und Mog gern fahren könnten, er aber in London bleiben würde, falls irgendeine Nachricht von Belle kam. Garth hatte sich furchtbar aufgeregt und behauptet, dass er noch nie einen Menschen getroffen hätte, der so hartnäckig war und nach anderthalb Jahren Schweigen die Hoffnung immer noch nicht aufgab.
Noah war insgesamt dreimal mit James in Paris gewesen und hatte sich verzweifelt bemüht, den Konvent zu finden, den das Mädchen in Madame Sondheims Bordell erwähnt hatte. Er hatte das Gefühl, jedes einzelne Nonnenkloster in Paris – insgesamt waren es über vierzig – aufgesucht zu haben, aber nirgendwo hatte er eine Verbindung zu Madame Sondheim entdecken können. Einige der Klöster dienten als Krankenhäuser, und er hatte erfahren, dass viele Patientinnen Prostituierte oder Opfer von Überfällen und Gewalt waren, manchmal auch Frauen, bei denen es Komplikationen bei der Geburt ihrer Kinder gab. Aber man hatte Noah und James glaubhaft versichert, dass keine Engländerinnen dabei waren und
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