Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)
dass er nie grob war, gemeine Sachen sagte oder inirgendeiner Weise unangenehm wurde. Aber heute Abend war er anders als sonst, langsamer, einfühlsamer und liebevoller. Es war nicht wie bei Serge, aber es war durchaus angenehm.
Als Belle einen verstohlenen Blick auf die Uhr auf dem Nachttisch warf, stellte sie verwundert fest, dass es schon nach Mitternacht war, und das, obwohl sie erst kurz nach neun auf ihr Zimmer gegangen waren. Aber Faldo beherrschte sich, weil er wollte, dass es länger dauerte, und dieses eine Mal beschleunigte Belle die Prozedur nicht. Es gefiel ihr, es gefiel ihr wirklich.
Erstes Tageslicht kroch durch die Spalten der Fensterläden, als Belle aufwachte. Sie lag immer noch in Faldos Armen, und sein Körper, der ihr am Vorabend noch so schlaff und schwabbelig erschienen war, fühlte sich jetzt weich, warm und tröstlich an. Sie streckte sich wohlig wie eine Katze und legte ihre Beine über seine. So musste es sein, wenn man verheiratet war, dachte sie, eine behagliche Form von Zufriedenheit.
Etwas später schlief er noch einmal mit ihr, und es war sogar noch schöner als in der Nacht. Sie ließ sich sogar von ihm küssen, weil sie das Gefühl hatte, dass sie ihm diesmal alles geben musste.
Aber gegen halb neun schaute er auf seine Taschenuhr und seufzte. »Ich muss los, meine kleine Blume. Um zehn habe ich ein Treffen, und ich muss mich noch rasieren lassen und im Hotel ein frisches Hemd holen.«
»Es war wirklich schön«, sagte sie und schlang beide Arme um ihn. »Ich wünschte, es könnte immer so sein.« Im morgendlichen Zwielicht sah er weder alt noch hässlich aus, nur wie ein netter Mann, der sie glücklich gemacht hatte.
»Du bist wirklich gut in deinem Job«, lachte er leise. »Fast könnte man glauben, dass du es ernst meinst.«
Belle setzte sich abrupt auf und starrte ihn an. »Aber ich meine es ernst! Wirklich!«
Er lächelte und rückte näher, um ihre Brüste zu küssen. Allein diese zarte Berührung ließ sie erschauern, und sie zog ihn an sich.
»Ich muss gehen«, sagte er ein paar Minuten später bedauernd. »Könntest du mir meine Sachen holen?«
Zehn Minuten später war er mit seinen trockenen, frisch gebügelten Sachen bekleidet. Cissie hatte sogar seine Schuhe geputzt. Er legte seine Hände um Belles Taille und lächelte sie an. »Können wir das vielleicht wiederholen, Süße?«, fragte er.
»Ich wäre traurig, wenn du es nicht tätest«, antwortete sie und reckte sich auf die Zehenspitzen, um ihn zu küssen. »Aber ich habe ein schlechtes Gewissen, weil du Madame so viel Geld geben musstest.«
Er beugte sich vor, um ihren Kuss zu erwidern. »Du bist es wert, Süße«, sagte er mit einem Lächeln. »Aber jetzt muss ich mich auf die Socken machen!«
Belle legte sich noch einmal hin, nachdem sie ihn zur Tür begleitet hatte. Ihre Gefühle waren eher gemischt. Einerseits freute sie sich, weil sie Faldo nähergekommen war; vielleicht dachte er jetzt daran, sie zur Mätresse zu nehmen. Leisten konnte er es sich ganz bestimmt, sie von Martha freizukaufen. Aber andererseits war sie auch traurig, weil sie vorhatte, einen so netten Mann hinters Licht zu führen.
»Daran darfst du jetzt nicht denken«, sagte sie sich streng. »Deine Pflicht ist es, auf dich selbst aufzupassen und nach England zurückzukommen. Faldo bekommt schon, was er sich wünscht.«
»Wie war es, die ganze Nacht mit ihm zusammen zu sein?«, wollte Hatty später am Tag wissen. Alle Mädchen saßen in der Küche und tunkten Krapfen in ihren Kaffee. »Der muss ja stinkreich sein, wenn er sich so was leisten kann.«
Hatty war ein großes, üppiges Mädchen mit hellbraunem Haar und grünen Augen und einem sehr guten Herzen. Mit ihr war Belle gern zusammen, ihr vertraute sie sich an. Sie war in einem Waisenhaus in San Francisco aufgewachsen und weggelaufen, als einer der Betreuer sich an sie herangemacht hatte. Ein Ehepaar, das sich sehr freundlich und fürsorglich gab, zwang sie zur Prostitution,und diese Leute verkauften sie zusammen mit Suzanne an Martha.
»Oder er ist verliebt in Belle«, meinte Betty mit einem breiten Lächeln.
»Ich glaube, er hatte eher keine Lust mehr, wieder seine nassen Sachen anzuziehen«, kicherte Belle.
Sie hatte bemerkt, dass Anna-Maria schmollte, und beschlossen, ihre wirkliche Meinung über Faldo für sich zu behalten. »Ich dachte, die Nacht hört nie auf«, fügte sie sicherheitshalber noch hinzu.
Die Mädchen unterhielten sich weiter über Männer, die die ganze
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