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Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Titel: Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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ein paar Nachbarn zu Besuch kamen, ging Belle in ihr Zimmer, wo sie einschlief, sowie ihr Kopf das Kissen berührte.
    Am zweiten Weihnachtsfeiertag schickten Arnaud und Avril ihre Kutsche, um Belle abzuholen.
    Die Germaines besaßen ein kleines, aber entzückendes Haushoch oben auf einem Hügel am Stadtrand mit märchenhaftem Ausblick auf die See und Marseille. Außer ihr waren noch einige andere Gäste anwesend, von denen die meisten gut Englisch sprachen, aber Belle fühlte sich nicht besonders wohl, weil sie den Eindruck hatte, dass Arnaud und Avril den anderen Gästen von ihr erzählt hatten. Niemand machte Bemerkungen, alle waren ausgesprochen freundlich. Aber sie hatte das Gefühl, dass sie ein bisschen zu genau beobachtet wurde und die Männer ein bisschen zu vertraulich waren, und war froh, als es Zeit war, zu Madame Albertine zurückzufahren.
    Am nächsten Morgen fragte Madame Belle, ob sie Lust hätte, an diesem Abend mit Clovis, einem der Herren, die am Weihnachtstag zu Gast gewesen waren, auf eine Dinnerparty zu gehen. »Er soll in Begleitung kommen, und da er Ihre Gesellschaft genossen hat und findet, dass Sie das hübscheste Mädchen in der Stadt sind, hofft er, dass Sie ihm die Freude machen, ihn zu begleiten.«
    Belle fühlte sich geschmeichelt. Clovis war ein kultivierter Mann mit Geschmack, der über seine Liebe zur Oper und zum Ballett gesprochen hatte, und obwohl er erst um die dreißig war, hätte sie nicht erwartet, dass er die Gesellschaft eines Mädchens suchte, das so jung und ungewandt war wie sie. Und auf eine etwas düstere Art sah er mit seinen hageren Zügen, den hohen Backenknochen, den dunklen Augen und der Adlernase sehr gut aus.
    Belle sagte, sie würde liebend gern gehen, hätte aber für diesen Anlass leider kein passendes Kleid. »Ich habe ein paar schlichte Tageskleider und das blaue, das ich an Weihnachten getragen habe, und das einzige andere ist aus rotem Satin. Ich fürchte, das könnte den Leuten verraten, was ich bin.«
    Madame Albertine lachte vergnügt. » Ma chérie , hier in Frankreich verurteilen wir niemanden so schnell. Aber vielleicht finde ich unter meinen alten Sachen etwas für dich. Ich war einmal genauso schlank wie du, und ich habe nie eines meiner schönen Kleider verkauft.«
    Sie suchte für Belle ein schwarzes Spitzenkleid aus, das wie angegossen saß. Es war eine klassische langärmelige Robe, die bis zu den Oberschenkeln eng anlag und dann knapp über den Knien in einer Kaskade bauschiger Rüschen bis zum Boden fiel. Das Futter des Oberteils war wie eine ärmellose Korsage geschnitten, so dass Belles Schultern, Arme und die Wölbung ihrer Brüste durch die schwarze Spitze blitzten.
    »Ich habe in diesem Kleid wundervolle Stunden erlebt.« Madame lachte leise. »Die Männer fanden es immer sehr verführerisch. Ich glaube, es liegt an dieser Andeutung von Haut, die durch die Spitze schimmert.«
    Das Essen fand in einem eleganten Hotel im Zentrum von Marseille statt. Clovis machte Belle Komplimente zu ihrem blendenden Aussehen, als er sie in einer Droschke abholte, und schien sich so ehrlich über ihre Gesellschaft zu freuen, dass Belle kein bisschen nervös war, als er mit ihr am Arm das Hotel betrat.
    Insgesamt waren zwölf Personen bei Tisch. Die anderen fünf Frauen trugen hochelegante Kleider und funkelnde Juwelen und waren alle sehr attraktiv, wenn auch etwas älter als Belle. Auf jeden Fall waren sie freundlich und schienen zu glauben, was Belle auf Madame Albertines Rat hin erzählte: Dass sie nach dem Tod ihrer Mutter zu ihrer Tante, einer Modistin, nach New Orleans geschickt worden war und in ihrem Laden Hüte angefertigt und verkauft hatte. Sie stellte fest, dass ihr die Geschichte leicht über die Lippen ging   – immerhin entsprach sie teilweise der Wahrheit –, und brachte die anderen zum Lachen, als sie einige der ältesten Stammkundinnen ihrer angeblichen Tante beschrieb.
    Seltsamerweise fragte niemand, warum sie ausgerechnet ein Schiff nach Marseille genommen hatte. Da die meisten von ihnen die Germaines kannten, war ihr die Geschichte, wie sie Avril Germaine an Bord gepflegt hatte, schon vorausgeeilt. Belle genoss es, als tapfer und hilfsbereit dazustehen und von Clovis bewundert zu werden.
    Wäre Belle in London zu einer Dinnerparty wie dieser gebetenworden, hätte ihr Akzent verraten, dass sie der Unterschicht entstammte. Ihr Aufenthalt in Amerika hatte ihre Aussprache vermutlich ein wenig abgeschliffen, und natürlich hatten die

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