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Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Titel: Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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als um ihre eigene Tochter zu machen schien und von Belle erwartete, dass sie tat, als wäre nichts passiert, und ihre üblichen Arbeiten im Haus verrichtete.
    »Ohne Männer würde Ma wohl kaum gute Geschäfte machen«, bemerkte sie schnippisch und halb in der Hoffnung, Mog dazu zu bringen, dort weiterzumachen, wo sie am Vorabend aufgehört hatten.
    Mog biss nicht an, sondern rührte weiter in dem Eintopf, den sie zum Abendessen bereitete. Aber ihr blasses Gesicht und der angespannte Gesichtsausdruck verrieten, dass sie genauso beunruhigt war wie Belle.
    »Braves Mädchen«, sagte Mog beifällig, als sie aufblickte und sah, dass Belle mit dem gewaltigen Stapel Wäsche fertig war und gerade das Bügeltuch zusammenlegte. »Und jetzt setzen wir uns hin und trinken eine Tasse Tee. Ich denke, die haben wir uns verdient.«
    In ihrem kurzen Leben hatte Belle immer wieder beobachten können, dass Mogs Methode, mit einem Problem fertig zu werden, darin bestand, erstmal eine Kanne Tee zu machen. Wenn die Mädchen oben zankten oder es am Waschtag regnete, wurde der Kessel aufgesetzt. Mog sprach nie über das Problem, ehe sie gelassen das Ritual vollzogen hatte, die Tassen und Untertassen, das Milchkännchen und den Zuckertopf auf den Tisch zu stellen und den Tee aufzugießen. Erst wenn die Beteiligten am Tisch saßen und Mog Tee einschenkte, war sie bereit, ihre Ansichten zum Besten zu geben.
    Aber heute war sie nicht gelassen. Als sie die Tassen aus dem Schrank nahm, klirrte das Porzellan, weil ihre Hände zitterten, und sogar ihre Schritte wirkten unsicher. Als sie die Tischschublade aufzog, um die Teelöffel herauszuholen, ließ sie einen auf den Fußboden fallen. Belle vermutete, dass Mog sich nur mühsam beherrschte und genauso verwirrt, verängstigt und verstört war wie sie selbst.
    Mog stülpte gerade den gestrickten roten Teewärmer über die volle Kanne, als sie Annie durch die Tür am Ende der Kellertreppe kommen hörten. Beide zuckten zusammen, als wären sie auf frischer Tat bei einem Vergehen ertappt worden.
    »Schon gut, ich beiße nicht«, sagte Annie. Sie klang hundemüde. »Eine Tasse Tee ist genau das, was ich brauche. Ich bin total erledigt.«
    Belle beeilte sich, noch eine Tasse und Untertasse aus dem Küchenschrank zu holen.
    »Ist heute Abend geöffnet?«, fragte Mog vorsichtig.
    Annie setzte sich und dachte kurz nach. »Nein, ich denke, dasHaus bleibt heute geschlossen. Aus Gründen der Pietät. Millie war ein liebes Mädchen, und sie wird uns allen fehlen.«
    »Was ist mit ihrer Familie?«, wollte Mog wissen. »Ich weiß, dass sie Angehörige hat. Wer soll es ihnen sagen?«
    Belle fiel der scharfe Unterton in Mogs Stimme auf und spürte, dass sie Annie etwas zu sagen hatte, deshalb nahm sie ihre Tasse Tee und setzte sich in den Lehnstuhl beim Ofen, damit die zwei Frauen miteinander reden konnten.
    »Ich nicht. Ich nehme an, die Polizei übernimmt das«, antwortete Annie, und dieses eine Mal klang sie sehr unsicher. »Ob sie sagen müssen, wie und warum sie gestorben ist? Das ist eine furchtbare Sache für eine Mutter.«
    »Ganz sicher«, stimmte Mog zu.
    Da Belle mittlerweile wusste, was Millie gewesen war, und dass ihre Mutter mit Mädchen wie ihr Geschäfte machte, überraschte es sie ein wenig, dass Annie sich Sorgen darüber machte, wie Millies Familie die Nachricht aufnehmen würde.
    »Vielleicht könntest du ihnen ein paar Zeilen schreiben?«, fragte Annie Mog.
    »Selbst wenn ich wüsste, wo sie wohnen, was könnte ich ihnen schon schreiben, um es ihnen erträglicher zu machen?«, sagte Mog traurig. Eine Träne lief ihr über die Wange. »Ich habe einmal einen Brief für Millie geschrieben, als sie zu uns kam. Darin stand, dass sie mein Dienstmädchen sei und ihre Sache sehr gut mache. Millie hatte mich darum gebeten, damit ihre Mutter sich nicht um sie sorgte, und sie selbst konnte nicht schreiben. Aber ihre Ma hat nie geantwortet, und Millie sagte zwar ständig, sie würde nach Hause fahren, sobald sie ein bisschen Geld beisammen hätte, aber sie hat immer alles ausgegeben.«
    »Ich dachte, du könntest vielleicht schreiben, dass sie krank war oder von einem Wagen überfahren wurde«, meinte Annie. »Aber wenn du dich nicht erinnerst, wo ihre Familie lebt, geht das natürlich nicht.«
    »Was hier passiert ist, ist genau die Art blutrünstige Geschichte,die auf alle Titelseiten kommt«, entgegnete Mog scharf. »Sie finden die Wahrheit sowieso raus.«
    »Sei nicht so, Mog«, bat Annie. »Mir ist

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