Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Titel: Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
Vom Netzwerk:
dass um halb eins eine Droschke für sie bereitstand. Zum Abschied küsste er sie auf beide Wangen, flüsterte ihr aber die kaum verhohlene Drohung zu, dass sie es bereuen würde, falls sie aus der Reihe tanzte.
    Die Drohung reichte aus, Belle nervös zu machen. Als ein paar Minuten später Bernard Garcia kam, sank ihr der Mut noch mehr, denn er war klein und fett und bis auf ein paar dünne, sandbraune Haarsträhnen, die quer über seinem Schädel klebten, nahezu kahl.Er war mindestens fünfundfünfzig, vielleicht auch älter, und nicht einmal sein teurer maßgeschneiderter Anzug und die goldene Taschenuhr, die an seiner Weste hing, konnten sein Aussehen verbessern.
    Aber er sprach nahezu perfekt Englisch, und er sah Belle an, als hielte er sich selbst für den größten Glückspilz der Welt, und das machte ihn ihr sympatisch. Er plauderte über das Wetter und erzählte, dass er an diesem Nachmittag mit der Bahn aus Boulogne gekommen war und ein heißes Bad hatte nehmen müssen, um sich aufzuwärmen. Als der Kellner mit den Speisekarten kam, fragte er sie, was sie essen wollte.
    »Suchen Sie etwas für mich aus. Ich weiß nicht, was die Spezialität des Hauses ist«, sagte Belle, die mit einer Speisekarte auf Französisch beim besten Willen nichts anfangen konnte. Sie lächelte und tätschelte liebevoll seinen Arm, als wäre sie entzückt, den Abend mit ihm zu verbringen.
    Vielleicht lag es an dem hervorragenden Rotwein, den er bestellte, oder einfach an seiner Höflichkeit, aber schon sehr bald fühlte sich Belle in Bernards Gesellschaft ausgesprochen wohl. Sein Aussehen mochte nicht viel hermachen, aber er hatte eine schöne, tiefe Stimme und eine sehr liebenswürdige Art. Sie unterhielten sich hauptsächlich über England, das er sehr gut kannte. Über seine persönlichen Verhältnisse sprach er nicht, und er fragte auch nicht nach ihren.
    Das Theaterstück, das sie sich nach dem Abendessen zusammen anschauten, war Madame Sans-Gêne von Victorien Sardou. Obwohl Bernard ihr erklärte, worum es ging, konnte sie der Handlung nicht wirklich folgen. Aber es machte ihr nichts aus. Es war schön, auf einem weich gepolsterten roten Samtsessel in einer Loge zu sitzen und zu wissen, dass viele der elegant gekleideten Leute im Theater sie verstohlen musterten und sich fragten, wer sie war.
    Das hier war wesentlich besser, als für Martha zu arbeiten, wo sie zehn bis zwölf Kunden pro Nacht gehabt hatte. Auch wenn sie den Moment, wenn sie wieder im Hotel waren, fürchtete, weil siespürte, dass Bernard hohe Erwartungen hatte, standen die Chancen nicht schlecht, dass er schnell einschlafen würde.
    Aber in diesem Punkt lag sie völlig falsch. Bernard bestellte eine Flasche Champagner, als sie in seinem Hotelzimmer waren, und bat sie, sich nur mit Hemd und Strümpfen bekleidet aufs Bett zu setzen.
    Anscheinend war er der Typ Mann, der in Fantasievorstellungen von schamlosen Frauen schwelgte, also tat Belle ihm den Gefallen. Sie räkelte sich verführerisch auf dem Bett, wobei sie ihm tiefe Einblicke gewährte, und als er trotzdem in seinem Sessel sitzen blieb, ging sie zu ihm, setzte sich auf seinen Schoß und legte seine eine Hand auf ihre Brust, die andere auf ihre Scheide. Sein Gesicht rötete sich, seine dunklen Augen glitzerten, und er befingerte sie hektisch, aber unbeholfen, als hätte er noch nie zuvor den Körper einer Frau berührt.
    Belle knöpfte seine Hose auf und schob ihre Hand in den Schlitz. Zu ihrer Überraschung war sein Glied schrecklich klein, nicht größer als das eines kleinen Jungen. Es war nicht einmal hart, und ihr war klar, dass ihr Plan, auf ihm zu reiten, nie funktionieren würde.
    »Komm, leg dich mit mir aufs Bett«, schlug sie vor, nahm seine Hand und zog ihn vom Sessel.
    Was sie am meisten irritierte, war nicht sein ungeschicktes Gefummel oder sein winziger Penis, sondern die Tatsache, dass er kein Wort sagte. Beim Abendessen hatte er sich unbefangen auf Englisch mit ihr unterhalten und im Theater in der Pause und auf der Fahrt zum Hotel munter geplaudert, aber seit er sie gebeten hatte, sich auszuziehen, war er verstummt. So etwas hatte sie noch nie erlebt; im Gegenteil, sie hatte die Erfahrung gemacht, dass Männer, die einen kleinen Penis hatten, im Allgemeinen mehr zum Reden neigten als andere. Nicht nur, um zu behaupten, dass sie zu viel getrunken hätten und deshalb keine Erektion bekämen, sondern auch, um schmutzige Sachen zu sagen. Bernard jedoch schwieg hartnäckig, auch als sie

Weitere Kostenlose Bücher