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Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Titel: Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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Jahren standen beieinander und unterhielten sich. Belle sah aus dem Augenwinkel, wie sie ihr Gespräch unterbrachen, um einen Blick in ihre Richtung zu werfen. Sie wandte sich leicht um, hob den Kopf und lächelte verschmitzt, bevor sie den Blick wieder senkte.
    Sie wusste, dass es unmöglich war, direkt hier im Foyer des Ritz auf Kundenfang zu gehen, aber das hatte sie auch nicht vor. Sie hatte gehört, dass alle Hotelportiers Mädchen an der Hand hatten, die sie gegen einen hohen Betrag an Gäste des Hauses vermittelten, und sie nahm an, dass es hier nicht anders sein würde   – abgesehen davon, dass der Portier in einem Luxushotel wie dem Ritz wahrscheinlich besonders wählerisch war.
    Belle stellte sich neben ein vergoldetes Halbmondtischchen und sah sich suchend um, als ob sie auf jemanden wartete. Als sie erneut den Blick eines Mannes auffing, lächelte sie wieder und senkte dann die Wimpern. Auch so konnte sie spüren, dass er sie eingehend betrachtete, und sie hatte den Eindruck, dass ihm gefiel, was er sah.
    Einen Moment lang fühlte Belle sich wie damals bei Martha. Sie hatte es immer sofort gespürt, wenn Männer sie auf eine Weise ansahen, die ihr verriet, dass sie sie begehrten. Jetzt spürte sie es wieder, und es nahm ihr die Angst. Sie fühlte sich gut.
    » Est-ce que je peux vous aider? «
    Belle erschrak. Sie hatte weder gesehen noch gehört, dass sich ihr ein Mann genähert hatte. Er war um die fünfzig, schlank, mit leicht ergrautem Haar und gepflegtem Kinnbart. Seine Augen waren klein und sehr dunkel, und er trug einen schlichten schwarzenAnzug. Belle konnte an seiner Kleidung nicht erkennen, ob er für das Hotel arbeitete, aber ihr Gefühl sagte ihr, dass dies der Fall war.
    »Ich spreche kein Französisch«, sagte sie, obwohl sie ziemlich sicher war, dass er gefragt hatte, ob er ihr helfen könne.
    »Ich spreche Englisch«, sagte er nahezu akzentfrei. »Ich bin Monsieur Pascal, der Portier. Ich habe gefragt, ob ich Ihnen helfen kann. Warten Sie auf jemanden?«
    »Vielleicht auf Sie«, gab sie kokett zurück und zwinkerte ihm zu.
    Fast hätte er gelächelt. Belle vermutete, dass er gekommen war, weil sie ihm verdächtig erschien, aber er konnte unmöglich wissen, ob sie eine Hure war, die nach Freiern Ausschau hielt, oder jemand, der tatsächlich auf einen Freund oder Verwandten wartete. Sehr gut, dachte sie bei sich. Sie hatte gehört, dass ein guter Portier jede Hure sofort durchschaute, ihre Kleidung und ihr Auftreten mussten demnach ziemlich überzeugend sein.
    »Warten Sie auf jemanden, der Gast unseres Hauses ist?«, fragte er.
    Belle wusste, dass sie das Risiko eingehen musste. Kopf oder Zahl, dachte sie. Gewinnen oder verlieren. Entweder er setzte sie vor die Tür oder er sah in ihr die Möglichkeit für einen kleinen Nebenverdienst.
    »Könnte sein«, antwortete sie und sah ihm direkt in die Augen. »Das hängt ganz von Ihnen ab.«
    Sie sah, wie sein Adamsapfel auf und ab hüpfte. Schlucken war meistens ein Zeichen von Unsicherheit; anscheinend wusste der Mann nicht recht, was er sagen sollte. Belle sah ihm weiter unverwandt in die Augen, während ein zuversichtliches Lächeln um ihre Lippen spielte.
    »Ich denke, wir sollten dieses Gespräch irgendwo fortsetzen, wo wir ungestört sind«, sagte er schließlich mit gesenkter Stimme.
    Belle jubilierte innerlich. Einen solchen Vorschlag würde er ihr kaum machen, wenn er nicht halbwegs interessiert wäre. »Sehr gern«, antwortete sie.
    Ungefähr zwanzig Minuten später ging Belle zu ihrer Pension zurück. Sie fand, dass Pascal einen guten Pokerspieler abgeben würde, weil er weder etwas über sich selbst preisgegeben noch seine Stellung im Hotel kompromittiert hatte. Er war mit ihr in ein kleines Zimmer gegangen, das offensichtlich von Hotelgästen für Geschäftsbesprechungen benutzt wurde und mit einem großen Tisch und acht Stühlen möbliert war. Nachdem er sie aufgefordert hatte, sich zu setzen, nahm er ihr gegenüber Platz und fragte sie unumwunden, was sie wollte. Sie antwortete, dass sie gern Kontakt zu Gentlemen hätte, die sich Gesellschaft für den Abend wünschten, wenn sie allein in Paris waren. Er wollte wissen, warum sie dachte, er als Hotelangestellter könnte den Wunsch haben, sich auf ein derartiges Arrangement einzulassen.
    »Um Ihre Gäste glücklich zu machen.« Belle versuchte so zu wirken, als wäre das alles nicht neu für sie.
    Darauf erwiderte er nichts, was Belle verwirrte. Es gab keinen echten Grund, sie in

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