Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)
freigehalten hatte, und wirkte erfreut, als er hörte, dass Noah sich ihnen in Kürze anschließen würde.
»Ist es Ihnen heute Nachmittag gelungen, Pascal auf ein weiteres Treffen mit Belle anzusprechen?«, fragte Etienne, nachdem sie sich gesetzt hatten.
»Allerdings. Er wirkte verschlagen und gemein.« Philippe grinste. »Noch gemeiner als sonst, meine ich. Er hat genauso reagiert, wie ich es erwartet hatte, und erklärt, dass ich es ihm überlassen soll, Kontakt zu Belle aufzunehmen. ›Tja, ich weiß nicht, wie Sie das anstellen wollen‹, sagte ich darauf. ›Ich war nämlich in dem Hotel, in dem sie wohnt, und habe von ihrer Wirtin erfahren, dass sie seit einigen Tagen verschwunden ist.‹«
»Was hat er dazu gesagt?«
»Er war sichtlich erschrocken und wollte wissen, woher ich weiß, wo sie wohnt. Ich habe behauptet, dass ich sie nach unserem letzten Treffen nach Hause gefahren habe.«
»Und?«, fragte Etienne.
Philippe lachte in sich hinein. »Er war schwer erschüttert. Aber ob es ihn mehr getroffen hat, dass ich weiß, dass Belle verschwunden ist, oder dass ich eine Hure wie eine Dame behandelt habe, weiß ich nicht. Vielleicht ist ihm eingefallen, dass er als Mittelsmann überflüssig wird, wenn die Freier die Mädchen nach Hause bringen.«
»Und dann?«
»Tja, was ihm auch durch den Kopf gegangen sein mag, er hat ein bisschen herumgedruckst und schließlich gesagt: ›Sie wissen ja, wie diese Mädchen sind. Wahrscheinlich ist sie mit einem Mann auf und davon.‹ Ich wies darauf hin, dass das seltsam wäre, weil sie nichts mitgenommen hat, und dass ich daran denke, die Polizei zu verständigen. Das hat gesessen – seine Stimme wurde lauter, seineAugen funkelten, und er meinte, das würde doch ziemlich unangenehm für mich werden. Für ihn aber auch, sagte ich, weil ich der Polizei natürlich mitteilen würde, wie ich Belle kennengelernt habe.«
Er unterbrach sich, um Etienne und sich selbst Wein einzuschenken, ließ den Wein im Glas kreisen und schnupperte anerkennend daran, bevor er einen Schluck nahm. »Und dann bin ich gegangen. Ich dachte, es wäre ganz gut, ihn ein bisschen brodeln zu lassen.«
Jetzt wünschte Etienne, er hätte seinen Posten vor Pascals Haus nicht aufgegeben. Falls Le Brun den Mann in Panik versetzt hatte, würde er vielleicht noch heute Abend etwas unternehmen.
KAPITEL 33
Belle wurde nur noch von dem Gedanken beherrscht, wie durstig sie war. Jedes Mal, wenn sie die Augen schloss, sah sie Wasser aus einem Hahn laufen und stellte sich vor, es mit den Händen aufzufangen und zu trinken. Sie versuchte sich abzulenken, indem sie an Mog dachte, aber dann sah sie vor sich, wie Mog eine Teekanne in der Hand hielt und Tee in eine Tasse goss.
Ein Geräusch von unten schreckte sie auf. Sie setzte sich auf und lauschte. Hatte sie sich das nur eingebildet? Aber nein, irgendjemand war eindeutig unten im Haus. Sofort war ihr Durst vergessen. Sie sprang aus dem Bett, rannte zur Tür, hämmerte mit den Fäusten an die Tür und schrie.
Als sie aufhörte, um erneut zu lauschen, hörte sie Schritte auf der Treppe und bemerkte hinter der Tür einen Lichtschein. Anscheinend war der Strom wieder angeschaltet worden.
»Hilfe!«, rief sie. »Ich bin hier drinnen!«
»Ich weiß, wo du bist«, ertönte Pascals vertraute Stimme. »Geh von der Tür weg! Ich bringe dir etwas zu essen und zu trinken.«
Erleichtert wich sie zurück und zog automatisch die Überreste ihres zerrissenen Mieders über ihre Brust. Der Schlüssel drehte sich im Schloss, die Tür öffnete sich langsam, und lang ersehntes Licht fiel in den Raum, so grell, dass sie blinzeln musste. Pascal hatte einen Krug in der Hand, und über seinem Arm hing ein Beutel. Aber in der anderen Hand hielt er ein Messer.
»Kümmere dich nicht um das Messer«, sagte er und drückte mit der Klinge auf den Lichtschalter. »Ich werde es nur benutzen, wenn du Ärger machst.«
Belle starrte unverwandt auf den Krug. Ihr Durst war größer alsihre Angst. »Wo sind Sie gewesen?«, brachte sie heraus. »Warum haben Sie mich so lang allein gelassen?«
Er reichte ihr den Krug und sperrte schnell die Tür hinter sich zu. Belle setzte den Krug an ihre Lippen und trank in tiefen Zügen. Noch nie hatte ihr Wasser so gut geschmeckt.
»Ich hoffe, du hast dich mittlerweile entschieden, netter zu mir zu sein«, sagte er.
Als ihr Durst gelöscht war, stellte Belle den Krug auf den Frisiertisch. »Ich mache alles, was Sie wollen, aber sperren Sie mich
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