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Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Titel: Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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sie in einer Stadt ankamen. Wie lang genau, hätte Belle nicht sagen können, weil sie immer wieder einnickte, aber sie wusste, dass sie in einer Stadt waren, als die Kutsche langsamer wurde, weil es offenbar durch enge Gassen ging. Sie konnte Gelächter hören, immer wieder Musikfetzen und Singen und Gröhlen, und in der Luft hingen scharfe Essensgerüche.
    »Spricht dort, wo ich hinkomme, jemand Englisch?«, fragte sie.
    »Das bezweifle ich«, sagte Kent und grinste hämisch, als würde er sich darüber freuen.
    Weil sie nach dem Aufwachen so erschöpft gewesen war, hatte sie sich nicht wirklich gefürchtet, aber Kents gemeines Grinsen risssie schlagartig aus ihrer Benommenheit. Es verhieß, dass er etwas wirklich Schlimmes mit ihr vorhatte. Ihr Entsetzen kehrte zehnfach zurück, und als sie angstvoll zu Sly schaute, wich er ihrem Blick aus.
    »Sie können ruhig zugeben, wo Sie mich hinbringen«, sagte sie mit einer Stimme, die vor Angst zitterte. »Wenn niemand dort Englisch spricht, wie soll ich dann überhaupt tun, was man von mir verlangt?«
    Die Männer wechselten einen Blick.
    »Soll ich ein Dienstmädchen werden?« Sie richtete ihre Frage an Kent, und als keiner von beiden antwortete, fügte sie hinzu: »Oder etwas viel Schlimmeres als das?«
    Sie wartete auf eine Antwort, aber vergeblich. Sly machte seinem Namen alle Ehre und schaute überall hin, bloß nicht in ihre Richtung.
    »Glauben Sie, weil Sie mich hier in einem fremden Land lassen, bin ich nicht in der Lage, nach Hause zurückzufinden und zur Polizei zu gehen und auszusagen, dass Sie Millie umgebracht haben?«, sagte sie zu Kent und versuchte, mutiger zu klingen, als sie sich fühlte. »Ich wette, ich könnte sogar herausfinden, wo Ihr Haus steht; diese Schindelhäuser sind ziemlich selten. Für meine Mutter werden die Leute in Seven Dials ihr übliches Schweigen brechen, wissen Sie. Bald werden sie darüber reden, wer dieser Mann ist, der sich ›der Falke‹ nennt, und über seinen Handlanger Sly. Es wird ihnen nicht gefallen, dass Sie mich einfach von der Straße weg entführt haben.«
    Jetzt reagierte Kent. Er holte aus und schlug ihr hart ins Gesicht. »Halt den Mund!«, zischte er. »Wo du hinkommst, wirst du genau das tun, was man dir sagt, oder du wirst nicht lang genug leben, um ein zweites Mal ungehorsam zu sein. Was eine Rückkehr nach England angeht, das kannst du vergessen!«
    Belles Gesicht brannte und fühlte sich an, als würde es anschwellen. Fast hätte sie geweint, aber sie war entschlossen, ihm diese Genugtuung nicht zu geben.
    »Seien Sie sich dessen nicht so sicher«, sagte sie.
    Er holte erneut aus, aber Sly sprang auf und hielt ihn zurück. »Du darfst die Ware nicht beschädigen«, warnte er.
    Das Wort »Ware« sagte Belle alles. Für diese Männer war sie nur ein Handelsgut wie ein Ballen Stoff, eine Ladung Whisky oder ein Stück Fleisch, das an irgendjemand verschachert wurde. Mehr noch, sie konnte sich denken, an wen sie verkauft werden sollte. Sie wusste zwar erst seit kurzer Zeit, worum es in einem Bordell tatsächlich ging, aber sie war sich absolut sicher, dass sie in einem solchen Haus landen würde. Sie hätte gern geglaubt, dass sie nur eine Art Hausmädchen werden würde, wie Mog, aber niemand würde dafür jemanden auf ein Schiff schmuggeln und so weit weg bringen. Aus ihr sollte eine Hure werden!
    Am liebsten hätte sie vor Entsetzen laut geschrien und auf die beiden Männer eingeschlagen, aber sie wusste, dass sie damit Kent nur noch mehr reizen und ihn womöglich so sehr in Rage bringen würde, dass er auch sie erwürgte.
    Mog hatte immer behauptet, dass Belle mehr Tricks auf Lager hätte als ein Zauberkünstler, deshalb holte sie tief Luft, um etwas ruhiger zu werden. Sie sollte nicht umgebracht werden, und sie glaubte nicht, dass man sie schlagen würde, schließlich sollte sie gut aussehen. Alles, was sie tun musste, war, ihren Grips einzusetzen, um eine Fluchtmöglichkeit zu finden. Nicht aufzubegehren und keine Szene zu machen, wäre ein Anfang   – vielleicht behielten die beiden sie dann nicht mehr so scharf im Auge.
    Wenige Minuten später blieb die Kutsche stehen. Kent stieg als Erster aus, um Belle aus dem Wagen zu heben, und hielt sie so fest am Arm, dass sie nicht weglaufen konnte. Sly folgte sofort. Sie befanden sich in einer düsteren steilen Gasse mit hohen Häusern, aber ungefähr fünfzig Meter weiter unten fiel aus den Fenstern einer Bar Licht auf das Straßenpflaster. Das Lokal vibrierte

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