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Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Titel: Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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förmlich vor Musik, stampfenden Füßen und Gelächter.
    »Hier schläft anscheinend niemand«, sagte Sly. Er klang erleichtert.
    Kent sagte etwas zu dem Fahrer. Belle nahm an, dass er Französisch sprach, weil sie kein Wort verstand. Dann führten die beiden sie eine schmale Gasse hinunter auf einen kleinen Platz, wobei Kent ihren rechten und Sly ihren linken Arm festhielt. Belle sah Sly fragend an, aber er wandte das Gesicht ab.
    Auf dem Platz hatte noch eine Bar geöffnet, aus ihren kleinen Fenstern quoll goldenes Licht, aber all die anderen Läden waren geschlossen, und niemand war in der Nähe außer zwei Betrunkenen, die unsicher über den Platz taumelten. Die Männer verstärkten gleichzeitig ihren Griff um Belles Arme, und Kent presste seine freie Hand auf ihren Mund.
    Das Haus, zu dem die beiden sie brachten, befand sich an einer Ecke des Platzes und war ein Stück von den Nachbarhäusern zurückgesetzt. Der Platz wurde nur von zwei Gaslaternen schwach beleuchtet, aber trotzdem konnte Belle genug von dem Haus erkennen, um eine Gänsehaut zu bekommen. Es war größer als die meisten angrenzenden Gebäude, mit vier Stockwerken und spitzen, gotisch wirkenden Gesimsen. Die Fenster waren hoch und schmal und fast alle hinter Läden verborgen. Auf den zwei Säulen, die die fünf oder sechs Stufen zur Eingangstür flankierten, kauerten steinerne Greife, und über der Haustür flackerte ein mattrotes Licht. Es erinnerte Belle an ein Hexenhaus, das sie einmal in einem Bilderbuch gesehen hatte, als sie klein war.
    Sie klingelten, und die Tür wurde sofort von einem großen Mann in Abendgarderobe geöffnet. Er sah Belle ein wenig erstaunt an, aber Kent sagte schnell etwas auf Französisch, und der Mann ließ sie ein.
    Belle konnte aus dem Raum zu ihrer Linken Musik, Stimmen und Lachen hören, aber da die Tür geschlossen war, konnte sie nicht sehen, wer drinnen war. Der Mann, der sie ins Haus gelassen hatte, verschwand in einem Raum zu ihrer Rechten. Belle erhaschte einen flüchtigen Blick auf einen dunkelblau gemusterten Teppich, mehr aber nicht.
    Während Belle in der weitläufigen Halle mit einer elegant geschwungenen Treppe wartete, fiel ihr auf, dass die Teppiche in der Halle und auf der Treppe verschlissen und die dunkle Tapete alt und fleckig war. Nur der Kristalllüster an der Decke war eindrucksvoll; er war doppelt so groß wie der zu Hause, und die Kristallprismen klirrten und blinkten im Luftzug, der von der Eingangstür kam. Aber niemand hatte sich die Mühe gemacht, alle Halter mit Kerzen zu bestücken. Die Bilder an der Wand fand Belle sehr seltsam; alle zeigten nackte Frauen, aber der Maler hatte ihnen Tiergesichter gegeben.
    Der Türwärter kam wieder heraus und sagte etwas zu den Männern, und ohne seinen eisernen Griff um Belles Arm zu lockern, führte Kent sie in das Zimmer, dicht gefolgt von Sly.
    Mog hätte die Frau, die hinter dem schweren, auf Hochglanz polierten Schreibtisch saß, als »Schreckschraube« bezeichnet. Kein Lächeln des Willkommens zeigte sich auf ihrem langen, hageren Gesicht. Sie war groß und schlank und sah in ihrem mitternachtsblauen Taftkleid und mit dem kunstvoll aufgetürmten Haar sehr elegant aus. Aber die Augen, die Belle musterten, waren so tot wie die eines Fischs auf der Marmorplatte eines Fischhändlers.
    Sie sprach schnell und gestikulierte lebhaft, um ihre Worte zu unterstreichen. Belle konnte kein Wort verstehen, und sie hatte den Eindruck, dass Kent auch nicht alles verstand, denn gelegentlich unterbrach er die Frau, die dann einen tiefen Seufzer ausstieß, die Augen verdrehte und langsamer wiederholte, was sie gerade gesagt hatte. Manchmal tuschelte er auch mit Sly, aber Belle hatte das Gefühl, dass er so leise redete, damit sie nichts hörte, nicht um etwas vor der Frau zu verbergen.
    Irgendwann schienen sie sich einig zu werden, denn die Frau kam hinter dem Schreibtisch hervor und schüttelte ihnen die Hände. Dann trat sie näher zu Belle, die immer noch zwischen den beiden Männern stand, legte eine Hand unter ihr Kinn und hob es, um ihr Gesicht eingehend zu studieren. » Très jolie «, sagte sie, und Belle nahm an, dass das ein Kompliment war, da beide Männer lächelten.
    Es wurde noch ein bisschen geredet, die Frau schenkte jedem der Männer ein Glas Brandy ein und läutete dann eine kleine Glocke auf ihrem Schreibtisch.
    Eine ältere Frau mit leicht ergrautem Haar und einem einfachen schwarzen Kleid kam herein. Belle hatte den Eindruck, dass sie ein

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