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Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Titel: Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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zu gehen, um sie unbemerkt aufs Schiff zu schmuggeln, was würden sie erst in Frankreich mit ihr machen?
    Kent kam mit einem Glas in der Hand zurück. Er stellte es ab, schubste Belle auf einen Stuhl und nahm ihr den Knebel ab. »Trink das«, befahl er und hielt ihr das Glas an die Lippen.
    »Was ist das?«, wollte sie wissen.
    »Nichts als Fragen«, knurrte er. Er packte sie am Hinterkopf und presste das Glas an ihre Lippen. »Trink!«, befahl er.
    Belle spürte, dass er sie schlagen würde, wenn sie nicht nachgab, deshalb nippte sie vorsichtig an dem Getränk. Es schmeckte genauso wie die Anismedizin, die Mog ihr gab, wenn sie schlimmes Bauchweh hatte, nur sehr viel stärker. »Los, runter damit«, drängte Kent.
    Ihr blieb nichts anderes übrig, als zu tun, was er verlangte. Während sie das Glas austrank, sah sie, wie Sly mit einem Bohrer kleine Löcher in die Seitenwände des Koffers bohrte.
    Ungefähr eine Viertelstunde später, nachdem sie von Sly noch einmal nach oben gebracht worden war, um die Toilette zu benutzen, wurde Belle in den Koffer gepackt. Sly nahm ihr die Fesseln um die Knöchel ab und zog ihr die Stiefel aus. Er breitete eine Decke auf dem Kofferboden aus, legte ihr ein Kopfkissen hin und deckte sie mit einer weiteren Decke zu. So verängstigt sie auch war, rührte es sie trotzdem, dass Sly sich bemühte, es ihr bequem zu machen. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass es Kent kümmerte, ob sie Schmerzen oder Hunger hatte oder fror.
    »Du wirst es da drin ganz behaglich haben«, sagte Sly freundlich. »Im Handumdrehen bist du eingeschlafen, und wenn du aufwachst, sind wir da.«
    »Sagen Sie mir bitte, was Sie mit mir machen wollen«, bat sie.
    »Wir bringen dich aus dem Land, mehr brauchst du nicht zu wissen«, antwortete er. »Und jetzt sei still!«
    Belle war immer noch wach, als der Schrankkoffer zur Kutsche getragen wurde. Sie spürte, wie sich der Wagen in Bewegung setzte, sie konnte das Rattern der Räder hören, Kents Pfeife riechen und sogar die Stimmen der beiden Männer hören, auch wenn sie nicht laut genug sprachen, als dass sie verstanden hätte, was sie sagten. Aber auf einmal hatte sie das Gefühl, als würde sie fallen, als würde sie tief heruntergezogen, unaufhaltsam an einen sehr, sehr dunklen Ort.
    »Versuch es mit Riechsalz«, schlug Kent vor.
    Sly zog das kleine Fläschchen aus seiner Brusttasche, entfernte den Korken, beugte sich vor und schwenkte es unter Belles Nase hin und her. Ihre Nase zuckte, und sie wandte unwillkürlich das Gesicht ab. »Du hast ihr zu viel gegeben«, sagte Sly vorwurfsvoll. »Ein Kind wie sie braucht nur ein paar Tropfen. Sie hätte da drin sterben können.«
    Das Schiff war wegen Schlechtwetters mit drei Stunden Verspätung ausgelaufen, und die Überfahrt dauerte viel länger, als sie erwartet hatten. Sly hatte versucht, Belle zu wecken, als sie an Bord und in ihrer Kabine waren, weil er ihr etwas Warmes zu trinken und einen Happen zu essen geben wollte, aber sie wurde einfach nicht wach, und allmählich befürchtete er, dass sie nie wieder zu sich kommen würde. Sie hatten Calais in einer Mietkutsche verlassen, und da es mittlerweile zwei Uhr morgens war, waren sie in Sorge, das Bordell könnte schon geschlossen sein, wenn sie endlich eintrafen.
    »Jetzt kommt sie zu sich«, sagte Kent und hielt die Kerze näher an den Koffer. »Sieh mal, ihre Lider flattern schon.«
    Sly atmete erleichtert auf, als er sah, dass Kent recht hatte. »Belle!«, rief er und klopfte ihr auf die Wange. »Los, wach auf!«
    Er wünschte inständig, er hätte sich geweigert, Kent in diesemFall zu helfen. Er hätte wissen müssen, dass sein Freund ihm nicht die volle Wahrheit gesagt hatte. Vor der Entführung hatte Kent ihm erzählt, sie sei eine Hure, die den Mord an ihrer Freundin mit angesehen hatte und nur für eine Weile aus London weggeschafft werden müsste. Sie waren eine halbe Stunde vor der Beerdigung des toten Mädchens mit der Kutsche in der Nähe des Bordells eingetroffen, da Kent davon ausging, dass das Mädchen, auf das er es abgesehen hatte, zur Beerdigung gehen würde. Aber nur zwei ältere Frauen in Schwarz, die einen Kranz trugen, kamen aus dem Haus, und gerade als Kent sagte, sie würden noch ein paar Minuten warten, dann ins Haus gehen und sich das Mädchen schnappen, kam sie heraus.
    Sly sah sie nur aus der Ferne und konnte nur erkennen, dass sie in der Nähe des Ram’s Head herumlungerte, als ob sie auf jemanden wartete, und es waren viel zu viele

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