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Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Titel: Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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versuchen könnte, sie für immer zum Schweigen zu bringen.
    Warum in aller Welt hatte sie versucht, die Tatsachen zu verheimlichen, anstatt sofort auszusagen, wer Millie ermordet hatte? Warum hatte sie Belle nicht an irgendeinen sicheren Ort geschickt?
    Auf diese Fragen gab es im Grunde keine Antwort. Sie hatte den Kopf in den Sand gesteckt und gedacht, es würde irgendwie vorübergehen, und dafür würde sie sich den Rest ihres Lebens schämen. Aber sie wünschte, sie könnte wenigstens Mog sagen, dass sie sie wie eine Schwester liebte. Mog war immer ausgeglichen, freundlich, ehrlich und loyal, was erstaunlich schien, wenn man bedachte, wie oft Annie hässlich zu ihr war. Andererseits konnte sie ihren scharfen Ton vor sich selbst damit rechtfertigen, dass es Mog im Großen und Ganzen sehr gut ging. Sie war nie gezwungen gewesen, sich zu verkaufen, sie hatte immer ein Zuhause und eine Arbeit gehabt, in der sie geschätzt wurde, und musste nicht wirklich Verantwortung übernehmen. Außerdem hatte Belle sie geliebt, viel mehr als ihre eigene Mutter.
    Tief im Inneren wusste Annie, dass Mog diese Liebe verdient hatte, und sie musste sich eingestehen, dass Mog auch recht hatte, wenn sie es ihr verübelte, dass sie im Bett blieb und sich selbst bemitleidete. Deshalb hatte sie sich gezwungen aufzustehen, ein Bad zu nehmen, ihre Haare zu waschen und die Sachen anzuziehen, die Mog für sie gekauft hatte. Und als sie in den Spiegel schaute und feststellte, dass sie fast genauso aussah wie vor all diesen Katastrophen, fühlte sie sich auch ein bisschen mehr wie ihr altes Selbst.
    Sie war sehr dankbar, dass Jimmy außer der Geldkassette auch ihren schönen Rotfuchsmantel gerettet hatte. Ein Bewunderer hatte ihr den Mantel vor fünf Jahren geschenkt, und nun, da ihre Zukunft so ungewiss war, wünschte sie, sie hätte auch seinen Heiratsantrag angenommen. Aber das war Schnee von gestern. Aus dieser Misere musste sie sich selbst herausholen. Gestern hatte sie ein ganzes Pfund für einen kleinen rotbraunen Samthut ausgegeben, der perfekt zu ihrem Mantel passte. Mog hielt das vermutlich für eine absolut leichtsinnige Anschaffung und würde ihr vorhalten, sie hätte einen Hut aus zweiter Hand für weniger als Sixpence bekommen können, aber Mog konnte auch keinen Anspruch auf Eleganz erheben und hatte bestimmt kein Verständnis für Annies Wunsch, ihrem Stil treu zu bleiben.
    »Glaubst du, die beiden Männer sind wirklich allein nach Frankreich gefahren?«, brach Mog plötzlich das Schweigen.
    »Ich bin sicher, dass man das der Polizei gesagt hat«, antwortete Annie. »Aber Kent hätte leicht jemanden bestechen können, genau das zu behaupten. Vielleicht haben sie Belle sogar auf dem Schiff aus dem Land geschmuggelt. Es würde mich interessieren, wer der andere Mann war.«
    »Wie können wir das herausfinden?«, fragte Mog.
    »Ich könnte Noah bitten, mit der Bahn nach Dover zu fahren und sich bei der Reederei zu erkundigen«, sagte Annie. »Er scheint ein findiger junger Mann zu sein, bestimmt macht er das gern.«
    Mog wirkte nun etwas heiterer, und es dauerte eine Weile, bis sie wieder etwas sagte. »Was fangen wir beide denn nun an, Annie?«, fragte sie. »Um unseren Lebensunterhalt zu verdienen, meine ich, und ein neues Zuhause zu bekommen. Wir können nicht mehr viel länger bei Garth bleiben.«
    Diese Frage hatte sich Annie an diesem Morgen auch schon gestellt. Das Geld von der Versicherung würde noch eine Weile auf sich warten lassen, und sie bezweifelte, dass sie genug bekommen würde, um das Haus wieder aufzubauen oder ein anderes zu kaufen. Aber abgesehen davon fühlte sie sich einfach noch nicht imstande, Entscheidungen für die Zukunft zu treffen. Sie brauchte ein wenig Zeit für sich, um gründlich über alle Möglichkeiten nachzudenken.
    »Vielleicht sollte jede von uns ihre eigenen Pläne machen«, erwiderte sie. »Ich werde mir kein Dienstmädchen mehr leisten können, jedenfalls nicht so bald.«
    Sowie die Worte aus ihrem Mund waren, wurde Annie klar, dass es so klang, als wäre Mog nicht vor allem eine gute Freundin, sondern nur eine Angestellte.
    »Wie du meinst«, sagte Mog. Ihr Ton verriet, wie verletzt sie war.
    Annie versuchte, das, was sie gesagt hatte, anders auszudrücken, aber sie sah Mog an, dass es zwecklos war.
    Mog redete an diesem Vormittag nicht mehr mit Annie. Jedes Mal, wenn Annie versuchte, ein Gespräch anzufangen, gab sie vor, irgendwo anders etwas zu tun zu haben. Aber als gegen Mittag Noah im

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