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Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Titel: Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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gefahren?«, erkundigte er sich. Er war froh, das Thema wechseln zu können, weil er merkte, wie sehr es Jimmy verstörte, über Belle zu reden.
    »Nur einmal. Meine Mutter hat mich nach Cambridge mitgenommen, als sie dort eine Anprobe für eine Dame machen musste. Ich fand es ganz toll, aber die Fahrt hat sehr, sehr lang gedauert.«
    »Ich glaube nicht, dass Cambridge viel weiter entfernt ist als Dover, ungefähr fünfundsechzig Meilen, aber wenn man noch klein ist, kommt einem die Zeit schon sehr lang vor, wenn man bloß eine Stunde still sitzen muss.«
    »Ich war noch nie am Meer. Werden wir es in Dover sehen?«
    »Ja, natürlich.« Noah lachte über die Begeisterung des Jungen. »Schade, dass es zu kalt für eine Ruderpartie ist.«
    Die Fahrt nach Dover schien endlos zu dauern, und noch dazu war es im Abteil sehr kalt. Als sie ankamen, war Jimmys Nase genauso rot wie sein Haar.
    »Du brauchst einen warmen Mantel«, stellte Noah fest. Jimmy trug nur eine fadenscheinige Tweedjacke und einen grauen Schal um den Hals.
    »Ich mag meinen Onkel nicht darum bitten«, gestand Jimmy.»Mog hat gesagt, dass sie ihn darauf ansprechen und auch wegen einem Paar neuer Stiefel fragen wird   – meine haben Löcher –, aber sie hat es wohl vergessen.«
    »Ich habe zu Hause einen Mantel, der mir zu klein ist«, sagte Noah. »Den kann ich dir nächstes Mal mitbringen. Aber meine Stiefel trage ich, bis sie auseinanderfallen.«
    »Sie sind richtig schick angezogen«, bemerkte Jimmy und betrachtete bewundernd Noahs dunklen, knielangen Mantel, seinen Bowler und seinen hohen, steifen Hemdkragen.
    »Ich muss bei meiner Arbeit anständig aussehen«, erklärte Noah. »Man kann nicht erwarten, dass mich die Leute, die ich wegen Versicherungsansprüchen befrage, für voll nehmen, wenn ich wie ein Hausierer aussehe. Meine Mutter pflegte zu sagen: ›Kleider machen Leute‹.«
    »Das hat meine Mutter auch immer gesagt«, erwiderte Jimmy, als sie die Straße zum Hafen hinuntergingen. »Bis sie krank wurde, war ich immer sehr gut gekleidet. Dann mussten wir das Geld für wichtigere Sachen wie Medizin und Lebensmittel ausgeben. Ich habe mir immer gewünscht, dass ich nicht mehr wachse, damit ich keine neuen Sachen mehr brauche.«
    Noah legte dem Jungen eine Hand auf die Schulter. »Sie wäre bestimmt stolz auf dich«, sagte er. »Ich habe den Eindruck, dass du sogar deinen mürrischen Onkel dazu gebracht hast, dich zu mögen.«
    Jimmy lachte. »Er ist nicht so übel, wenn man sich erst einmal an seine Art gewöhnt hat. Auf ihn trifft das Sprichwort ›Hunde, die bellen, beißen nicht‹ zu. Meine Mutter hat mir erzählt, dass er erst so geworden ist, als sein Mädchen mit einem anderen Mann durchbrannte. Ich glaube, wenn Mog bei uns bleibt, könnte er noch richtig fröhlich werden, er hat sie nämlich wirklich gern.«
    Jimmy verstummte, als er das Meer sah. Der Wind peitschte mächtige Wogen auf, die tosend auf den Kiesstrand schlugen.
    »An einem Sommertag sieht es ganz anders aus«, erklärte Noah, als er merkte, dass Jimmy von dem Anblick ein bisschen eingeschüchtert war. »Es nimmt die Farbe des Himmels an, deshalb istes jetzt dunkelgrau, aber an einem sonnigen Tag hat das Wasser ein schönes, klares Blau, und die Wellen sind sanft und freundlich. Vielleicht können wir später im Jahr noch mal herkommen, damit du es siehst.«
    »Es ist so gewaltig«, sagte Jimmy ehrfürchtig. »Es geht immer weiter und weiter.«
    »Obwohl das hier die engste Stelle ist. Bis Frankreich sind es nur einundzwanzig Meilen. Manche Leute sind diese Strecke sogar schon geschwommen!«
    »Nicht an einem Tag wie heute«, lachte Jimmy. »Man kann richtig sehen, wie kalt das Wasser ist.«
    Jimmy war sehr beeindruckt, wie geschickt Noah mit dem Angestellten im Fahrkartenbüro umging. Er war ein eher verdrießlich wirkender dünner Mann, der zunächst unfreundlich verkündete, dass er nicht befugt wäre, Informationen über Passagiere weiterzugeben. Aber nachdem Noah ihm mitgeteilt hatte, dass er als Ermittler für ein Versicherungsunternehmen arbeite und seine Nachforschungen mit dem Einverständnis der Polizei anstelle, schlug der Angestellte ein Hauptbuch auf und sah auf der Passagierliste für den betreffenden Tag nach.
    »Mr. Kent und Mr. Braithwaite«, las er. »Jetzt erinnere ich mich wieder, weil die beiden eine Kabine wollten.«
    »Hatten sie ein junges Mädchen bei sich?«
    »Oh nein! Es waren nur die zwei.«
    »Können Sie sich erinnern, wie Braithwaite

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