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Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Titel: Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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sich ruhig hätten erkundigen können, wie es Annie und ihr ging.
    »Los, kommen Sie schon, sonst holen Sie sich hier draußen noch den Tod«, sagte Garth ungeduldig. Er hob Annie auf, als wäre sie nicht schwerer als ein kleines Kind, und marschierte in Richtung Ram’s Head .
    »Kommen Sie, Miss Davis.« Jimmy lächelte Mog an, stellte die Geldkassette auf den Boden und hielt ihr Annies Pelzmantel hin, damit sie hineinschlüpfen konnte. »Zu uns nach Hause, ja? Ihre Füße müssen erfroren sein.« Er hob die Kassette wieder auf und bot ihr seinen Arm. Mog nahm ihn gern, denn nach dem Schrecken und den Anstrengungen der Nacht tat es gut, jemand anderen entscheiden zu lassen, auch wenn es nur ein junger Bursche war.
    Drei Tage nach dem Brand stand Mog neben dem Bett und starrte Annie verzweifelt an. Sie weigerte sich hartnäckig, ein Bad zu nehmen, und stank immer noch nach Rauch, und ihr Haar fiel in fettigen Zöpfen auf die Schultern ihres schmutzigen Nachthemds. Seit Garth sie hier ins Bett gesteckt hatte, verließ sie es nur, um gelegentlich den Nachttopf zu benutzen.
    »Ich bin ruiniert«, schluchzte sie. »Was soll aus mir werden?«
    Mog legte automatisch tröstend eine Hand auf die Schulter ihrer Freundin, aber es fiel ihr schwer, Mitleid mit ihr zu haben, denn rein körperlich fehlte Annie nichts. Sie aß alles, was ihr vorgesetzt wurde, und sie musste nicht mehr husten. Auch Mog hatte ihr Zuhause und ihren Lebensunterhalt verloren, aber sie lag nicht jammernd und weinend herum, sondern versuchte, das Beste aus dieser furchtbaren Situation zu machen, indem sie sich im Ram’s Head nützlich machte.
    Das Zimmer, das sie sich teilten, war sehr klein, feucht und düster, und ehe Mog sich darin zu schaffen machte, auch sehr schmutzig. Aber auch wenn es nicht den Komfort und den Stil bot, den sie gewohnt waren, war es sehr freundlich von Garth, sie zu beherbergen.
    Als Gegenleistung hatte Mog vom ersten Morgen im Ram’s Head an begonnen zu kochen und sauber zu machen. Und obwohl Garth eher wortkarg war und nicht zu überschwänglichem Lob neigte, spürte sie, dass er es genoss, selbst gekochte Mahlzeiten zu bekommen und reinlichere Wohnräume zu haben. Jimmy hatte ihr anvertraut, dass sein Onkel seit ihrer Ankunft viel umgänglicher warund dass Mog aus ihrer Behausung ein richtiges Heim gemacht hatte.
    Mog war gern dort. Jimmy war so ein netter Junge, und es war eine Wohltat, ohne die ständigen kleinen Zankereien zu leben, die bei den Mädchen an der Tagesordnung waren. Aber wenn Annie es nicht allmählich schaffte, sich zusammenzureißen und irgendwelche Entscheidungen für ihre Zukunft zu treffen, würde Garth sich bald ausgenutzt vorkommen und sie auffordern, sein Haus zu verlassen.
    »Was meinst du mit ›Was soll aus dir werden‹?«, gab Mog zurück. »Du bist am Leben. Du wirst Geld von der Versicherung bekommen. Und die Kassette mit den Einnahmen ist auch noch da!«
    Mog hatte keine Ahnung, wie viel Geld sich in der Kassette befand, aber sie war schwer, und sie kannte Annie gut genug, um zu wissen, dass sie nicht ihr Leben riskiert hätte, um die Kassette zu holen, wenn es nicht um eine beträchtliche Summe gegangen wäre.
    »Das verstehst du nicht. Du musstest noch nie ein Haus einrichten oder die Verantwortung für ein Geschäft tragen.«
    »Ich kann mich nicht erinnern, dass du es eingerichtet hättest. Abgesehen von dem Lüster und dem Perserteppich hast du praktisch alles von der Gräfin übernommen«, fuhr Mog sie an. »Und wenn du sagst, dass ich den Laden nicht geführt habe, muss ich dich daran erinnern, dass ich immerhin Tag und Nacht da war, ich habe für Essen und Trinken gesorgt, die Wäsche gemacht, die Zimmer geputzt, die Mädchen bei der Stange gehalten und für dich und Belle gesorgt. Wenn ich nicht gewesen wäre, wärt ihr allesamt in euren Betten ums Leben gekommen. Wie kannst du also behaupten, ich wüsste nicht, wie man ein Geschäft führt?«
    »Du warst immer nur das Dienstmädchen.«
    Mog fixierte Annie scharf. Ihre Freundin war nie eine Schönheit gewesen. Attraktiv schon, mit einer guten Figur, aber ihr Teint war fahl und ihr braunes Haar unscheinbar. Was Annie besaß, war Persönlichkeit. Sie brauchte einen Raum nur zu betreten, und man drehte sich nach ihr um. Sie war kühl und gelassen und hatte etwasExotisches an sich. Früher, als sie noch eins der Mädchen war, gab diese Ausstrahlung den Männern das Gefühl, etwas ganz Besonderes zu bekommen, und da Annie immer wieder

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