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Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Titel: Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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Aber die beiden zeigten keine Regung.
    Als sie einen Hafen erreichten, blieb die Kutsche stehen, und die Tür wurde von einem hochgewachsenen Mann in schwarzem Überzieher und Homburg-Hut geöffnet. Er starrte Belle aus seinen kalten blauen Augen überrascht an und wandte sich dann an das Paar. » Je ne savais pas qu’elle était aussi jeune «, sagte er.
    Belle verstand von dem, was er sagte, nur das Wort » jeune« . Sie kannte es von Lisette und wusste, dass es »jung« bedeutete, deshalb nahm sie an, dass er in etwa »Ich habe nicht erwartet, dass sie so jung ist« gesagt hatte.
    Die beiden erwiderten etwas und zuckten die Achseln, als ob sie das nichts anginge.
    »Du gehst mit mir an Bord«, sagte er in perfektem Englisch mit nur ganz leichtem französischem Akzent zu Belle und streckte eine Hand aus, um ihr aus der Kutsche zu helfen. »Mein Name ist Etienne Carrera. Du wirst mich Onkel Etienne nennen, solange wir auf dem Schiff sind. Jedem, der fragt, werde ich sagen, dass du die Tochter meines Bruders und in England aufgewachsen bist, und dass ich dich zu meiner Schwester bringe, weil deine Mutter gestorben ist. Verstanden?«
    »Ja, Onkel Etienne«, antwortete Belle keck in der Hoffnung, ihn zu entwaffnen, weil er sehr grimmig dreinschaute.
    »Eins noch, bevor wir weitergehen«, sagte er und hielt sie mit eisernem Griff am Handgelenk fest. Der Blick seiner eisigen blauen Augen durchbohrte sie auf eine Weise, dass es ihr kalt den Rücken hinunterlief. »Wenn du Ärger machst und zu fliehen versuchst oder irgendwas anderes anstellst, was mir nicht gefällt, bringe ich dich um.«
    Belle gefror das Blut in den Adern. Sie spürte, dass er es ernst meinte.
    Anscheinend lief das Dampfschiff zuerst die Stadt Cork in Irland an, um Treibstoff aufzufüllen und weitere Passagiere aufzunehmen und dann weiter über den Atlantik nach New York zu fahren.
    Etienne führte Belle auf dem Schiff durch einen Niedergangnach unten, einen kurzen Flur entlang und dann noch weiter nach unten zu ihrer Kabine.
    »Hier«, sagte er brüsk, als er die Tür aufmachte. Belle trat in einen winzigen Raum mit einem schmalen Stockbett und einem kleinen Bullauge. Unter dem Bullauge befanden sich ein klappbarer Waschtisch, ein schmales Regal und darüber ein Spiegel. Am Ende der Koje hingen ein paar Haken an der Wand, um Sachen aufzuhängen, und unter dem unteren Bett war Stauraum für alles andere.
    Es machte Belle nichts aus, dass die Kabine so klein war, aber sie war entsetzt, dass sie sie mit Etienne teilen sollte.
    »Du brauchst nicht zu befürchten, dass ich dich anrühre«, sagte er, als habe er ihre Gedanken gelesen. »Mein Auftrag besteht darin, dich abzuliefern, ohne von der Ware zu kosten. Du kannst das obere Bett haben und die Vorhänge zuziehen, um etwas Privatsphäre zu haben. Ich komme nur her, um dich zu den Mahlzeiten oder für ein bisschen Bewegung an der frischen Luft abzuholen und natürlich zum Schlafen.«
    Er nahm Belles und seine eigene Reisetasche von der Schulter, reichte Belle ihr Gepäck und stellte seines auf die untere Koje. »Ich lasse dich jetzt allein, damit du dich einrichten kannst. Wir legen bald ab. Ich komme wieder, wenn wir unterwegs sind.«
    Er verließ die Kabine und sperrte hinter sich ab.
    Als das Schiff zwei Tage später Cork mit einer Menge neuer Passagiere verließ, stand Belle am Bullauge und beobachtete, wie Irlands Küste immer kleiner und kleiner wurde, bis sie nicht mehr zu sehen war. Ich bin jetzt schon weiter gereist als Mog oder meine Mutter in ihrem ganzen Leben, ging es ihr auf einmal durch den Kopf.
    Sie war nicht verängstigt, wie sie erwartet hatte. Sie war gelangweilt und verärgert, weil sie ständig eingesperrt war, bis Etienne kam, um sie abzuholen, und sie fühlte sich einsam. Aber Angst hatte sie nicht. Etienne war sehr höflich; wenn sie die Toilette benutzen wollte, ließ er sie nicht warten, bis es ihm passte, sondernging mit ihr den Korridor hinunter und wartete vor der Tür auf sie. Er verließ die Kabine, wenn sie sich waschen und anziehen wollte. Er interessierte sich sogar für ihr Befinden, achtete darauf, dass sie genug zu essen und zu trinken bekam und besorgte ihr ein paar Bücher zum Lesen.
    Aber er redete nicht viel. Er sagte kein Wort über seine eigene Situation oder über ihren Bestimmungsort. Wenn er im Speisesaal von einem anderen Passagier angesprochen wurde, antwortete er, fing aber nie von selbst ein Gespräch an. Belle nahm an, dass er befürchtete, sie könnte

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