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Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Titel: Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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den Seegang gut, auch wenn es beunruhigend war, beinahe aus der Koje geworfen zu werden und sich in einer Kabine zu befinden, die sich in eine Art Achterbahn verwandelt hatte.
    Aber Etienne fühlte sich nicht sonderlich wohl. Als Belle ihn stöhnen hörte, sprang sie aus ihrem Bett und holte den Nachttopf aus dem kleinen Schrank unter seiner Koje. Er musste sich ein paar Mal hintereinander heftig übergeben, bis er nur noch Galle ausspie.
    Als sie den Topf ausleeren ging, hatte sie endlich Gelegenheit, die Kabine zu verlassen, ohne von ihm überwacht zu werden. Aber sie machte sich solche Sorgen um Etienne, dass sie diese Chance nicht nutzte. Nachdem sie den Topf geleert hatte, fragte sie einen der Stewards, ob der Schiffsarzt nach Etienne sehen könnte.
    Der Arzt ließ sich nicht blicken. Anscheinend waren so viele Passagiere seekrank, dass er sich auf die bedürftigsten beschränkte, die sehr jungen und die sehr alten. Also kümmerte sich Belle um Etienne. Sie hielt ihm den Topf hin, wenn er wieder erbrechen musste, wusch ihn mit einem Schwamm, gab ihm Wasser zu trinken und wechselte seine Bettwäsche, als sie von Schweiß durchtränkt war. Sie schlief kaum und aß nur sehr wenig, weil sie ihn nicht mehr als ein paar Minuten alleine lassen mochte.
    Aber am Abend des vierten Tags ließ das Stampfen und Schlingern des Schiffs nach, und Etienne erholte sich ein wenig. Belle ging in den Speisesaal, verschlang eine ausgiebige Mahlzeit und brachte Etienne ein wenig Brot und Suppe mit.
    »Du bist wirklich sehr nett«, sagte er schwach, als Belle ihm half, sich aufzusetzen, und ein paar Kissen hinter seinen Rücken schob.
    »Ein Glück, dass ich nicht auch seekrank geworden bin«, sagte sie und fütterte ihn mit Suppe, als wäre er ein Baby. »Praktisch alle Passagiere sind krank. Der Speisesaal war leer.«
    »Hast du die Gelegenheit genutzt, dir Hilfe zu holen?«, fragte er und packte sie am Handgelenk.
    Er war immer noch schrecklich blass, aber die grünliche Färbung seiner Haut war verschwunden. Belle blickte auf seine Hand und runzelte die Stirn. Etienne ließ sie sofort los und entschuldigte sich.
    »Schon besser«, sagte sie steif. »Nein, habe ich nicht. Ich hatte zu viel damit zu tun, mich um Sie zu kümmern.«
    Seine Erleichterung war nicht zu übersehen, und ihr schoss der Gedanke durch den Kopf, dass sie vielleicht lieber hätte lügen und behaupten sollen, sie hätte dem Zahlmeister oder sonst irgendjemandem alles erzählt.
    »Dann sehe ich lieber zu, dass ich schnell wieder auf die Beinekomme, ehe du dich mit einem Rettungsboot davonmachst«, sagte er mit einem Lächeln. »Du würdest eine erstklassige Krankenschwester abgeben. Du hast einen starken Magen und einen eisernen Willen, aber du bist auch freundlich.«
    Belle lächelte, weil es sie freute, dass es ihm besser ging. Gleichzeitig begriff sie nicht, warum ihr etwas daran lag, da er doch in jeder Hinsicht ihr Feind war. »Essen Sie das auf. Sie haben einiges aufzuholen, bis Sie wieder stark genug sind, um mich herumzukommandieren. Bis es so weit ist, schiebe ich meine Flucht auf«, gab sie zurück.
    In den folgenden Tagen wurde die See ruhiger, und das Leben an Bord verlief wieder in den gewohnten Bahnen. Etienne erholte sich schnell und aß bald wieder mit gutem Appetit. Aber seine Haltung gegenüber Belle hatte sich verändert; er war viel warmherziger, und statt sie stundenlang in der Kabine einzusperren, schlug er vor, in der Lounge Karten oder Gesellschaftsspiele zu spielen, um sich die Zeit zu vertreiben.
    »Was ist das für ein Ort in New York, wo Sie mich hinbringen?«, fragte sie, als sie eines Tages Schach spielten.
    »Nicht New York, sondern New Orleans.«
    »Aber das ist am ganz anderen Ende von Amerika, oder?«, fragte sie.
    Etienne nickte. »Unten im Süden. Dort wirst du es wesentlich wärmer haben.«
    »Aber wie kommen wir dahin?«
    »Mit einem anderen Schiff.« Er erzählte ihr, dass New Orleans ganz anders als der Rest der Vereinigten Staaten war. Hier war Prostitution legal, und es gab überall Musik und Tanz und Glücksspiel. Die ursprünglichen Einwohner waren französische Kreolen, aber es gab auch einen hohen Bevölkerungsanteil an Schwarzen, die nach dem Bürgerkrieg und der Abschaffung der Sklaverei in die Stadt geströmt waren. Die Armee der Nordstaaten hatte die meisten der großen Baumwoll- und Tabakplantagen zerstört, und die vielen ehemaligen Sklaven mussten sich nach anderen Arbeitsplätzen umsehen.
    »New Orleans ist

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