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Doctor Sleep (German Edition)

Doctor Sleep (German Edition)

Titel: Doctor Sleep (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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rostiges Tor, das offen stand, und dann an einem Schild vorüber. Das Schild zog so schnell vorbei, dass Abra es nicht lesen konnte. Dann die Fabrik. Eine stillgelegte Fabrik mit kaputten Schornsteinen und kaputten Fenstern. Ein weiteres Schild kam, das Abra dank dem Mondlicht lesen konnte: BETRETEN VERBOTEN! CANTON COUNTY SHERIFF’S DEPT.
    Sie fuhren auf die Rückseite, und wenn sie dort ankamen, würden sie Brad, dem Baseballjungen, wehtun – so lange, bis er tot war. Das wollte Abra nicht sehen, weshalb sie alles rückwärtslaufen ließ. Das war ziemlich schwierig, ungefähr so schwierig, wie ein Konservenglas mit einem ganz fest schließenden Deckel zu öffnen, aber sie schaffte es. Als sie wieder dort angekommen war, wo sie hinwollte, ließ sie los.
    Der Baseballhandschuh gefiel Barry the Chunk, weil er ihn an die Zeit erinnerte, als er ein kleiner Junge gewesen war. Deshalb probierte er ihn an. Er probierte ihn an und roch das Öl, mit dem Brad den Handschuh einrieb, damit er nicht steif wurde, und dann schlug Barry ein paarmal mit der anderen Faust auf den Hand …
    Aber nun bewegte sich alles vorwärts, und sie vergaß Brads Baseballhandschuh wieder.
    Wasserturm. Schuppen mit eingestürztem Dach. Rostiges Tor. Und dann das erste Schild. Was stand darauf?
    Nein. Immer noch zu schnell, trotz Mondlicht. Sie spulte wieder zurück (inzwischen standen ihr Schweißtropfen auf der Stirn) und ließ los. Wasserturm. Schuppen mit eingestürztem Dach. Achtung, gleich kommt es! Rostiges Tor. Dann das Schild. Diesmal konnte sie es lesen, wenngleich sie sich nicht sicher war, ob sie es verstand.
    Abra griff nach dem Blatt Papier, auf das sie die ganzen Namen dieser dämlichen Boygroupmitglieder gemalt hatte, und drehte es um. Eilig, bevor sie es wieder vergaß, kritzelte sie alles hin, was sie auf dem Schild gesehen hatte: ORGANIC INDUSTRIES und ETHANOLFABRIK NR. 4 und FREEMAN , IOWA und BIS AUF WEITERES GESCHLOSSEN .
    Okay, jetzt wusste sie, wo die ihn getötet hatten und wo – da war sie sich sicher – sie ihn samt seinem Baseballhandschuh begraben hatten. Was nun? Wenn sie die Nummer für vermisste und ausgebeutete Kinder anrief, hörten die Leute da eine Kinderstimme und würden ihr keine Beachtung schenken … außer dass sie ihre Nummer womöglich der Polizei weitergaben, weshalb sie dann wahrscheinlich dafür eingesperrt würde, dass sie Leuten, die ohnehin schon unglücklich waren, einen Streich spielen wollte. Als Nächstes dachte sie an ihre Mutter, aber da Momo krank war und bald sterben würde, kam die nicht infrage. Mama hatte ohnehin schon genug Sorgen.
    Abra stand auf, ging zum Fenster und starrte hinaus auf die Straße, auf den Lickety-Split-Markt an der Ecke (den die älteren Kids als Lickety Spliff bezeichneten, weil dahinter, bei den Müllcontainern, so viele Joints geraucht wurden) und auf die in den klaren, blauen Spätsommerhimmel ragenden White Mountains. Sie rieb sich ständig den Mund, eine nervöse Angewohnheit, die ihre Eltern ihr abgewöhnen wollten, aber die waren nicht da, also piep drauf. Piep auf diesen ganzen Mist.
    Dad sitzt da unten.
    Dem wollte sie es allerdings auch nicht sagen. Nicht weil er sein Buch fertig schreiben musste, sondern weil er sich, selbst wenn er ihr glaubte, bestimmt nicht in so etwas hineinziehen lassen wollte. Um das zu wissen, musste sie gar nicht erst seine Gedanken lesen.
    Aber wer dann?
    Bevor ihr eine logische Antwort einfiel, begann die Welt hinter ihrem Fenster sich zu drehen, als wäre sie auf einer riesigen Scheibe befestigt. Abra stieß einen leisen Schrei aus, griff nach den Seiten des Fensters und packte mit beiden Fäusten die Vorhänge. So etwas hatte sich früher schon ereignet, immer ohne Vorwarnung, und sie war jedes Mal zu Tode erschrocken, weil sie überhaupt keine Kontrolle darüber hatte – es war wie ein Krampfanfall. Sie war nicht mehr in ihrem eigenen Körper, sie war in einem Zustand des Weitwegseins statt des Weitsehens. Was, wenn sie nicht mehr zurückkam?
    Die Drehscheibe wurde langsamer und hielt schließlich an. Anstatt in ihrem Zimmer zu sein, befand Abra sich in einem Supermarkt. Das wusste sie, weil sie vor sich die Fleischtheke sah. Darüber (dank den hellen Neonleuchten war dieses Schild leicht zu lesen) stand ein Versprechen: BEI SAM’S IST JEDES STEAK EIN COWBOY-STEAK VON EXZELLENTER QUALITÄT! Ein oder zwei Momente lang kam die Fleischtheke näher, weil die Drehscheibe Abra in jemand hineingeschoben hatte, der gerade darauf

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