Doctor Who: Rad aus Eis (German Edition)
Menschen, keine blauen Puppen, keine Soldaten.
Ohne Probleme fanden sie den Schacht im Inneren und stiegen ihn hinab.
Kurz darauf erreichten sie eine Luftschleuse, betraten die mit Luft gefüllten Seitenschächte und zogen die Kapuzen von ihren Hautanzügen. Die Luft war kalt, kälter als zuvor. Zoe glaubte, verbranntes Plastik zu riechen, scharfen Ozongestank – statische Elektrizität? – und darunter den Eisengeruch menschlichen Blutes.
Der Doktor führte sie und die anderen durch einen weiteren senkrechten Schacht tiefer ins Innere des Mondes. Er wollte den gleichen Weg wie bei seinem zweiten Besuch nehmen und zum Nest der blauen Puppen zurückkehren.
»Wenn die blauen Soldaten herausfinden, dass wir hier sind, könnten wir in Gefahr geraten«, warnte er. »Aber denkt daran, dass seit den Kämpfen und der Evakuierung niemand mehr hier unten war. Kein Mensch, meine ich. Also wurde nichts aufgeräumt.« Er sah Phee an. »Wir könnten … verstörende Dinge sehen.«
»Tote, meinen Sie«, sagte Phee hart. »Keine Angst. Meine Mutter wollte zwar auch deshalb nicht, dass ich hierher komme, doch ich bin nicht zart besaitet.«
»Das glaube ich gern«, sagte der Doktor. »Aber keiner von uns wurde zum Soldaten ausgebildet. Nicht einmal Sie, Marshal Paley. Wir sollten also ehrlich zu uns sein. Was wir vorhaben, wird nicht leicht.«
Sie erreichten eine Abzweigung, und der Doktor bog erstaunlich geschickt in den Seitenschacht ein. Doch Sonia bestand darauf, die Führung zu übernehmen. Der Blaster hing an ihrer Hüfte. Der Doktor und Phee folgten ihr, Zoe ging hinter ihnen.
»Ich weiß wirklich nicht, weshalb Sie diesen Weg nehmen wollen«, sagte Sonia. »Wenn wir zum Kern unterwegs sind, wäre Florians neuer Probeschacht wesentlich bequemer. Durch ihn wären wir direkt dorthin gelangt.«
»Diese Bohrung war ein Akt der Aggression, mit dem wir nichts zu tun haben sollten. Außerdem müssen wir zuerst noch jemanden finden.«
»Wen?«
»Einen Verbündeten, hoffe ich.«
»Psst.« Sonia hob die Hand. Sie blieben reglos stehen. Nach einem Moment schlichen sie vorsichtig weiter.
Der Weg vor ihnen war voll von blauen Körpern. Sie lagen auf dem Boden oder hafteten ausgestreckt an den Wänden und der Decke. Die meisten waren Erwachsene, also Soldaten; ein paar Puppen schmiegten sich an sie. Im Tunnel war es vollkommen still. Es sah aus, als habe jemand nicht mehr benötigte Skulpturen dort abgeladen. Zoe erstarrte beinahe vor Angst.
»Ich frage mich, wovon sie träumen«, sagte Phee,
»Ich weiß es nicht«, sagte der Doktor. »Hoffentlich von nichts.«
Sonia ging vorsichtig einen Schritt nach vorn.
Es raschelte. Die Blauen hoben und drehten ihre Köpfe, wie Fühler, die sich auf ihr Ziel ausrichteten. Sie bewegten sich gleichzeitig, wie ein Organismus. Zoe schluckte, als sie Hunderte schwarzer, leerer Augen ansahen.
Sonia zog ihren Blaster. »Sie versperren uns den Weg. Wir können entweder zurückgehen oder uns durchkämpfen.«
»Verdammt noch mal.« Der Doktor schob sie zur Seite und rollte die Fahnen aus, die er getragen hatte. »Zieht sie über.« Er verteilte sie.
Sonia betrachtete ihre Fahne verwirrt. »Was soll das?«
»Ziehen Sie sie über! Wir werden uns nicht den Weg frei schießen, Sonia. Wir sind hier, um zu reden und zuzuhören, nicht zum Zerstören. Diese Begegnung wird uns zeigen, ob das möglich ist. Legen Sie die Fahne über ihre Schultern wie einen Umhang.«
Als sie alle ihre Fahnen übergezogen hatten, nickte der Doktor Zoe zu. »Schalte sie ein.«
Zoe tippte einen Befehl in die einfache Tastatur ihres Steuerpults.
Die Fahnen leuchteten auf. Gestreifte Lichtmuster, elegante Kurven und zarte Farben waren darauf zu sehen. Es waren Bilder der Saturnringe, teils als Aufzeichnungen, teils direkt aus MMACs Live-Übertragung. Wenn der Doktor recht hatte, spiegelten sie die Gedankenwelt des Wesens wider, das sich im Herzen des Mondes befand.
Die blauen Köpfe drehten sich erneut, starrten die Flaggen an.
Der Doktor machte einen Schritt nach vorn, dann einen zweiten. Sorgfältig ging er um die Körper am Boden herum. Die Blauen wichen ihm nicht aus, aber sie versperrten ihm auch nicht den Weg. Ihre Köpfe folgten den wechselnden Mustern auf seiner Fahne. Überall raschelte es.
»Ich denke, ihr könnt jetzt nachkommen«, sagte der Doktor ruhig. »Versucht, auf niemanden zu treten. Ich glaube zwar nicht, dass sie euch das übel nähmen, aber wir gehen besser kein Risiko ein. Ach ja, Phee, zeig
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